Lustige Wölkchen am kobaltblauen Himmel…
Ich liebe Gelees, Marmeladen und Konfitüren. Selbst gekocht. Ohne Schnick-Schnack. Bleib mir weg mit diesen absurden Mischungen: Erdbeer-Auberginemarmelade in Senfgurken-Wodka. Ich stehe auf Sortenreinheit. Eindeutig in Geschmack und Farbe.
Erdbeeren? Jede Menge gegessen, den Rest vergessen. Johannisbeeren. Nicht dran gedacht.
Wer in anderen Ländern lebt, hat zwei Möglichkeiten. Entweder er bringt aus dem Heimaturlaub das mit, was es im Gastland nicht zu kaufen gibt. Oder er besinnt sich drauf, ob auch andere Wege zum gewünschten Ziel führen.
Jetzt also die Brombeeren. Bei den Bauern wird das Angebot zusehends knapper. Dafür sehe ich vermehrt Steigen mit Trauben und Feigen. Diesmal werde ich also auf der Hut sein.
Heute morgen muss ich zu verschiedenen Verkäufern auf dem Markt gehen, um ein Kilo Brombeeren zusammenzubringen. Wie soll ich sie zubereiten? Für ein klassisches Gelee haben sie wegen der Hitze zu wenig Saft. Überhaupt: Geliermittel. Nirgends zu sehen, nirgends zu kaufen. Im bestsortiertesten Markt kann ich mich einer Verkäuferin verständlich machen. Haben Sie šećer za želatiniranje? Nein. Wie kochen die Leute hier denn Marmeladen oder Gelees? Sie zeigt auf das Regal. Reihenweise Kristallzucker. Geliermittel? Hier wird normaler Zucker in Menge für Marmeladen verwendet. Schreckensbilder vor den Augen, während ich mich für die freundliche Auskunft bedanke. Dicke dunkelbraune Massen, die Konsistenz von Teer und zahnschmerzsüss, egal ob Erdbeeren oder Kirschen, alles der gleiche Kitt. Geschmacklos und unansehnlich. Gerade tauglich, um den Kühler deines Autos im Urlaub provisorisch abzudichten. Das kann ich Frau Waas unmöglich zumuten.
Auf welcher Wolke sitzt meine Uroma jetzt? Die hatte das noch drauf, damals als die Chemie noch relativ chancenlos gegen altes Wissen im Haushalt war.
Egal jetzt, die Brombeeren sind gekauft. Besinnen, erinnern und anfangen – wird schon werden.
Die Brombeeren werden durch ein feines Sieb passiert, das ergibt einen 3/4 Liter feines Fruchtmark. Ein Kilo Zucker und reichlich Saft von frischen Zitronen. Der grosse Topf steht auf dem Herd. Werkzeug liegt bereit. Die Gläser sind an ihrem Platz. Im Topf fängt es an zu blubbern. Jetzt heissts aufpassen. Erdbeeren neigen zu lavaartigen Eruptionen beim aufkochen, Brombeeren hingegen brennen innerhalb weniger Sekunden gnadenlos an. Vier Minuten kochen mit Chemie, das ist die Regel. Genau aufpassen ohne Chemie, das ist das Leben. Ich will sie auf Faden (106°) kochen. Den gelierenden Faden kriege ich ohne Thermometer zwischen den Fingern hin. Sieben Minuten. Etwas knapp, also auf Flug (110°) hochkochen. Klappt, die Gelierprobe haut hin. Farbe und Aorma sind verführerisch. Der Geschmack? – Schade, dass ich jetzt bis zum abkühlen warten muss.
Heidelbeeren sind jetzt auch schon zu sehen. Und Lattwersch wirds auch geben dieses Jahr. Wenn ich schon auf Äppler, Handkäs und Grie´ Soss verzichten muss.
Advertisements
Jamm Jamm, ich habe gerade Heißhunger auf einen Toast mit Brombeermarmelade. Erinnert mich an die Zeiten wo wir eine Ferienwohnung im Sauerland hatten und wir Kinder jedes Mal, sobald die Beeren reif waren, durch die Lande streiften und sammelten. Meist kamen wir total zerkratzt, vom Beerensaft verschmiert aber satt und mit vollen Körben zurück. Danach war es dann an Muttern aus dem Ertrag etwas zu zaubern.
Wenn es dort Walderdbeeren gibt bereite daraus mal eine Marmelade zu, das Ergebniss ist dann eine wahre Geschmacksknospenexplosion.
Gefällt mirGefällt mir
Walderdbeeren? – ich bin schon unterwegs – – – >
Gefällt mirGefällt mir
Auja! Selbst gekochte Marmelade liebe ich auch, vor allem wenn jemand anders sie selbst gekocht hat *g*
Leider ist meine Marmeladenhändlerin momentan nicht erreichbar, dafür hab ich von einer Arbeitskollegin Lattwersch, Holunder und Heidelbeere bekommen, Orange-Grapefruit ist leider aus.
Danach muss ich wieder zur Industrieware greifen, oder Deinem Beispiel folgen und selber tätig werden. Nur mit Walderdbeeren siehts schlecht aus hier.
Gefällt mirGefällt mir
Um Himmels Willen – Industrieware? Mit den Orangen bringst du mich auf eine Idee. Ich habe da noch eine Rezeptur für eine schottische Orangenmarmelade mit Single Malt leicht aromatisiert. Das müsste deinem Geschmack doch auch zuträglich sein…
Gefällt mirGefällt mir
Hm, wir haben die Marmeladen früher, also aufm Dorf in der DDR, auch immer mir Zucker gemacht… Sooooviel braucht man da gar nicht, glaube ich, aber es dauert länger, je nach Säuregehalt der Früchte. (Je weniger Säure, desto längeres kochen
Gefällt mirGefällt mir
In der Tat, Orange mit Single Malt aromatisieren ist fast so gut wie Grapefruit mit Grand Marnier, Holunder mit Apfelkorn oder Pflaume mit Gin.
Gefällt mirGefällt mir
Pflaume mit Slibovic stelle ich mir passender vor. 🙂
Gefällt mirGefällt mir
Korrektur! Hab grad noch mal nachgeschaut Für einen halben Liter Saft braucht man je nach Säuregehalt der Früchte 250-400g Zucker, bei Erdbeeren, Himbeeren sogar noch mehr.
Gefällt mirGefällt mir
durch Zitronensaft kann man die Zuckermenge reduzieren und damit die Kochzeit
Gefällt mirGefällt mir
Hier lernt man richtig was. Ich verspüre einen unwiderstehlichen Drang Marmelade kochen zu wollen, unbedingt!
Gefällt mirGefällt mir
du solltest öfter mal vorbeischauen…. ;-))
Gefällt mirGefällt mir