Klare Fragen – deutliche Antworten

Grauer Himmel – RegenRegenRegen…

Karikaturen in Dänemark, nun ein ominös infamer Film von irren Fanatikern und in einigen Tagen vielleicht ein französisches Satiremagazin mit vermeintlichem Witz. Die Folgen waren und werden sein: sinnlos hingemordete Menschen, zertrampelte Fahnen, Hass und Zerstörung – Feuer und Schwert.
Eurokrise. Europa auf der Kippe. Fortschreitende Einschränkung von Menschenrechten, die wir in Europa demokratische Rechte nennen und endlich realsiert sehen möchten (z.B. Plebiszit). Raffgierige Spekulanten unterstützt und angeheizt von moralisch bis ins Mark verkommenen Bankern. Politiker, die längst keine tragfähigen Antworten mehr haben und lediglich auf die eigenen Pfründe schielen.
Fünfhundert Jahre Kapitalismus nähern sich unaufhaltsam ihrem Ende. Bibeltreue sehen dem sogenannten Armageddon entgegen, die Superreichen haben längst vorgesorgt mit atomsicheren Bunkern und Goldreserven. Wolkige Heilsversprechen von der einen, ewiggleiche Beschwörungsformeln von der anderen Seite. Von Gerede wird kein Mensch satt.
Ich bin zu sehr und vor allem gerne Realist, um meine Lebenszeit mit Verschwörungstheorien, Untergangsszenarien oder Heilsversprechen zu vertun.
Im Zuge von Studien bin ich erneut auf Immanuel Wallerstein gestossen. Wissenschaftler. Soziologe. Hochdekoriert und in weiten Kreisen noch immer viel zu unbekannt. Ein Mann, der klar denkt und analysiert. Von kapitalismushörigen Neoliberalen ebenso vehement angegriffen wie von theorieschwangeren Neomarxisten. Ein Mann zwischen den Stühlen.
Für mich sind Menschen zwischen den Stühlen meist interessant. Diese Menschen kämpfen für ihre Unabhängigkeit; sie bewahren sich ihre Freiheit von Dogmen und sind in der Lage, unangenehme Fragen zu stellen. Da sie ungewohnte Wege beim Denken beschreiten, eröffnen sich neue Perspektiven. Die sind nicht immer bequem oder einfach. Können manchmal auch Angst machen. Vor allem aber steht der Mensch im Mittelpunkt und nicht anonyme Systeme. Die sind selten menschlich oder gar menschenfreundlich.
Im Zuge einer Recherche stiess ich auf ein sehr sehenswertes Interview mit Immanuel Wallerstein. Seine Analyse zum Kapitalismus. 27 denkwürdige Minuten dauert das Interview, das ein Redakteur von Kontext-TV führte. „Kontext-TV – die anderen Nachrichten“ lernte ich dabei kennen und ich denke, dass ich mich da jetzt öfter umsehen werde. Ich zitiere: „Das Projekt Kontext TV wurde im Herbst 2009 von David Goeßmann und Fabian Scheidler initiiert und befindet sich im Aufbau. Die Kernidee besteht darin, ein unabhängiges deutschsprachiges Nachrichtenmagazin zu schaffen, das regelmäßig über Internet und lokale Radio- und TV-Stationen sendet und substantielle Hintergrundinformationen zu drängenden Gegenwarts- und Zukunftsthemen wie Klimawandel, Krieg und Frieden, soziale Gerechtigkeit und Migration liefert. Zu Wort kommen als Studiogäste oder per Live-Schaltung kritische Stimmen aus dem In- und Ausland, die oft in den Mainstreammedien zu wenig gehört werden.“(Quelle: Webseite Kontext TV – Wir über uns)

Die Schlagzeilen von heute werden soviele Tage aufgewärmt, bis mit neuen Sensationen neues Geld zu scheffeln ist. Die Mühle läuft. Wir kennen die Guten und die Bösen. Die kennen wir schon zu lange. Ich brauche niemanden, der mir das tagtäglich mit dem einlullenden Geschrammel einer Gebetsmühle vorleiert. Ist der Dalai Lama mit seinen unverfänglich hingelächelten Showauftritten tatsächlich besser als der alte Mann in Rom? Beide machen mehr Politik als der Religion zuträglich ist. Beide leiten Institutionen, in denen sich die Macht auf hierarchische Strukturen von Vorvorgestern beruft. Beide sind Chefs, die in überflüssigem Prunk & Pomp leben – weit entfernt von den Menschen, durch deren Arbeit sie ernährt und am Leben erhalten werden.
Ich bin der Meinung, wir brauchen viel notwendiger ungewöhnliche Fragen, um neue konstruktive Antworten zu finden. Auch wenn sie heute vielleicht unpopulär sind. Oder verlacht werden. Mit den Meldungen der tagtäglichen „Sensationen“ werden wir gezielt von den wirklich drängenden Fragen abgelenkt. Nachrichten. Das Wort selbst zeigt auf das „Zu spät!“ – ist alles schon passiert und vorbei, nicht mehr zu ändern. Rückwärts gewandte Aufregungen verhindern den Blick nach vorn.
„Ein neuer Gedanke wird heute verlacht, dann bekämpft, bis er nach längerer Zeit als selbstverständlich gilt.“ (Arthur Schopenhauer)

18 Gedanken zu „Klare Fragen – deutliche Antworten

  1. Hehe, nee, ich hab Freitags frei, momentan nur 4 Tage Woche. Auf Arbeit geht leider kein Flash. Da werd ich aber öfter mal reingucken.
    Andererseits bin ich der gleichen Ansicht wie dieser weise australische Professor Soundso, der da gesagt haben soll wir wären eh alle im Eimer, egal was wir jetzt noch machen, es ist längst zu spät für diesen Planeten. Bzw. für uns, der Planet würd sich schon wieder erholen irgendwann.

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  2. Wallerstein, Jean Ziegler, Max Otte, Kontext TV, Attac, Occupy, Goldseiten, uhupardo, usw., usf… So viele kluge Köpfe, die Alternativen anbieten. So viele interessante iNet-Seiten, die uns Missstände und neue Wege zeigen…

    Und trotzdem ändert sich nichts. In Diskussionen mit Gleichgesinnten bestätigt man sich nur gegenseitig, bewegt aber nichts. In Diskussionen mit der Gegenseite wird man wahlweise als Spinner, 'Sozialist' oder gefährlicher Utopist diffamiert. Medien und Politik kriminalisieren Demonstranten und 6 Mio. Hartz4'ler – die ein enormes Protestpotenzial bilden könnten – werden mit Verblödungs-TV und Schüren von Feindbildern ruhiggestellt.

    In letzter Zeit denke ich immer öfter darüber nach, die Dinge einfach laufen zu lassen und mich lieber auf den grossen Knall und die Zeit danach vorzubereiten 🙂

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  3. Natürlich stimme ich dir zu, weil meine Erfahrungen mehr oder weniger die gleichen sind.
    Andererseits: „Alles verändert sich, wenn du es veränderst…“ (Ton, Steine, Scherben). Wie viele Möglichkeiten haben wir, bei uns selbst anzufangen? Zusammen sprechen z.B.. btw: wegen Äppler & Handkääs mit Mussigg, melde dich mal herr.aermel at gmx.net – vielleicht treffen wir uns demnächst in Bembeltown.

    schöne Grüsse vom Schwarzen Berg

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  4. Ich hoffe halt, dass der sich ein wenig im Zeitraum irrt und für den Nachwuchs meines Nachwuchses noch genug Planet übrig ist. Ansonsten werde ich versuchen die Restlaufzeit dieser Kugel etwas zu verlängern, indem ich mich nicht verhalte wie der letzte Mensch.
    Ich seh aber täglich Leute, denen das alles am Arsch vorbei geht, daher hab ich wenig Hoffnung.

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  5. Die Masse tut, was sie immer tut – Gründe dafür werden seit langem gesucht: geändert hat sich nichts. Wem alles am Arsch vorbeigeht, das lehrt das Leben, werden am schnellsten am Arsch sein

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  6. Wow… so kenne ich dich noch nicht. Ein Rundumschlag gegen alles und jeden. Hattest du Sodbrennen von zu viel Apfelwein?

    Zitat Herr Ärmel: „Beide sind Chefs, die in überflüssigem Prunk & Pomp leben“

    Gemeint sind der Papst u. der Dalai Lama.
    Bei ersterem ist es klar. Für letzteren hätte ich gerne einen Beleg.

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  7. Schau dir mal den Palast am Genfer See an, in dem der tibetanische Religionsdiktator wohnt.
    btw: nicht mit der dumpfen Masse den purpurrot eingewickelten Dauerlächler anhimmeln, sondern hinterfragen, was der eigentlich treibt. Woher kommt seine Kohle; wer sorgt für seinen Lebensunterhalt. Wie betreibt er sein Showgeschäft; was kostet es Eintritt ihn zu sehen; wie wird sein Auftritts- und Tourneezirkus gemanagt etc.etc.usw.usf.
    In diesem Fallhätte ich dich aufgeweckter eingeschätzt 😉
    btw: er ist allerdings auch nur ein Rädchen im westlichen Geschäftsinteresse, um gegen China hin und wieder wettern zu können

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  8. Weil in der Regel Designer (Männer) Küchengeräte und Küchen entwickeln. In ihrer Lebenswirklichkeit benutzen sie die Dinge (noch immer) weitaus seltener als Frauen – das Ergebnis hast du beschrieben. Da gibts viel krassere Sachen, z.B. Herde, bei denen die Bedienknöpfe neben den Kochplatten sind, eine ewige Sauerei ist da absehbar

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  9. Ich weiss nicht, was ich unter einem „Dogma einer Sichtweise“ verstehen soll. Noch weniger verstehe ich den Zusammenhang zu BÖC, einer durchschnittlichen Musikgruppe mit unterdurchschnittlichem Textangebot.
    Du ziehst schnell und drückst noch schneller ab, mein Freund.
    Ich habe (einige wenige) Belege geliefert – wo bleiben die (Gegen-)Argumente deinerseits? Dann könnte es eventuell eine Diskussion werden

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