Einstimmung

GuteLauneMusik. Eher Überflieger als Tiefschürfer: Herb Alpert & The Tijuana Brass – Whipped Cream & Other Delights (1965)…


In jüngeren Jahren mochte es vom spontanen Entschluss zu einer, sagen wir, zweiwöchigen Reise bis zur Abfahrt etwa eine halbe Stunde dauern. Das war einmal. Trotz abnehmender Lebenszeit erfordern die Vorbereitungen immer längere Zeit. Dabei nehme ich kaum mehr Gepäck mit. Doch halt, so ganz richtig ist das nicht. Das Notebook, die elektronische Handfessel samt dem Abhängigkeitswust an Ladegeräten und Kabeln. Will ja alles verpackt sein. Was davon in den Rucksack und was in den Koffer kommt, darüber ist abzuwägen zwischen der lästigen Sicherheitskontrolle an Flughäfen und der wirklichen Sicherheit. Dies seit man mir aus einem verschlossenen Koffer eine Kamera gestohlen hat. Und dem Koffer sah man den Diebstahl nicht mal an hinterher.
Ich frage mich, ob meine Art der Einstimmung neuerdings für den enormen Zeitverbrauch verantwortlich sein könnte. Gestern ertappte ich mich dabei, dass ich mir das Werbefernsehen auf deutschen Kanälen anschaute. Zehn Werbungen im Schnitt, davon sieben der Pharmaindustrie, zwei der lebensmittelchemischen Industrie und eine wahlweise einer Bank oder einer Versicherung. Nimmt das überhaupt noch ein Mensch wahr, wie die Mausefallen aufgestellt werden in diesem deutschen Land? Dann die Weihnachtsgeschichte vom lächelnden St. Chodorkowski. Der Mann hat Milliarden gemacht. In Russland. Jeder rechtschaffend arbeitende Mensch weiss, dass man es durch lebenslanges fleissiges Arbeiten und Sparen zum kleinen Häuschen bringen kann, aber kaum je zu einer Million. Und dem Mann hat der russische Puter nach dem Prozess knapp hundert Milliarden verstaatlicht nach dem altbekannten Motto „Der Staat bin ich“. Zum Glück ist der Genschmän als Retter nicht zwei Wochen vor der Wahl aufgetreten, die Elendspartei würde garantiert wieder im Berliner Reichstag sitzen. Warum soviel Aufhebens um diesen Russen. Und um das Wetter. Ich erinnere mich an fernsehgesendete Wettervorhersagen: eine ernsthafte Stimme aus dem Off und animierte Isobarenverschiebungen und Lächelsonnen. Auch diese Sendungen sind mittlerweile, ganz unabhängig vom kommenden Wetter zur kommerzbezahlten Unterhaltungsshow irgendeines Konzerns verkommen. Schöne deutsche Welt.   



14 Gedanken zu „Einstimmung

  1. Ach, Herr Ärmel, denken Sie doch lieber an die Famosmenschen, die Sie erwarten und beschäftigen Sie sich in Ihrer raren Zeit nicht mit Konsumterror und zu Recht benamsten Elendsparteien. Das reicht doch, daß wir hier in Grauland verzweifelt die Hände darob ringen. Aufmunternde Grüße hin zum Grantler auf dem Schwarzen Berg oder schon schwebend.

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  2. Ich hätte Ihnen ja ganz selbstlos einen Tausch angeboten. Sie nach Graufisselelendsparteiachlassenwirdasland und ich nach Hachhachhachien. Ich hätte sogar die schwarzbergische Hütte gehütet. Vielleicht im nächsten Jahr?

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  3. Je nun, dieses Jahr ist in seinen letzten Tagen hinieden… Im nächsten Jahr sicherlich, Sie stehen sicherlich auf einvielsprachigmultiweintrinkendgemischtgeschlechtlichkultischmausendes Mitbewohnerleben. Das haben Sie sich schon gedacht, dass dieser Ihr Vorschlag so oder so ähnlich schon in zehnfachmindesener Ausführung an der Wand gepinnt hängt. Also rechtzeitig melden und einen der begehrten Plätze erhachend erhaschen.
    LangsamdenGastraumerwärmende Grüsse aus Bembeltown

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  4. Ach dem Konsumterror, dem kann man ganz einfach entgehen indem man nichts kauft. In letzter Zeit ist mir die Werbung von Gugel merkwürdigerweise positiv in Erinnerung, die heimtückisch fragt „Will ich das nur oder brauch ich das auch?“ Diese Frage habe ich mir in den letzten Wochen trotz gefüllter Kasse immer wieder gestellt und bin in allen Fällen zu dem Schluss gekommen, ich brauche weder noch will ich.

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  5. Wettersachen gibt es, über die man hier nicht spricht. Beispielsweise, dass immer häufiger an klaren Tagen kreisförmige Kondensstreifen zu sehen, auch zu fotografieren sind. Anfragen beim Deutschen Wetterdienst oder beim Luftfahrtsdingsamt ergaben stets, dass es so etwas nicht gäbe…Es ist so Vieles sehr heikel um die Schalmeikel…(Das Wort kannte ich bislang nicht, es fiel mir ein, so als Reim).
    Ein Werbevideo, das ich letzthin zufällig sah, erstaunte mich heftig: Eine vielbeschäftigte taffe junge Mutter kommt abends mit dem Kleinkind auf dem Arm heim, total strahlend, topfit, einfach super, super…..Der junge Gatte kommt auch heim, schmeißt sich erst mal voll erschöpft vom Arbeitstag aufs Sofa, ein Jammerlappen….In welche Richtungen wollen die Werbeagenturen uns dirigieren?
    Ich würde oft im Palmengarten spazieren, anschließend in das Apfelstrudelcafe gehen, dort Denk- und People-Watching-Sitzungen abhalten…
    Gute Zeiten dort!!

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  6. Ach ja, ich erkläre mich solidarisch seit heute Nachmittag 14:40. Da habe den Aeroplan auf dem Bembeltown Airfield verlassen. Seitdem legt sich mit dem Wetter eine sanfte Melancholie ums Seelenkostüm (ich will heim!!!). Andererseits eine gute Akklimatisierung für den Regenwald *g*

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  7. Vielen Dank für die guten Wünsche!
    Sone Fotos von diesen merkwürdigen Himmelserscheinungen habe ich hier auch schon aufgenommen, das hängt mit dem Bembeltown Airfield zusammen. Wenn kein Flugverkehr ist (Vulkanausbruch über Island, you know), dann sieht der Himmel hier ganz anders aus und solche „Kunstwerke“ sind nicht zu sehen.
    Ach der Palmengarten, der Frühling, das Spriessen und Blühen der Pflanzen. Ach das Wetter hier und jetzt ~~~~~

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  8. Das mit dem Genscher und dem Milliardär war mehr als peinlich. Aber logisch. Denn diese ukrainische Geschäftsfrau ist doch auch Bürgerrechtlerin. Im Wahren Leben. Oder?
    Und wieso muss ich hier mein wordpress mit mein blogger verbandeln. Also nur für den Fall. I(n)ch bins

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  9. Peinlich ist ein treffendes Wort dafür…
    Irgendwas scheint zwischen wp und blogger zu laufen. Ich musste mir vor einigen Monaten gar eine andere Mailadresse zulegen, um überhaupt noch bei wordpressern kommentieren zu können. Wahrscheinlich ist das jetzt die Retourkutsche von blogger, weiss der Geier…

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