Musikalisch umrahmt der Wahnsinn

Der klangklingende Hinweis diesmal ausnahmsweise an späterer Stelle…

Bei dem wunderbaren Wetter muss man aufpassen, dass einem die Freudengäule nicht durchgehen. Das sicherste Gegenmittel um auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben ist ein Blick in die aktuelle Berichterstattung der Sensationsverkäufer.
Kralle Krawinkel ist im Alter von 66 Jahren gestorben. Seine Band Cravinkel und besonders deren 1971er Scheibe Garden of Loneliness ist für mich nach wie vor ein Glanzlicht in der Krautrockschublade. Damit konnte man damals kein Geld verdienen. Seine Bonanza fand Krawinkel mit der Spasskapelle Trio. Lang ists her. Für viele Menschen ist diese Meldung wahrscheinlich eher eine Randnotiz.
Unsere Blicke werden nämlich mit sanftbeharrlichem Genicknachdruck in die Ukraine gelenkt. Die aufrechten Regierungsgegner opponieren gegen den bösen Herrn Janukowitsch. Dieser Mann wurde jedoch in sein Amt gewählt. Die Berichte damaligen internationalen Wahlbeobachter sind im Netz recherchierbar. Was mich wundert, dass die Regierungsgegner dargestellt werden als seien sie eine homogene Gruppe. Gegen die ukrainischen Rechtsradikalen, die da auch mitmischen nehmen sich ihre deutschen Gesinnungsgenossen aus wie der Kirchenchor von Hintertupfingen. Und nun spekuliert die EU über Sanktionen gegen die Ukraine. Dass vor einigen Wochen auf europäischer Seite noch von Krediten die Rede war passt für mich nur schwer zusammen. Sind diese Kreditgedanken schon wieder vergessen? Überhaupt scheint mir einiges in Vergessenheit geraten zu sein.
Als der russische Puter an die Macht kam vor Jahren waren seine Arme westwärts weit geöffnet nach Europa. Die damals sich bietenden Chancen einer starken Annäherung, wenn nicht intensiv erweiterter Zusammenarbeit, wurde mit der historisch tradierten Abneigung und entsprechenden Vorurteilen  gegen Russland weggebügelt. Da hat man den Mann in Moskau wohl unterschätzt und seine Eitelkeit ganz besonders. Der macht seitdem nämlich sein eigenes Ding.
Dass derlei Ereignisse in unserer modernen Medienzeit per Live-Ticker mitverfolgt werden können versteht sich. Mir fällt dazu die überaus brutale Geiselnahme in Gladbeck ein im 1988er Jahr und was uns dazu noch ins Haus stehen mag in Zukunft.
Von seiner Eitelkeit kaum weniger stark angetrieben scheint der Fraktionsvorsitzende der ehemals sozialdemokratischen Politikfirma, der Herr  Oppermann. Der vormalige Richter war in den letzten Jahren als treuer Parteisoldat und Wadenbeisser auf Talkschaudauertournee und liess dabei keine Gelegenheit aus, auf den Friedrich der Union sogenannter christlichsozialer Politiker einzuhauen. Irgendwie muss er sich dabei selbst verbissen haben. Er wurde nicht, wie er sich das erträumte Berliner Minister und das muss seinen Beisstrieb gegen Friedrich erneut angestachelt haben. Friedrich ist zurückgetreten und hat seine Berliner Wiederauferstehung bereits angedroht. Und Oppermann ist durch eigene Geltungssucht nun selbst ins Schussfeld der Ermittlungen geraten. Ich wünsche ihm einen guten Steilflug.
Von der Mehrheit der Bevölkerung werden wohl kaum kritische Fragen zu erwarten sein. In Berlin tagen die Volksvertreter hinter verschlossenen Türen und vereinbarten vor allem eins: Stillschweigen. Gegenüber der eigenen Bevölkerung. Eine mattblinde Transparenz.
Wie Volkes Hirn und Maul im Allgemeinen funktioniert und in besonderen Fällen sogar reagiert, höre ich mir nun an: Titanic – Bildleser beschimpfen die Titanic (2000). Mit besonderem Dank an Herrn Riffmaster, der dieses akustische Glanzstück zur Verfügung stellt.
Am Abend wird die Dunkelkammer zur Erinnerung an Kralle Krawinkel mit seinen Wrken beschallt werden.

     (Fotos zum Thema – anklicken und gross gugge)



13 Gedanken zu „Musikalisch umrahmt der Wahnsinn

  1. Ich weiß gar nicht, was Sie haben. Läuft doch alles bestens. Landwirtschaftsminister ist jetzt einer, der über einen reichen Erfahrungsschatz in Sachen Verteidigung und Entwicklung verfügt. Frau Merkels Umfragewerte sinken leicht. Liegt aber nur an den Krücken, wird uns flott eingeredet. Herr Schröder soll Vermittler werden, lehnt aber dankend ab. Ist doch alles der ganz normale Wahnsinn. Das die Welt an allen Ecken und Enden lodert und brennt, kann uns wurscht sein. Wir haben Brotundspielezeiten und sind damit zufrieden…
    Fast könnte man vor Kotzenwollerei die Schönheit der Welt vergessen. Gut, daß Sie auch daran erinnern. Besänftigte Grüße, Ihre Käthe Knobloch.

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  2. Womit Sie freilich Recht haben, Mrs. Knobloch. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Bis vielleicht darauf, dass ich diese aberwitzige Brut gerne in den abgelichteten Wassern ertränkt sähe…

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  3. Hier meine kleine Unterrichtung darüber, dass ich Ihr wertes Blog in einem Kommentar bei Claudia Klinger als Lieblingsleseseite angegeben habe!
    Gruß von einer Nichtnudelmaschine hinterm Weinberg links

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  4. Ich fühle mich geehrt. Das ist die eine Seite der Medaille. Dass Sie mich damit geradezu herausfordern eine andere. Ich will zusehen, dass eine gewisse Qualität gewahrt bleibt.
    Schöne Abendschwarze Grüsse vom Schwarzen Berg

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  5. Ich frage mich, was sich in der Ukraine zum positiven verändern soll, bei dieser „Opposition“. Egal um was es geht, ich würde mich niemals mit Faschisten in eine Reihe stellen.

    Manchmal habe ich das Gefühl, das wird hier nur deshalb so aufmerksam verfolgt, weil man den Klitschko so mag. Den kennt man, der ist sympathisch, stark und dazu noch nicht dumm, ein richtiger Doktor, was man so weiß. Das ist so ein richtig netter, dem traut man zu mit er Korruption aufzuräumen und den Evil Janukowitsch zu besiegen in einem fairen demokratischen Kampf.
    Entscheidend ist halt nur nicht, was die deutschen TV-Gucker ihm zutrauen, sondern wie die Menschen in der Ukraine das sehen.

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  6. Ich teile dein Gefühl: das muss irgendwas mit der Aura von Klitschko zu tun haben. Manchmal treibt mich der Gedanke um, dass man weit westlich vom Ural glaubt (denken kann mans ja nicht nennen), der mit den Fäusten die Korruption bekämpfen. Dass dann anschliessend europäische Exporteure ihr eigenes Geschäft mit der Ukraine machen könnten…

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  7. Danke für Deine Gedanken zur Ukraine. Mich treibt ähnliches um. Sobald ich meine Gedanken sortiert und formuliert habe, werde ich dazu bloggen. Den Testballon startete ich schon letzte Woche, mit einem Zitat. Wollte mal sehen, wie dieses, so unkommentiert, von anderen aufgefasst wird. Die Kommentare allerdings sind spärlich. Wissen wohl viele nicht recht, was sie damit anfangen sollen. 😉

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