Schöne Seltsambegegnung

Der freundliche Nachbar liefert wieder ein Kästchen mit frischen Rough Guides. Wer an Weltmusik interessiert ist, dem sei diese mittlerweile an die 300 Scheiben umfassende Serie ans Herz gelegt:
Verschiedene Musikalartisten – The Rough Guide To Latin Rare Groove (2014)…

Andererseits… Stadtgang. Erledigungen. Die monströse Skulptur kenne ich bereits. Auch eine zweite habe ich bereits gesichtet. Zwischen meinen Verpflichtungen will ich einige Fotos aufnehmen. Während ich mit dem Geraffel rumhantiere spricht mich ein reiferer Herr von der Seite an. Seine aufgeregte highheelblonde Begleitung unterbricht unentwegt jeden Gesprächsversuch und bombardiert mich landessprachlich. Was will sie bloss.
Daneben steht ein junger Mann. Grinst sich eins. Das Trio gehört irgendwie zusammen. Schliesslich gelingt ein Gespräch. Der junge Mann ist der Künstler der insgesamt sieben Skulpturen. Ich nehme ein Portrait von ihm auf (Foto 4). Ich wüsste zu gerne, wie der Mann auf die Idee mit dem Schrott gekommen ist. Und manches andere mehr. Die Frau erweist sich als unbremsbar. Der nette Herr entschuldigt sich für seine Schwester. Ich habe viele Neues erfahren, meine Fragen bleiben unbeantwortet bei mir. Kurzer Elektropostadressenaustausch für den Fotoversand und nach zwanzig Minuten wir verabschieden uns freundlich.
Nach der Unterhaltung suche und finde ich die restlichen Werke in der Innenstadt. Kleine Serie zwischendurch, denke ich mir. Und dann bei einer der Figuren klickts statt am Auslöser im eigenen Inneren. Als ich gerade eine Aufnahme mache reisst mir das Foto eine Erinnerungskommode samt allen Schubladen auf. Das ist mir statt der Serie eigentlich das viel wichtigere Einerseits, das gewohnheitsmässig dem Andererseits vorauszugehen pflegt. Demnächst auf diesem Blog.

(Foto anklicken und gross gugge)

39 Gedanken zu „Schöne Seltsambegegnung

  1. Sie verzeihen sicher,auch auf die Gefahr hin als Unschuld vom Lande zu gelten,ich kann mit solchen Kunstwerken nichts anfangen.Das Einzige,was mir daran groß vorkommt,ist die Liebe des Künstlers zu seinem Werk.In mir löst das nichts aus.
    Gespannt jedoch bin ich auf das,was Ihre Erinnerungen weckte.Vielleicht schafft das mir Verbindung zu den „Eisenmännern“.
    Und schön ist für mich,dass die älteren Damen Kleider tragen.
    Sie verstehen mich sicher,verehrter Herr Ärmel,habe die Ehre,Ihre Arabella

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    • Über Kunst diskutiere ich inhaltlich nicht. Meiner Meinung sucht jeder Künstler mit seinen künstlerischen Fähigkeiten ein Ventil – das, was uns als Kunst geboten wird. Das lasse ich ihm gerne. Anders ist mit dem Gefallen. Gefäält mir oder gefällt mir nicht, dazwischen gibts wenig Fühlraum. Ich finde interessant, was der junge Mann aus Schrott macht. Ich habe dazu ganz andere Ideen. Mit Science Fiction habe ich eh nichts am Hut. Noch nie gehabt. Und was die Martialität der Figuren betrifft wundert mich immer weniger. Diese Figuren haben Vorbilder in den Filmstudios. Massenweise. Kein Wunder also, dass sie uns irgendwann umgeben. Die Medizin träumt seit Jahrhunderten bereits vom Homunculus… Nö, ich sehe Sie nicht als Unschuld vom Lande.
      Leichtwolkenverhangenheisse Grüsse vom Schwarzen Berg

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      • Darüber bin ich erleichtert.
        Richtig, gefällt oder gefällt nicht, das sagt alles.
        Gewittrig,schwül,launisch sogar ist auch hier der Himmel.Einen Hauch von Herbst fühle ich schon.
        Habe die Ehre,Ihre Bellute

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  2. Großäugig bestaune ich die Maschinenmonster. Und die innere Handwerkshantiererin fragt sich, wie das wohl rein technisch funktioniert mit der Zusammendengeley. Schön ist anders, ja, vielleicht, aber imposant muß nicht immer schön sein. Danke, daß Sie Menschenvergleichsgrößen mit ablichteten, die Dimension wäre mir trotz Phantasie nicht ermesslich gewesen.
    Die Highheelblonden, ich lache immer noch über den famosen Begriff, die trifft man vermehrt im Umfeld von Künstlern und deren Mäzen/Gönnern/Agenten/Wasweißich und weiß selbst in der Muttersprache nicht, was sie eigentlich von einem wollen. Sie haben mein vollstes Ratlosschulterhebenverständnis.
    Herzlichst, Ihre Frau Knobloch, sich auf das nächste Einerseits freuend.

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    • Neugierig wie sie sind – seine Sie versichert, es wird nicht lustig werden…
      Nachdeutschsprachigemstammtischabendliche Grüsse vom Schwarzen Berg, Ihr Herr Ärmel (trotzallem nüchtern)

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      • Mein lieber Herr Ärmel, das hätten Sie gewiß nicht extra betonen müssen, das mit der Nüchternheit, meine ich. Las ich jemals einen nüchterneren Kommentar von Ihnen? Nein, ich glaube nicht. Als Sie das schruben, hatten Sie linksseitig über dem Nasenrücken eine kleine Steilfalte, die sich bis zur Augenbraue zog und sich da versteckte, weil sie eigentlich gar nicht da sein wollte, die kam sich nämlich fehl vor, die Kleinsteilfalte. Schönstspätvormittagsgrüße, Ihre Frau Knobloch, wie immer zugetan.

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          • Der frische Minztee ist ausreichend gezogen, ein paar Fitzelchen Ananassalbei vollenden die Mundung, ich sende zepellinig eine Kanne zur Kleinststeilfaltenrestlosausbügelung. Die Verbibbschdwiefragerey umgehe ich ausweichend, Constanzen legt mir sachte Ihre Kühlhand auf den Unterarm. Vielahnende Grüße, Ihre Frau Knobloch aus Lippischnordwest.

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  3. Mir gefallen die Patchwork-Gesellen. Sogar sehr.
    Vermutlich würde ich drumherum schleichen und mich an den Details erfreuen und mich nicht satt sehen können.
    Danke also fürs Zeigen.

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  4. Mein inneres Heideröslein tusneldat ein zartes „Ohmeingottwieschrecklich“ angesichts der robottigen Horrorwesen! Ich kannte von den Söhnen doch nur Playmobilmatrosen und Legoritterburgsmännlein…

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        • Herrjeh äähh Fraujeh, geschätzte Frau Wildgans – natürlich lege ich weiterhin grossen Wert auf Ihre feinen Kommentare.
          Nichts anfangen konnte ich mit den Science-Fiction-Kommentar der beiden Damen Pagophila und Tonari.. Das WP die Kommentare hin&wieder unordentlich sortiert ist zum mindesten ärgerlich…
          Ich hoffe, ich konnte mit diesem Kommentar die sehr geschätzte Frau W. wenigstens einigermassen besänftigen ~~~~

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  5. Danke für den Musik Link. Ich hab mir mal Psychodelic Cambodia angehört. Sehr erfrischend!
    Die Kunst ist auch realtiv erfrischend, bildet sie doch einen Kontrast zu den alten neuen Fassaden und dem frischen immergrünen Grün der Bäume. Natürlich an eine Autowerbung erinnernd und an diesen Film, dessen Trailer und nicht mehr mir bekannt ist.
    Aber auch der Rest lässt mich noch spannungsvoll zurück.
    Einen schönen Abend!

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    • Ui, die Psychodelic Cambodia hat selbst der Nachbar noch nicht und auf die warte ich ganz besonders…
      Ich bin auch erstaunt, wie es der junge Mann geschafft hat, die Hauptstadtverwaltung für diese Aufstellung zu gewinnen. Eine meine unbeantworteten Fragen. Der Rest wird erhellt werden…
      Nochspätabendlicherangenehmtemperierte Grüsse vom Schwarzen Berg

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  6. Interessante Skulpturen. Ob sie ein Stadt verschönern, fragt sich allerdings, vor allem, wenn sie anfangen zu rosten. Interessant sind sie trotzdem und noch auch sehenswert. Bleiben die denn stehen oder ist das eine temporäre Ausstellung?

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    • Genau – alles Geschmackssache. Deine Frage ist auch eine meiner unbeantworteten Fragen. Ich gehe allerdings davon aus, dass die Schrottskulpturen nur vorübergehend da aufgebaut sind…

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  7. Transformers müssten auch hier im Kinderzimmer noch irgendwo rumliegen, ein schrecklich doofes Spielzeug (das ich in entsprechendem Kindesalter bestimmt schrecklich schön gefunden hätte). Mindestens ebenso schrecklich doof sind wahrscheinlich die Filme, die ich mir (obwohl ebenfalls ScFi Fan) nicht ansehen wollte, weil mich so Materialschlachten ohne einen Ansatz von Handlung eher langweilen.

    Aber als Skulptur im öffentlichen Raum sehen die irgendwie wirklich cool aus.

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    • Ich finds famos, die Kreativität des jungen Mannes. Skulpturen im öffentlichen Raum mag, auch wenn ich nicht unbedingt was damit anfangen kann. Es sind die eigenen Gedanken und Befindlichkeiten, die dadurch ausgelöst werden…

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  8. Pingback: Einerseits die inneren Bilder beim Fotografieren | Herr Ärmel: Fotografie und Text

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