Wenn das Herz springt, solls leuchten dabei

Ich habe Hoffnung, dass der Bustransport klappen wird am Wochenende und wünsche mir für die vielstündige Reisedauer gesprochene Literatur zur Unterhaltung. Ich denke kurz über Heiner Müller nach, verwerfe den Gedanken jedoch. Später am Abend lade ich ihn dann doch in den Mp3-Spieler: Heiner Müller / Einstürzende Neubauten – Die Hamletmaschine (1991)…

Ich will gerade die Dunkelkammer verlassen. Ein Bekannter lässt per Mausklick das virtuelle Telefon klingeln. Dies und jenes. Satzsträhnen zu schwachen Sinnzusammenhängen geflochten. Den Zopf hält der Unmut zusammen über jede Form von Extremisten. Sie sind es, die Politiker dazu ermuntern, meine Rechte, unser aller Rechte und Freiheiten mehr und mehr einzuschränken. Zu beschneiden durch Sicherheitskontrollen an Flughäfen, Überwachungen im öffentlichen Raum und zunehmende Bespitzelung unserer privaten Kommunikation.
Mehr und bessere Sicherheit wird uns maulfeil vorgegaukelt. Geliefert wird in Mogelpackungen für die Masse. Es gibt einen Grad der Unterdrückung, sagte Ernst Jünger, der als Freiheit empfunden wird. Wir, das heisst mein Bekannter und ich stellen fest, dass unsere Meinungen extremer geworden sind hinsichtlich der Folgen des unseligen Treibens von Extremisten, von mohammedanischen Religionsfaschisten, Hooligans und schwarzbraunem Gesocks.

Eine Wolkenbeobachterin weist um 18:17 hin auf eine Produktion des ZDF von 2009 hin. Heiner Müller. Ein empfehlenswertes Portrait eines der angeblich grössten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts.
Der Mann sieht toll aus, vor allem seine Augen beeindrucken mich immer wieder. So voller Gefühl im Gegensatz zu dem gefährlich kleinen schmallippigen Mund, der auch bei schwerwiegendsten Aussagen kaum bewegt wiird von der sanften Stimme und der auffallend undeutlichen Sprache. Und das Gesicht überdies verborgen hinter Brille und Zigarrenqualm.
Was Müllers Umgang mit Frauen betrifft, steht er in einer bedenklichen Tradition: goetherilkebrecht – … Castorp sagt, dass Müller in der Diktatur gut leben konnte, weil er auf der Bühne ja auch ein Diktator gewesen sei. Hitchcock und Fassbinder stehen hinterm Vorhang und lächeln wissend. Und ich bin kein berühmter Künstler. Nicht weil ich vielleicht Probleme hätte, mich in einer Gruppe zu präsentieren. Keinesfalls, aber ich schätze die Fähigkeiten anderer Menschen wahrschenlich zu sehr und zudem ist meine Eitelkeit mangelhaft.
Angesichts der Flimdokumentation leuchtet für mich einmal mehr die Erkenntnis auf, dass bedeutende Künstler in aller Regel sozial die grössten Egomanen sind (Arschlöcher wäre zwar der treffendere Ausdruck, aber das sagt man ja nicht) – – Originalton Müller bei Minute 43:15 vor laufender Kamera: „Mit Diktaturen kann ich umgehen. Demokratie langweilt mich.“ Was geht im Kopf eines Menschen tatsächlich vor, dessen Werkzeug das Wort und dessen Material die Sprache ist?
Für welche Menschen schrieb dieser Mann eigentlich (ausser für sich); für seine Mitmenschen etwa in der Deutschen Diktatorischen Republik (Ost)? Er, der die Welt bereisen konnte, Verleger im Westen hatte und Uraufführungen weltweit. Der seine feinen Zigarren und modischen Brillen jederzeit und mühelos in Valuta zahlen konnte.
Bei Minute 43:54 spricht er die Wahrheit gelassen zigarrenbalancierend aus: „die erste moralische Verpflichtung ist die meiner Arbeit gegenüber.“ Soviel zu viel besprochenen Solidarität.  

In vielem hatte Heiner Müller Recht mit seinen Prognosen hinsichtlich des Untergangaufkaufs der DDR durch die (wenn auch durch Pump) finanzstärkere BRD. Menschen sind unter die Räder und in zersetzende Getriebe gekommen bei diesem in Hinterzimmern ausgeklüngeltem Geschäft, viele Menschen, zu viele.
Meinen Tribut zolle ich Müller dadurch, dass ich mir die Hamletmaschine anhöre in der Fassung der Einstürzenden Neubauten.
„Ich war Hamlet. Ich stand an der Küste und sprach mit der Brandung BLABLA, im Rücken die Ruinen von Europa … „
Vor uns sehen wir keinesfalls blühende Landschaften. Die Hoffnungslosen, die, denen man es tagtäglich zeigt in tagtäglich primitiveren Ablenkungssendungen der Privatkanäle auf welcher brüchigen Sprosse der buntgelogenen Leistungsleiter ewigen Wachstums sie stehen. Die bereits Aussortierten gehen wieder in Horden auf die Strasse. Die haben ihre Feinde gefunden und sowieso nichts mehr zu verlieren. Die, denen gegenüber der Kleinbürger sich noch als besser dastehend dünkt, ausgestattet mit tieferem Durchblick und dem günstig gekauften Kraftfahrzeug. Kleinbürger, die sich die Angst wegatmen in der Hoffnung, ihre Arbeitskraft gerade noch so lange verkaufen zu dürfen bis die letzten Raten der Immoblie abgestottert sind.
Und spätestens in einigen Jahren, wenns dann drauf ankommt, fünf Minuten vor Zwölf, welche Farbe werden sie wohl bekennen?
Als es ganz eng geworden ist, beim letzten Mal in diesem Land, entschied sich die breite Masse für ein ekelhaftes Kotbraun mit allen Konsequenzen.
Ich habe, so fällt mir auf, nie zuvor ein Stück von Heiner Müller auf der Bühne gesehen. Jetzt ist es zu spät dafür, auch für Goethe ist es zu spät, für Brecht… von denen jedoch sah ich Stücke. Heiner Müller stört das bedenklich in seiner Eitelkeit und er rächt sich an mir, indem ich jetzt gerne eine Zigarre rauchen möchte.
Und wenn das Herz springen sollte, möge es dabei doch leuchten, bitte sehr.

Herzsprung.

93 Gedanken zu „Wenn das Herz springt, solls leuchten dabei

  1. Dankesehr. Ein Hammer guter Beitrag. Ich lese wiederholt und merke. Ein Text der Polarisiert. Wie ein Scharfes Messer. Nicht in jeder Hand gut. Aber bestimmend deutlich.

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  2. Ohne viele Worte.. bin ich dabei. Nickend, anschließend, ängstlich. Dennoch zusammengerauften Mut mit Blick auf das Richtige und dem Veto an der richtigen Stelle. Hast du so richtig in Worte gefasst. Und ich weiß das meine Angst nicht unbegründet ist und das Auge wachsam bleiben muss. Sofazeiten sind vorbei.

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      • Die Kommentare werden immer schärfer in den sozialen Netzwerken. Die immer weiterreichende Hetze der Medien. Das Verschwimmen von Gut und Böse -was ist das überhaupt – das Stille Nicken der wie eben von Alec erwähnt – den Ruhigen , zu den Geschehnissen. Sie sorgen und Ängstigen.

        Aber, so, Kopf hoch, Schultern auseinander.

        Herzlichstesonnenuntergangsherrlichstgrüße aus dem warmen Norden 🙂

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  3. Lieber Herr Ärmel, ich freue mich, dass mein Hinweis auf die Doku gestern, solch weitreichende Wirkung hat. Dass sie sogar bis in den nächsten Tag dauert. Welch wunderbaren Beitrag hast Du hier verfasst! Eine ganz tolle Sprache! Der Titel ein Gedicht! Von Dir? Großartig, vielen Dank! Ich habe heute morgen schon mit Begeisterung Deinen Kommentar von gestern Abend zur Doku gelesen und schreibe gerade an einer Antwort. Dann die Neugierde, die mich auf Deine Seite trieb und dort verweilen ließ, bei diesem Beitrag. Eine Wolkenbeobachterin, – ich -, verneige mich.
    Mit den einstürzenden Neubauten würdest Du mich jagen können, aber vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, wie ich denke. Die Erinnerung an eine gehörte CD hat sich lange gehalten, vielleicht sollte ich doch mal hinein hören. Wenn Du es empfiehlst.
    Ich schreibe Dir noch etwas zu Heiner Müllers Theaterstücken, zu einem ganz bestimmten noch etwas. In meinem Kommentar dann später (ich schreibe gerade noch daran).
    Was die Egomanie von Künstlern jedweder Coleur angeht, – ich frage mich manchmal, ob dazu, – also zum Erfolg bzw. auch zum erfolgreich-sein-wollen! möglicherweise eine Art Größenwahn gehört? Ein Egoismus, der sich über alle und alles erhebt? Vielleicht für manche. Die es nicht wissen, – dass man in sich auch entfalten und ausleben kann, ohne über andere oder auf anderen zu trampeln. Da wird etwas zum Ideal erhoben, Egoismus erster Kajüte und wird unter dem Deckmantel der „künstlerischen Freiheit“ gehandelt – getreu dem Motto: Ich lass mir doch von anderen nichts vorschreiben! Und gegen andere zu sein ist ja so einfach. Ich höre jetzt besser auf, …
    Und doch habe ich diese Egomanie bei Müller so nie gesehen. Vielleicht gab es sie. Ich weiß es nicht. Auf mich wirkt er wie ein Einzelgänger irgendwie. Aber ganz so Einzel war er dann eben doch nicht. Immer irgendwelche Frauen (klar, die Muse …). Ich kenne jemanden, der hat Heiner Müller in einer Ansprache gehört. Da hat dieser sich so großspurig über die anderen erhoben, die weniger konnten und durften als er – dass er seither (also dieser Jemand / Mensch) sich angewidert abgewendet hat.
    Ich liebe Heiner Müllers Gedichte und kann Menschen eine Menge verzeihen. In seinem Schreiben und Wirken war er einfach großartig. Wäre ich seine Partnerin gewesen, würde ich manches vielleicht anders sehen, aber ich bin „nur“ seine Leserin. Das mit seiner Frau fand ich jedenfalls sehr tragisch. Sehr. Und habe nach der Doku von gestern beschlossen, alle Gedichte von ihm noch einmal zu lesen. Ich habe seine Gedichte gesammelt in einem Band.
    Ich melde mich später bei mir mit einem Antwortkommentar auf Deinen. Jedenfalls: Vielen Dank für Deinen großartigen Beitrag! Ich habe mich hier sehr gern aufgehalten und gelesen und bin meinen und Deinen Gedanken nachgegangen.
    Liebe Grüße auf den Berg, M.

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    • Zuerst danke ich für den ausführlichen Kommentar, der Zustimmung und Widerrede gleichermassen anregt. Ein Zeichen, dass er mich berührt.
      Ich bin mir unschlüssig, ob ich es als Lob nehmen sollte, dass ein Hinweis, für den ich mich bedankte immerhin bis in den nächsten Tag anhält bei mir.
      Der Titel, ist ebenso wie der Text von mir selbst. Mir gingen einige Ausschnitte der Doku durch den Kopf als ich gerade Fotos entwickelte. Da kam eins zum andern.
      Zugegeben, die Einstürzenden Neubauten sind keine von mir bearbeitete Baustelle, ich habe mich bei ihnen umgehört. Die Musik bewegt keine feineren Saiten an meiner Seele und klopft von dort auch nicht an meiner Herzpforte.
      Was den Kontext von Egomanie oder Grössenwahn und Künstlern (oder hervirragenden Menschen überhaupt) betrifft, so mache ich da einen Unterschied.
      Ungewöhnliche Kreationen oder Taten erfordern sicherlich nicht minder ungewöhnliche Wege oder Massnahmen. Andererseits steht hinter allem aber der Mensch mit seinem Wollen, Fühlen und Denken. Daruas resultiert sein Verhalten. Zu seinem Schaffen, seinem Werk, seinen Mitmenschen. Wer da sich selbst zum Massstab der Welt macht, kann damit vielleicht ein noch grösseres Werk vollbringen. Nur was nutzt es, wenn dabei Menschen auf der Strecke bleiben, ungeachtet ob materiell oder gar emotinal existentiell.
      Inzwischen sind allerdings Kunst, Politik und sogar humanitäre Organisationen dermassen in die Mühlen des Geldes, der Vermarktbarkeit und der daraus errechenbaren Bilanzierung geraten, dass immer mehr Künstler sich ein extraordinäres Gebahren geradezu antrainieren müssen, um im jeweiligen Business gesehen zu werden.
      Müller wusste schon, warum er in der DDR geblieben ist. In der Doku spricht dazu zum Beispiel über die Situation des Theaters.
      Dass er wie ein Einzelgänger wirkt, kann ich gut nachvollziehen. Derart herausragende Menschen sind im Vergleich zu einem Massenmenschen wie mir eben sichtbar als Individuum.

      Was für mich bleibt, nach der neuerlichen Begegnung mit Müller und auch jetzt durch deinen Kommentar sit eine gewisse Neugierde auf seine Gedichte, die so garnicht kenne. (Schreibst du mir bitte den Titel der einbändigen Sammlung auf? – meinen Dank schon jetzt).
      Ich kann mich natürlich an dem grundlegenden Thema, und auch ganz abgesehen von Heiner Müller, gerade gut reiben, da ich nach Deutschland aufbreche, um eine Arbeit an einem anderen grossen Autor zu beenden…
      Wie dem auch sei, ich freue mich, wenn sich jemand wie du die Zeit für meine Gedanken (und auch Fotos) nimmt, sich davon anregen lässt und darüberhinaus einen feinen Kommenatr schreibt.

      Siebensonnigschöne Grüsse vom Schwarzen Berg Herr Ärmel

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      • Lieber Herr Ärmel, später eine längere Antwort. Jetzt erst Mal ein Danke an Dich für die ausführliche Antwort und hier der Link zu den Gedichten. Es steht Dir wundervolles bevor, wenn Du seine Gedichte bislang noch nicht gelesen hast. Ich wünsche Dir ganz viel Freude!
        Hier der Link: [ Link von Herrn Ärmel geändert bzw. ersetzt]

        Heiner Müller: Die Gedichte. In: Frank-Hörnigk (Hrsg.): Werke. Suhrkamp, Frankfurt /a.M., Suhrkamp.

        Liebe Grüße, melde mich noch ausführlicher, M.

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      • So, da bin ich wieder, aufgetaucht aus der Stille. Erfrischt einigermaßen. 🙂 Es war lobend, nicht kritisierend gemeint, als ich das schrieb hinsichtlich der weitreichenden Wirkung. Ich halte es für nicht üblich, dass (in der heutigen Zeit – sic!) sich etwas länger als einen Tag hält, wenn es im Internet steht. Wo ja jeden Tag etwas Neues steht. Interessantes. Vieles, vieles, vieles steht. Und wenn eine angefangene Diskussion o.ä. woanders oder auch im eigenen Blog Blüten trägt, dann freut mich das sehr. Ich mag ja das Vertiefen auch sehr gern und halte mich durchaus länger bei verschiedenen Themen auf, und freue mich, wenn ich auf Gleichgesinnte treffe. Ich hoffe, ich konnte Zweifel beseitigen?
        Ich mag Deinen Titel, er ist sehr lebendig und kraftvoll und ich frage gern. Deshalb fragte ich, ob er von Dir sei. Es könnte ja durchaus eine Zeile aus einem Text oder Zitat sein, wie gesagt, deshalb frage ich. Der Titel spricht mich sehr an, ich finde, Du solltest unbedingt wieder Gedichte schreiben, solltest Du es irgendwann aufgegeben haben. Oder fängst Du erst gerade damit an? Gern mehr!
        Ich denke auch, dass Künstler durchaus „anders“ sein dürfen, ein Stück weit vielleicht sogar sein müssen (?), aber herzlose Arschigkeit mag ich halt nicht und darüber schrieb ich. Was das „sich selbst zum Maßstab nehmen“ angeht – kann ich gerade nicht in Worte fassen, was ich sagen will … ich muss es noch mal vertagen, wenn es deutlicher heraus kann. 🙂
        Ich danke für die anregende Diskussion. Darf ich fragen, mit welchem deutschen Autor Du Dich derzeit befasst?
        Liebe Grüße von der Beobachterin

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        • Ich denke, genau dies ist der Punkt: der Künstler unterscheidet sich vom sogenannten Durchschnittsmenschen dadurch, dass er eben anders ist.
          Insofern hat Beuys schon Recht gehabt: jeder Mensch ist ein Künstler insofern, wenn er seine wirkliche Individualität entwickelt und am sozialen Organismus mitgestaltet.
          Allerschönstewennauchregengraue Grüsse aus dem Bembelland

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  4. Nu macht der noch das Heiner Müller Fass auf! Nee-nee, das war kein Dauerprivilegierter. Der wurde jahrzehntelang an kurzer Leine gehalten. Bis er lernte, die Staatsmacht zu verarschen. Gesaved war er durch den Brecht-Clan. Er war ja der Brecht 2.0 in zynisch. Und extrem massenunwirksam. Leider.

    „Staatsbürgerkunde? Das ist Religion für Kosmonauten.“ und “ als Napoleon geschlagen aus Russland kam, verreckten seine Soldaten am Wegesrand. Sein Denkmal war in Gefahr. Sein Mörtel schrie.“ Das sind meine beiden Lieblingszitate gewesen mitte der 80er hinter der Mauer und als die Russen noch in Afghanistan versohlt wurden. Heute macht die andere Supermacht samt Anhang ja den selben Fehler.

    „Ethik? Das ist Staatsbürgerkunde für die Marktwirtschaft.“ sage ich heute. Der schöne Schein.
    Wie war das doch mit Zivilcourage und Kampf für Einhaltung demokratischer Grundrechte … wenn‘ s dann einer macht und im falschen Land wohnt, schwups isses nich mehr wahr und der Betreffende muss sich ausgerechnet in Russland verstecken. DAS ist Kredit verspielen – das ist nicht allein aber AUCH dran schuld, dass sich der Mob gefährliche Nischen sucht. Denn für die Mitte findet seine Existens praktisch nicht statt. Und die Snowdenverränkungen treiben dem Mob die enttäuschten Teile der ehemaligen Mitte zu.
    „Would you respect me – without this gun?“(Phil Collins) und „unten in der Kanalisation, da üben schon wieder die Ratten Karate!“ (Gundermann). Amen.

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    • Dass er nicht auf ein Dauerprivilegium abonniert war, zeigt schon seine Werkgeschichte.
      An ihm, und schon dafür sollte ich ihm Dank zollen, wurde mir aber erneut klar, wie verschlafen ich selbst in vielerlei Hinsicht bin. Wie ich bequem werde und schläfrig.
      Leute wie Müller, wenn sie nicht gedeckelt sondern anerkannt und hofiert werden, stehen immer auf der richtigen Seite, egal welche Seite auch immer die richtige ist.
      Das hat er mit Brecht gemeinsam. Der hatte vor seiner Hinübersiedelung sich einen österreichischen Pass und ein schweizer Konto besorgt.
      Mir gehts am langen Ende um die Nichtherausragenden, um Menschen wie dich und mich.
      (jetzt erstmal Musik, mir ist schon wieder was eingefallen)

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  5. „Hoffnung ist nur ein Mangel an Information“. (HM) In diesem Sinne wünsche ich eine gute (Weiter-)Reise, hoffen-tlich auch in dieses oder jenes Theater (z.B. den Arturo Ui am Berliner Ensemble, die Inszenierung von HM wird immer wieder mal gegeben)…

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    • Der Satz, trotz seiner Banalität, zaubert mir dennoch ein Lächeln ums Gebrech.
      Schönen Dank dafür zur Frühnachmittagsstunde.
      Wer die Zukunft kennte bräuchte nicht zu hoffen, keine Religion zu fürchten und ruhiger leben….
      Siebensonnigschöne Grüsse vom Schwarzen Berg

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  6. Herr Ärmel, da haben Sie wieder einen Beitrag geschrieben, der es in sich hat. Wie meine Vorredner kann ich nur meine Bewunderung über die scharfe Sprache zum Ausdruck bringen.

    Der braune Mob auf der Straße macht mir allerdings weniger Sorge als die braune Geist der vermeintlich normalen Menschen. Man kann Braun auch gerne durch dunkelrot ersetzen. Das hatten wir schon mal. Man nehme noch eine Pandemie dazu und schon ist es vorbei mit der Zivilisation.

    Andererseits es war schon schlimmer und es ist besser geworden.
    Mit freundlichen Grüßen an die mitlesenden Nachrichtendienste

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    • Huch, wer hat denn da vor Ihnen von der Schärfe meiner Sprache geschrieben…
      Meines Erachtens bedingen sich der braune Mob und der braune Geist. Der zumindest in Deutschland notorisch ins braune denkende Kleinbürger erhofft sich dadurch doch die Rettung seiner längst dem Untergang preisgegebenen Seele.
      Er hats getan und wird es wieder tun, weil er garnicht anders kann. Und es vor allen Dingen auch garnicht anders will. Mit tatenlosem Hoffen und Nichtstum hofft er durchzukommen. Zum Tun müssten seine dürren Finger bereits das bisschen Zusammengeraffte, was er für Ewigkeit hält, loszulassen.
      Der Klaus Hoffmann hats ganz gut besungen finde ich: xyz. .youtube.com/watch?v=a9D83UKG_Yw

      Siebensonnigschöne Grüsse vom Schwarzen Berg

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  7. Ich hoffe mal mit Ihnen, so busfahrtbetrefflich, lieber Herr Ärmel. Und wünsche Ihnen von ganzem Herzen, daß die Reise erträglich und die Mitreisenden Ihnen geneigt.
    Was die Dreiaffigkeit der Kleinbürger angeht, die kann man, so man offenen Auges durch die Straßen geht, allerorten wahrnehmen, ich behaupte sogar, mir viel zu oft selbst Mund, Auge und Ohren zuzuhalten. Aber ich gemahne mich immer wieder der Verantwortung, die ich als mündiger Bürger trage. Was ich noch ergänzen möchte, ist der Brotundspielestatus. Solange Discounter ihren Billigfraß über die Menschen auskübeln und Massensportveranstaltungen die Leute beschäftigen, abgesehen von den Niedriginstinktshows im Brechreitfernsehen; solange hält das Volk im Ganzen stille. Ich war damals dabei, bin in Dresden mitmarschiert, ein Erlebnis, das mich sehr geprägt. Wir haben unsere Freiheit erlangt, um uns vom Kapital unterjochen zu lassen. Manchmal möchte ich ganz Müller’sch auf meine Hoffnung verzichten, daß es gelänge, Wohlstand für alle zu erreichen. Wohlstand, nicht Reichtum. Denn reich sind wir schon alle (Siehe gestrige Diskussion bei Madame Bukowski). Doch dann denke ich nach und sehe meine Hoffnung dank mehr Information erneut aufflackern. Phönix hieß das Lied, was Herr Müller für Herrn Lindenberg schrieb, oder? Passt! Herr Riffmaster übernehmen Sie!
    Pardöngsche für die ellenlange Kübeley, ich hatte Damen um mich, die mir die Haare dabei hielten. So kübelt’s sich einfacher. Sie hingegen grüße ich schnurrsanftkätzelig, Ihre Frau Knobloch, zugeneigt wie stets.

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    • Der thematischen Erweiterung durch Ihren gescheiten Kommentar ist nichts hinzuzufügen ausser einem: Danke dafür!
      (und öffnen Sie jetzt dem Kurier das Tor, der hat den Einlass verdient, nachdem, was er zuvor zu hören bekommen hat)
      Nachmittäglichsonnenwarme Grüsse vom Schwarzen Berg sendet Ihnen, Ihr Herr Ärmel

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      • Ach, mein lieber Herr Ärmel, ich konnte mich ebendst gerade noch zurückhalten, ihm nicht mein Feinstlederschuhspitzchen in den verlängerten Rücken…Ruhig, Käthe, du übst dich doch gerade im Verzeihen… Also, ich habe dem Kurier einen Fenchelaniskümmeltee zubereitet und ihn dann huldvoll entlassen. Geht doch, Käthe, geht doch…
        Ich grüße dankend ob Ihrer Wohlworte herzlich zurück, Ihre Frau Knobloch, zugetan.

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        • Geht doch gibts also doch noch – fein.
          Und einen Fenchelaniskümmeltee anzubieten ist mehr als eine Handreichung
          Nachmittäglichsonnenuntergangsentgegensehende Grüsse vom Schwarzen Berg, Ihr Herr Ärmel

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          • Pssst, Herr Ärmel, ein Geheimnis: Sie sind mein Premierenkanditat! Ich webe erstmals aus dem kerzenbeschienenen Haus am Ende des Weges Wohlworte in das Netz der Netze. Zu kalt zum Radeln, befand der Liebstlieblingsfamosgeselle, packte mich in sein Auto und baute mir hier seine Schleppapparatur im Wohnbereiche auf. Sie ahnen, was das tuth, nä?
            Herzfeine Grüße, diesmal nicht aus der Schreibstube des Florallabors, Ihre Frau Knobloch, fremdapparaturklickediklackend.

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  8. Da ist der Bericht ja endlich. Scheint, als hinkte mein Berichtberichterstatter hinterher.
    Ja, wenn es eng wird. .. Wirklich daran denken möchte ich nicht. Doch muss man sich Gedanken machen.
    Und gut, wenn es jemand so in Worte fasst, wie Sie es tun.

    Arbeiten Sie langsam dem Ende der Packliste entgegen?

    Leichtmüdevonärmelwortengerüttelte Grüße aus der Droschke

    Silvia Meerbothe

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    • Sie hatten bereits einen Bericht erwartet, liebe Frau Meerbothe? Das ehrt mich, aber Berichte werden in der kommenden Zeit weniger werden, so Stücker zwei die Woche denke ich…
      Ach ja, die Packliste /// Die Sonne scheint weiterhin, trotz Ihrer Erinnerung 🙂
      Nachmittäglichsonnenwarme Grüsse vom Schwarzen Berg

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      • Mein lieber Herr Ärmel,

        Sie dürfen sich gerne weiter geehrt fühlen, auch wenn ich das Missverständnis kurz klären werde;-)

        Ich las Ihren Beitrag schon auf Ihrer Seite (war dabei, ein wenig zu stöbern), doch mein Reader (der Berichtberichterstatter), Sie nennen den Ihren glaube ich Lesesklave (?) war noch nicht so weit. Da war er noch nicht erschienen.
        Niemals würde ich mit dem Fuß tappend dastehen und erwarten, dass Sie nun endlich etwas abliefern.
        Ich freue mich immer sehr, von Ihnen lesen zu dürfen, doch eine solche Erwartungshaltung? Nein. Sie haben sicher noch ein paar andere Kleinigkeiten zu erledigen, dort am Schwarzen Berg.

        Wieso sollte sich die Sonne auch wegen einer Packliste verstecken? Eher wird sie sie wohl beleuchten 😉

        Aufdemwegzumarbeitsmedizinerfröhliche Grüße

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  9. „Kleinbürger, die sich die Angst wegatmen …“ Bestechend schön gesagt, verehrter Herr Ärmel. Ich hatte ja vor, aus Ihrem Beitrag (und dem der Wolkenbeobachterin) einen Bildungsauftrag zu ziehen. Wieso, fragen Sie? Weil Heiner Müllers Konterfei mir wohlbekannt, sonst nichts von ihm, und ich habe nicht einmal den Anstand, mich dafür zu schämen. Aber es will nicht: Habe die Dokumentation gestartet und nach zehn Minuten beschlossen, aus anderem mehr Gewinn zu ziehen. Lieber will ich es noch Ihrem Tribut nachtun und „Die Hamletmaschine“, gelesen von Blixa Bargeld, hören. Das reizt mich dann doch. Davon abgesehen, von meiner Seite aus völlige Ignoranz. Ei ei ei …

    Ich wünsche Ihnen schon einmal eine sichere und angenehme Busfahrt, auch wenn wir sicherlich vor Ihrem Aufbruch nochmals von Ihnen lesen (andersherum vielleicht nicht).

    Herzlich grüßt Ihr Zeilentiger

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    • Genau diese Frage, lieber Zeilentiger, wecken Sie auf in mir. Warum habe ich nichts gesehen von den Müllerschen Stücken. Dabei habe ich neben den gewagtesten Klassikerinszenierungen nicht wenige Stücke von neukommenden Autoren gesehen. Nur von Müller war nichts dabei…
      Meiner Meinung nach können Sie Ihren Schamvorrat für anderweitige Gelegenheiten aufsparen.
      Ihre guten Wünsche verwende ich schon jetzt für mein Hoffen, dass der Busfahrer tatsächlich an jenem verabredeten Café ausserhalb von Skutari anhält, um mich mitzunehmen.

      Wir werden voneinander lesen, sowohl vor als auch nach der Reise.
      Spätabendlichnachkinoschnapstrinkende Grüsse vom Schwarzen Berg

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