Wenn dem Abreisskalender die Stunde schlägt

Nicht nur jahrzentealte Musik passt zur Stimmungsaufhellung. Auch die Begleitmusik neuerer Bands bewährt sich:
Ozric Tentacles – The Floor´s too far away (2006)…

Die Ärmelsche Superspezialdiät hat sich ebenfalls als tauglich erwiesen. Acht Wochen Konsequenz, ohne grossen Verzicht auf diese und jene kulinarischen Annehmlichkeiten versteht sich, und meine Wünsche wurden übertroffen. Körperliches Wohlbefinden als Gegengewicht. Und die Freude darüber, nichts mit mir herumtragen zu müssen, was ich ohnehin nicht schleppen will. Bembelstädtische Effizienz in allen Lebenslagen.

Die funktioniert nicht immer nach Wunsch. Ich suche ein Transportfahrzeug. Noch stehen einige Umzugskartons und ein paar Möbelstücke auf dem Schwarzen Berg. Nach telefonischen Voranfragen in den letzten Tagen, heute Morgen die Autoverleiher abgeklappert. Die sattsam bekannten Namen werden zum kaltherzigen Verleihnix sobald ich den Schwarzen Berg erwähne. Einzig einer würde Kroatien erlauben. Aber dann keinesfalls mit einer Stuttgarter Automarke. Mag ich eh nicht. Der angebene Preis ist nicht realisierbar und was soll ich irgendwo in Kroatien.

Anschliessend gehe ich durch die Stadt und hake nach und nach meine kleine Liste ab. Ich beobachte mich und den befremdlichen Automatismus meiner Handlungen. Eine Blasmusikkapelle spielt einen Trauermarsch. Das Publikum steht um einen kleineren Motivwagen der letzten Fastnachtskampagne. Ihre Gedankenmischmaschinen scheinen samstags nicht zu arbeiten. Die Parkhäuser verkünden rot, dass sie besetzt sind. Menschenwalzen in den Fussgängerzonen. Gefühlskehrricht in den Schaufenstern und Auslagen. Verwachsene Südosteuropäer machen das, was sie auch zuhause tun würden. Sie rutschen auf den Knien mit wispernd klagenden Singsang und halten den Vorbeiziehenden einen Pappbecher hin. Abends werden sie von ihrem Clanchef abkassiert.
Auf dem grossen Platz vor dem Gutenbergdenkmal stehen die verschiedenen Stände der Umwelt zuliebe. Naturstrom, Ökokarotten, ein neuer Automobilstenclub, glutenfreie Pizza, biologisch abbaubare Fahrräder. Zum Glück spricht mich niemand an. Was soll ich mit Flugblättern und Biodöner? Hoffnung statt Wünschen wäre mir allemal zuträglicher.

Es kommt vor, dass ich schlecht schlafe. Ein-, zweimal im Monat höchstens. Der darauf folgende Tag verläuft bis zum Nachmittag meist tranig. Zwei Mal in einer Woche schlecht schlafen geht an den roten Bereich im Garten meiner Empfindungen. Mich wundert, dass ich so fröhlich bin. Zitatenteppiche verfilzen sich in klaren Denkstrukturen. Die Suche nach Antworten mündet in neuerlichen Fragen.

„Es gibt Augenblicke im Leben, in denen kein Raum für Hochmut bleibt. Der grosse Kummer ist nackt.“
So stands gestern auf dem Blatt meines Abreisskalenders. Vor über zwanzig Jahren schenkte mir ein Kunde aus reiner Gefälligkeit eine Armbanduhr. Die gefällt mir. Warum gibt sie gerade jetzt ihren Geist auf? Die September halten seit Jahrzehnten wichtige Ereignisse vor für mich. Nicht jeder September, aber viele sinds immerhin gewesen. Die Freudigen nehme ich in Dankbarkeit hin, an denen, die mit Blitz und Donner über mich kommen übe ich mich.
Trotzdem werde ich mir keinen Abreisskalender mehr kaufen. Die Zeiten sind vorbei. Ich werde mir eine gebrauchte billige Uhr kaufen, eine, die mir gefällt und die zu mir passt. Denn ich will zukünftig beizeiten wissen, was die Uhr geschlagen hat.

Meine Bitte an die Besucher, Leser und Gugger: ich suche für etwa vier Tage einen Kleintransporter, um meine restliche Habe vom Schwarzen Berg zu holen.
Wer kennt jemanden, der mir ein solches Fahrzeug gegen bezahlbare Bezahlung leihen würde?
Wenn der Besitzer ein richtiges Road-Movie mit Gesprächen und Musik erleben möchte, ist er mit Freuden eingeladen mitzufahren. Die Kosten übernehme ich selbstredend. Ich hoffe, dass mir jemand den entscheidenden Hinweis geben kann.
Neben meinem allerherzlichsten Dank ist dem Tippgeber eine s
ignierte und nummerierte Ärmelfotografie sicher, sofern er daran Freude hätte.

Bis dahin wünsche ich allen Besuchern, Lesern und Guggern ein feines erstes Septemberwochenende.

(Hundert Antennen – aber wer nimmt noch wahr, auf was es wirklich ankommt?
Für besseren Empfang Foto anklicken)

34 Gedanken zu „Wenn dem Abreisskalender die Stunde schlägt

  1. Jedem schlägt die einmal die Stunde der Wahrheit, mir scheint, Ihr September gleicht dem meinen, auch wenn ich nicht direkt selbst betroffen bin.
    Im übrigen habe ich ein Angebot gemailt, vielleicht schauen Sie.
    Herzlich grüße ich aus einem erfrischenden Sachsen, bei uns lodert heute Abend sicher der Kamin, Ihre Arabella

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  2. Mein Honda Civic ist sicher zu klein, lieber Herr Ärmel, sonst würde ich gern 4 Tage darauf verzichten, aber ich drücke die Daumen, daß sich hier hilfsbereite Geister finden. Ich habe über Bla-Bla-Bla, die frühere Mitfahrzentrale auch einen jungen Mann aufgetan, der mir heute unser ganzes hier gehortetes Kinderspielzeug mit nach Lübeck mitgenommen hat anstelle der Beifahrer. Natürlich habe ich alle drei Plätze bezahlt.
    Man kann dort nach der kostenlosen Anmeldung auch selber ein Gesuch aufgeben, vlt. wäre das auch eine Idee oder einen Versuch wert, zumal es kostenlos ist.?

    bibbernde Grüße vom Dach…und in Hanau ist Bürgerfest…..

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    • Ich danke Ihnen, liebe Frau karin, für das Angebot und Ihren Hinweis. Ich selbst bin seit etwa 15 Jahren dort angemeldet. Bin oft mitgefahren und habe ebenso oft Mitfahrgelegenheiten angeboten.
      Sie bibbern? Ich bin just zwischen zwei Saunagängen 😉
      Versteht sich, dass die Lummerländer Kerb heute ohne mich stattfinden wird.
      Abendschöne Grüsse aus dem sich erwärmenden Bembelland

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      • Die Sauna habe ich mir für Montag vorgenommen, am Wochenende ist sie mir zu voll, bis dahin bibbere ich noch bzw. drehe morgen die Heizung an.
        Die armen Bürgerfestbesucher und Schausteller tun mir hier auch leid, zum MUF sind zu wenig gekommen, weil zu heiß und diese Woche hier kommen zu wenig, weil zu naß und kalt. Petrus ist doch schon sooooo alt, hat’s aber scheinbar immer noch nicht im Griff…mache Männern lernen’s nie -:)))
        bin ja schon weg……schlafen Sie gut nach der Wärmekur.

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    • Da ich an der Diskussion leider nicht selbst vor Ort teilnehmen kann, können Sie sich denken, meine hochwertgeschätzte Frau Knobloch, wie sehr auf die Ergebnisse gespannt bin. Und bauchwärts moderieren? hach, da würde ich eine Schultermassage gegen tauschen.
      Mit voller Zuneigung aus dem Bembellande, Ihr Herr Ärmel (wer sonst?)

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      • Bauchwärts moderiert es sich am vernünftigsten, so gefühlsbetrefflich. Denken mit dem Herzen und den Kopf ruhig mal flatterig werden lassen, wir werden sehen, was dabei herauskommt…
        Vollstneigungserwidernde Grüße retoure, Ihre Frau Knobloch.

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  3. Ohja, die Musikauswahl findet diesmal Gnade auch vor meinen Ohren!

    Tja, ausgerechnet jetzt darunter zu fahren und wieder hoch zu wollen – gleicht dem Versuch als einziger Lateiner einst unbehelligt im Cimbern&Teutonenzug mitreisen zu wollen.

    Kann irgendwie die Verleihnixe verstehen; beschlagnahmte „Schlepperfahrzeuge“, weil irgendjemand aufsprang, reißen nun mal Miese in die Bilanzen. Gestern abend im SWR „Nacht-Café“ ging es um Zivilcourageure aller Art, die – gelobt, beurkundet, medial gepriesen – arbeitsplatzverlustig gingen und eiskalt juristisch und behördlich im Stich gelassen wurden.

    Eine sehr interessante und warnende Sendung.

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    • Oh, ein gnadenvoller Kommentar. Halt, nein, da ist doch ein Einwand. Wer die Verleihnixe versteht, dem wünsche ich eine ähnliche Aufgabe wie die vor mir liegende. Nur so, zur ausgleichenden Gerechtigkeit und zur Sammlung von Erfahrungen. 😉

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    • Guten Abend und herzlich willkommen. Und ganz schönen Dank für Ihren Kommentar.
      Ihren Einwand kann ich verstehen. Zur Klarheit will ich jedoch sagen, dass ich das nicht bestimmten Menschen gegenüber abwertend verstehe, sondern es genau so beschreibe wie ich es gesehen habe. Heute Morgen mehrfach hier in der Stadt und vielfach in Südosteuropa.
      Abendschöne Grüsse aus dem kalten Bembelland

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  4. Ist Spedition von vornherein zu teuer? „spedition montenegro“ goorgeln fördert einiges zutage.

    Der Wahnsinn greift allerorten um sich. Unbedingt das Gute im Auge behalten!

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    • Zu allererst freue ich mich, wieder von Ihnen zu lesen.
      Ich danke Ihnen auch für den Hinweis, aber diesen Spuren bin ich bereits nachgegangen. Und die Modalitäten und Preise sind mir bekannt, als meine Habe die Richtung südostwärts genommen hatte. (Davon ist einiges auch hier im Blog zu lesen).

      Mit dem Wahnsinn stimme ich Ihnen unumwunden zu. Deshalb unbedingt den Blick auf die positiven Aspekte richten.
      Mitternächtliche Grüsse aus dem schläfrigen Bembelland

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  5. Wie schade, dass ich weder einen Klein- noch einen Großlaster mein Eigen nenne, sonst hätte ich Ihnen diesen sehr gerne gegen das Verwöhnen mit schönen, ausdrucksstarken Fotos zur Verfügung getellt !!

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  6. „Wenn der Besitzer ein richtiges Road-Movie mit Gesprächen und Musik erleben möchte, ist er mit Freuden eingeladen mitzufahren.“

    Ja, gerne Herr Ärmel, ich würde mitfahren. Ich bin aber frühestens Anfang/ MItte Oktober dazu in der Lage.
    We stay in touch.

    Bis dahin, beste Grüße aus Leipzig,
    Menachem

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    • Hach – das passt ja genau in den geplanten Zeitraum. Würde ich sofort mit Dir machen, und da wir uns ohnehin begegnen wollten und es bisher weder hier noch in LE geschafft haben, wäre das doch DIE Gelegenheit.
      Wir sollten auf anderen Wegen weiter kommunizieren, um diese Möglichkeit zu erörtern und gegebenenfalls fest zu machen.
      Ich hoffe, trotz dieser verheissungsvollen Nachricht heute Nacht endlich mal wieder richtig schlafen zu können.

      Vorerst Mitternächtliche Grüsse aus dem schläfrigen – äähh momentan hellwachen Bembelland

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  7. Herr Ärmel,

    ein Road Movie mit Ihnen stelle ich mir unterhaltsam vor. Jetzt bin ich richtig traurig, nur eine Stussgarter Limo zu fahren.
    Zumal ich bald vier(!) Wochen unbezahlten Urlaub habe. Aber wer weiß, vielleicht läuft mir sowas über den Weg.

    Herzlichst, aus dem Turmzimmer grüßt
    die Zerberus

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    • Ich danke Ihnen für den Vertrauensvorschuss was die Unterhaltsamkeit angeht 😉
      Also, nicht traurig sein, denn wer weiss. Es gibt so viele Road-Movies Tag für Tag…

      Mitternächtliche Grüsse aus dem schläfrigen Bembelland, Herr Ärmel

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  8. Könnte ich das Rad um 20 Jahre zurückdrehen, hätte ich ganz vielleicht eine Transportmöglichkeit gehabt, allerdings ohne Dach….
    Leider kann ich aber somit auch nicht wirklich helfen.
    Ein Roadmovie, das wär spannend. Ich würde 40 Lieder auf Kassette aufnehmen (dann kann man nicht weiterschalten sondern muss spulen wenn es nicht gefällt, bei den einvernehmlich guten Songs gibts dann Bandsalat, aber auch das ist eine andere Geschichte.)
    Ansonsten Respekt vor dem Erfolg der Ärmelschen Superspezialdiät. Bei derlei Experimenten und der erforderlichen Konsequenz trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich gehöre eindeutig zu ersterem, versuche aber nachher noch ein wenig zum letzteren zu gelangen. Mal sehen ob es gelingt.
    Kühlsonnigsommerabermeteorologischherbstliche Grüße aus dem wolkigen Süden.

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    • Ein kleiner Umzug in einem Kraftfahrzeug ohne Dach hat sicherlich auch ihre ganz besonderen Reize.
      Die Idee mit der Kassette ruft mir natürlich auch sofort die eine und manche andere Geschichte in Erinnerung 😉
      Eine Diät ist eine reine Willenssache

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  9. UND ICH HABE MICH MIT DEM pAPA GEZANKT; WESWEGEN MIR DAS FAMILIENEIGENE aUTO VORRÜBERGEHEND NICHT ZUR vERFÜGUNG STEHT: wAHRSCHEINLICH HÄTTE DER pAPA EH aNGST; ICH WÜRDE sYRER AUS uNGARN SCHMUGGELN: aU?ERDEM IST ES EH NUR EIN bERLINGA: oDER bERLINGOß nA JEDENFALLS KEIN tRANSPORTER

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    • Nein, denn ich verlasse ihn ja nicht für immer. Schon demnächst wieder und dann … aber das weisst du ja inzwischen.
      Leben werde ich allerdings vorerst in Lummerland.
      Morgendlichzerknitterte Grüsse aus dem vorwinterlichen Bembelland

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