Von mir aus könnte es auch Lied 5 heissen. Vielleicht weil ich es heute fünfmal lautmitsingend gehört habe. Warum fünfmal? Davon einige Zeilen weiter. Blur – Song 2 (1997)…
Jetzt die ganze Geschichte. Zusammenhänge in Geschichten erzählen sich besser, wenn Resultate vorweisbar sind. Ob die Geschichten gut oder schlecht ausgehen, tut dabei nichts zur Sache. Von den Schiefgehenden lebt mittlerweile eine ganze Generation den eigenen Bauch pinselnder Autoren. Und Rinnen natürlich auch.
Nachdem klar war, dass das Linoleum wegen seines Zustandes nicht restaurierbar sein würde, wurde wie mitgeteilt, der hölzerne Fussboden aus dem Jahr 1880 in Augenschein genommen. Dabei wurden Feuchtigkeitsschäden festgestellt. Handeln war so oder so angesagt. Mir schebt schliesslich ein anderes wohnliches Idyll vor als das von von Ulrich Roski.
Feuchtes Holz klingt dumpf. Als Fachmann auf meinen Gebieten vertraue ich selbstverständlich auf Fachleute anderer Gebiete. Ein gerümpfte Nase und die steile Falte über der Nasenwurzel lassen schlimmes ahnen. Der Boden muss komplett freigelegt werden. Und dann probehalber geschliffen werden. Danach erst lässt sich mit Sicherheit mehr sagen.
Das bedeutet enorm viel Arbeit und eine monetäre Investition ohne klare Renditeaussichten. Genau, sagt der Meister und grinst verhalten, du hast die Wahl. Wenn die Schleifmaschine die betroffenen Dielen frisst, müssen die Bretter und auch der Unterbau raus. Oder du reisst gleich alles raus. Dann hast du wieder eine Wahl. Entweder wir bauen dir einen richtigen Dielenboden oder du gehst zum Elchkaufhaus und besorgst dir diese dünnen Furnierbrettchen, die wie ein Holzfussboden aussehen. Kommt sich am langen Ende preislich in etwa gleich, sagt der Meister und grinst etwas dreister.
Ich entscheide mich für eine Woche auf den Knien. Ohne Risiko keine Freude. Ich hatte mir den Wecker gestellt und bin dennoch eine halbe Stunde vor dem Gebimsel wach. Gehe in den Garten und suche den Mond. Aha. Den kann ich auch aus dem Dachfenster prima beobachten und dabei gleich früh-stücken. Während ich mir noch überlege das Geraffel aufzubauen, fällt mir der geschätzte Herr Autopict ein. Auf den wird Verlass sein. In der Tat. Ich pendle den Holzboden aus und werfe zwischendurch Blicke zum Mond. Die Meldungen in der Tageszeitung regen mich auf. Ich will mich doch nicht ablenken. Lieber noch einen starken schwarzen Tee.
Kaum dreht sich der Schlüssel im Schloss, stehe ich an der Theke und ordere eine Schleifmaschine. Kurz vor Ladenschluss gebe ich sie zurück und zahle den geforderten Tarif plus verbrauchtem Material. Eine geringe Investition.
Auf der Fahrt dorthin läuft der Song 2 von Blur. Fünfmal. Ist ja nicht weit bis in die Stadt.
Morgen wird der gerettete Boden seine erste Ölung erhalten. Neben mir steht eine Flasche Bardolino. Feine Provenienz. Feierabend, Feiertag.
Der Herbst gehört seit dem Ärmeljugendende nicht mehr zu meinen bevorzugten Jahreszeiten. Und dieses Jahr ohnehin nicht. Morgen wird die Müllabfuhr kommen. Die Mülltonnen in der Nachbarschaft sind alle randvoll. Meist mit Gartenabfällen. Und ich habe noch zwölf Tüten rumstehen mit den Bruchstücken der Ausgleichsmasse. Aber ich habe Zeit. Und vielleicht wird mir der Winter dieses Jahr wieder lieber werden. Wenn die Tonnen der Nachbarn nur halbvoll sind.
Die Fotografien habe ich auf dem grössten Freidhof Europas aufgenommen. Hamburg Ohlsdorf. Die Hinfahrt mit dem Ehepaar aus dem Schwäbischen ist eine andere Geschichte. Und die Rückfahrt mit dem jungen Syrer auch.
(Foto anklicken öffnet die Galerie)
Schön verlässlich sein zu dürfen! 😉
Eine großes Unterfangen. Und Song 2 von Blur, ein großartiger Song, kurz und knapp und eben die Nr. 2 auf der einigermaßen bemerkenswerten Scheibe von blur, die im Übrigen, so ich mich erinnere auf dem Cover einen schönen Bezug zu Ihren Fotografien herstellt. Gewissermaßen.
So. Und jetzt wird Schlaf nachgeholt.
Eine schönträumende ruhigklingende Nacht. Song 5 wieder morgen. Oder Song 7.
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Ich hoffe, Sie bekamen genügende Mützen Schlaf nach der vorherigen kurzen Nacht.
Aber Ihre Fotografien waren die Anstrengung allemal wert.
Abendschöne Grüsse aus dem schillernden Bembelland
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Ich bin immer noch müde, aber da antworte ich gerne mit Oasis und sage ‚Don’t look back in anger! ‚
😀
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Wie andernorts bereits geschrieben, kenne ich nichts und garnichts von Oasis.
Positiv nach vorne Schauen finde ich auch besser als im Zorn Zurückschauen.
Frühmorgendlicherwchende Grüsse aus dem Einflugschneisenlummerland
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Blur ist ist auch einfach soviel besser als Oasis 🙂
Große Liebe für die Band und den Song 🙂
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Ganz ehrlich, von Oasis kenne ich rein gaanix…
Abendschöne Grüsse aus dem feinen Bembelland
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schön, schön, Herr Ärmel und nicht nur Blur (so lange nicht mehr gehört) und dann noch der Sieg über den Holzfussboden und die Geldbörse, ich gratuliere und wünsche zaghafte Zugehschritte auf Herbst und Winter- alles hat seine Zeit und seine Qualität …
liebgrüss
Ulli
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Liebe Frau Ulli, ich danke Ihnen für die Gratulation und Ihren Hinweis auf Zeiten und Qualitäten unterschreibe ich auch.
Abendschöne Grüsse aus dem stiller werdenden Bembelland
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Es scheint als wäre die Zeit bei Ihnen im rechten Moment stehen geblieben. Und auch mit mehr Geld, ich bin mir sicher, hätten Sie diese feine Variante gewählt.
Sonnenaufgängliche Grüße
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Nach der ersten Ölung heute bin ich froh, dass ich es gewagt habe.
Abendschöne Grüsse ausruhenden Bembelland
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Ich freu mich für Sie!
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das freut mich ~~~
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Ihre Wissen und Ihre Tatktaft bewundere ich.
Gute Nacht
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Eine würdige erste Ölung wünsche ich! Und Sie wissen ja, auf Ihre anderen Geschichten sind wir immer gespannt, Herr Ärmel.
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Sie ist erfolgt – schönen Dank für Ihren guten Wunsch.
Andere Geschichten? Habe ich mich da etwa verplappert… 😉
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Auja. fünf mal Song 2 hintereinander, das würde ich auch gerne hören. Leider fehlt uns dafür ein Herr Lewandowski *gg*
Herzlichen Glückwunsch zur Fußbodenfreilegung, den Bardolino hast Du Dir redlich verdient.
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Na, dass du eine ganz spezielle Beziehung zum dem Stück hast, das ist mir schon klar *ggg*
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Whoooohooo! Da möchte man auf dem geretteten Holzboden ja gleich draufloshopsen, barfüßig, versteht sich! Manchmal ist das Glück ja doch bei den Tüchtigen… fetzt!
Song 2, weia, der hat bei mir eine Geschichte, die hätte mächtig ins Auge gehen können und macht jedesmal Gänsehaut. Whoooohooo!
Hummelhinterige Grüße, stets die Ihre, hopsfidel zugeneigt.
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Ich liebe das Stück, ohne dass mir damit Geschichten in den Sinn kommen. Kurz und knackig und schön laut.
Ausruhgrüsse aus dem beruhigten Bembelland sendet Ihnen Ihr Herr Ärmel (plus Verlängerungsbestätigung der Zuneigungsversicherung etc. pp)
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Schön ihre Zeilen zu lesen & diesen Tönen zu folgen. Anachronistische Patina mit Leben.
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Ich freue mich über Ihren Kommentar und dass Ihnen die Zeile gefallen.
Abendschöne Grüsse aus dem dunklen Bembelland
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Ich mag ihren Geist des erhaltenen & besonders ihre Ohrtonfreuden / Danke vom Herbstsee
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Ich danke Ihnen und wünsche einen guten Tag.
Morgendliche Grüsse aus sich aktivierenden Bembelland
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Seitenhiebe nach Sichdenbauchpinselnden…so ganz nebenbei. Ohne Blur und Blei. Jetzt mal stundenlang weiterfabulieren. Und/oder gespannt sein auf weitere „real stories“ von Ihnen, dem ganzen Handwerks-, Fahrrads-, Storchen-, Schwarzbergsberichts-noch möglichen-Inventar!
Gruß von unterm Windstoßwalnussgebäum
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Das ist der Sinn der Seitenhiebe, so ganz nebenbei von der Seite halt wirken sie 😉
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Freiwillig Blur hören? Kopfschüttel.
Aber gratuliere zur Bodenrettung. Superfotos auch.
Hamburgs Ahnenverscharre ist größer als der Wiener Zentralfriedhof?
Kannste ma sehn! (Staun.)
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Der Friedhof In HH-Ohlsdorf ist der viertgrösste weltweit.
Zu deiner Information: http://www.bestattungen.de/ueber-uns/presse/pressemitteilungen/ruhestaetten-der-superlative-die-zehn-groessten-friedhoefe-der-welt-hamburg-ohlsdorf-auf-platz-vier.html
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Tja, und Du hast glatt vier von den Tanten erwischt, die ich nach vier Tagen Fotosafari in Ohlsdorf nicht in der Sammlung habe, da kann man wahrscheinlich zwei Wochen rumlaufen ohne alles gesehen zu haben.
Hast Du der einen Statue das Blümelein in die Hände gedrückt oder gehört das so?
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Diese Jugendstilgrabmonumente stehen gegenüber des Friedhofsmuseums, wo auch Gustaf Gründgens und Inge Meysel liegen.
Ich werde im kommenden Frühjahr mit dem Fahrrad und dem Geraffel rumfahren. Falls du also auch Fahrrad fährst… *g*
Das glebe Blümelein gehört so.
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Ahja, bei Gustav und Inge war ich nicht, ich war bei Hans, Henry und Edgar und überall da, wo der Friedhofsplan was von vielen Statuen gesagt hat. Trotzdem musste man hinter manch hohe Hecke schauen um die wirklich dollen Monumente zu entdecken. Sehr verschachtelt, das alles. Den Seemannsfriedhof hab ich auch nicht gefunden.
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Nee, nix Fahrrad. Auto abstellen und Fußmarsch. Gibt Parkplätze an jeder Ecke da.
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Dann wäre man ja ständig am Hin&Herlaufen auf der Suche nach den beeindruckendsten Grabmalen. Mit dem Rad ist man da doch viel schneller unterwegs?
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Ich fürchte wenn man schneller unterwegs ist übersieht man das eine oder andere Schätzchen, die eindrucksvollsten Grabmale fand ich abgelegen hinter hohen Hecken. Allerdings habe ich als Einwohner dieser Stadt auch wesentlich mehr Zeit so ein Areal zu erforschen.
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..ich fürchte, darum beneide ich dich jetzt *ggg*
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… und ich habe den König von Albanien gefunden *ggg*
(aahh, den könnte ich mit dem nächsten Beitrag mal zeigen)
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Bewundernswerte Ereignisse im RL als Schreibvorlage für diesen hervorragenden Post im VL,
inklusive Blur-Songs und Friedhofsfotos…
sehr gelungen, das ganze Gesamtkunstwerk, Life-übergreifende!!
Liebe Abendgrüße vom Lu
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Lieber Lu Finbar ich bin ja ganz&weg von deinem feinen Kommentar.
Vormitternächtliche Grüsse aus dem müden Bembelland
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