Allerhandwintergeschichte

Nach einer Woche mit viel Musik von und Erinnerungen an David Bowie und den vier Dokumentationen zu seinem Leben auf arte, steht mir der Sinn jetzt wieder nach anderen Tönen: Robert Fripp – Exposure (1979)…

Mein erster eigener Kraftwagen war ein Volkswagen Typ1, besser bekannt unter der merk=würdigen Bezeichnung VW Käfer. Immerhin besass ich das sogenannte Exportmodell, das bedeutete aufwändigere Stossstangen, vor allem aber hatten diese Modelle ein Benzinstandsanzeigeinstrument. Man musste also nicht erst ruckelnd am Strassenrand ausrollen für den Hinweis auf einen fast leeren Tank. Dann musste man nämlich im vorderen Fussraum über dem vorgetäuschten Kardantunnel den Benzinhahn in Stellung Reserve drehen, mit dem Gaspedal etwas pumpen und nachdem der Motor wieder angesprungen war, umgehend die nächste Tankstelle aufzusuchen.
In meinen frühen Automobilistenjahren kam ich noch mehrmals auf die an sich schon damals völlig veraltete Technik des VW Käfers zurück. Das waren aber jeweils Wagen des Typs 14 Karman Ghia (spr. Gia nicht Tschia, man sagt ja auch nicht Spatschetti zu den dünnen Langnudeln). Dabei handelte es sich technisch um einen VW Käfer, im Unterschied zu diesem jedoch mit einer recht schnittig geformten Karosserie. Landläufig wurde dieses Automobil auch liebevoll Sekretärinnen-Ferrari genannt. Aber das ist ein anderes Kapitel.

In diesem Bericht geht es um eine Erinnerung an ein Erlebnis mit meinem Käfer. Eins von zahlreichen, unter denen dieses allerdings herausragt, denn damit ist ein Gefühl verbunden, das ich seitdem nie wieder in dieser brachialen Direktheit erlebt habe.
Im südlichen Bembelland gibt es sehr viele Kiesgruben, die in den 1960er Jahren entstanden sind als der Bedarf an Sand und Kies im Zuge des sogenannten Wirtschaftswunders* ungeheuer gross gewesen ist. Diese Kiesgruben wurden nach Möglichkeit auch zum privaten Badespass genutzt, soweit das möglich war. Erlaubt war es aufgrund verschiedener Gefahren naürlich nicht. Es gibt im Rhein-Main-Gebiet durch den Zusammenfluss der beiden Flüsse gefährliche Unterströmungen mit schnell wechselnden Wassertemperaturschwankungen. Weiterhin waren Untiefen, die durch den Baggerbetrieb entstanden waren, im trüben Wasser der Grube nicht sichtbar, zudem veränderten sie sich durch die Strömungen.
Bei Lummerland lag unser See. Der Silbersee. Niemand konnte mir bis heute erklären, wie die Kiesgrube zu ihrem Namen kam, an der Farbe des Wassers kann es nicht gelegen haben. Eher liegt die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang geben könnte zwischen der Stilllegung der Baggerarbeiten und der zeitnahen Erstaufführung des Films „Der Schatz im Silbersee.“ Eine Vermutung nur, kein gesichertes Wissen.
Der See war schnell berüchtigt, denn er hatte bereits einige Opfer gefordert. Ein kühner Kopfsprung von der an manchen Stellen erhöhten Uferböschung konnte zum Genickbruch führen, da an dieser Stelle nicht tief genug ausgebaggert worden war. Beim Tauchen, selbst bei hochsommerlichen Wassertemperaturen konnte man in eine Eiskaltwasserströmung geraten und dadurch einen Herzschlag erleiden. All das war vorgekommen und entsprechend waren die mahnenden Warnhinweise der besorgter Eltern. Aber wenn man jung ist, kann einem ohnehin nichts passieren. Meint man jedenfalls.
Unsere Kumpanei traf sich während des Sommers nachmittags an der südlichen Uferseite zu den üblichen Schülerspässen. Wenn es im Winter kalt genug war, spielten wir darauf Eishockey. Dabei waren meist auch einige italienische Jungs und Cerkes, ein junger Türke. (Interkulturelles Miteinander ist keine Erfindung der letzten fünfzehn Jahre).
Cerkes zeichnete sich durch zwei Merkmale aus. Er war immer guter Dinge, egal was ihm auch widerfahren mochte. Ein richtig lustiger Typ. Und er hatte nie Zigaretten. „Ey, haste ma´ne Zi´rette für mich?“ Oder er rief, wenn sich gerade jemand eine anfeuerte, „Mach´ Halbzeit, Mann“, was bedeutete, dass der Raucher nach der halben Zigarettenlänge den Glimmstengel an Cerkes weiterreichte. (Wo mag er heute sein?).

Es war Winter. Eisekalt. Da wird mehr Geld gebraucht für lange Sitzungen zuhause oder in einer Wirtschaft. In unserer WG hiess das Blutspenden. In der Universitätsklinik der nahen Stadt wurden fünfzig Mark (West) für einen halben Liter gezahlt. Gut, im Winter fror man danach drei Tage zwar schrecklich, dafür erreichte man mit weniger Apfelwein und Nikotin das gleiche Ergebnis wie sonst. Ein fairer Deal also.
Nach der Blutspende fuhren wir rüber nach Luxemburg. Dort gabs die billigsten Gauloises. Jeder kaufte die vom Zoll erlaubte Stange Zigaretten. Wenn man es schaffte, zwei oder drei Mal nacheinander über die Grenze zu fahren war man in dieser Hinsicht bis zum nächsten Blutspendetermin versorgt.
Diesmal war ich der Chaffeur. Wir fuhren zu fünft in meinem Käfer. Auf der Rückfahrt leierte die Musik aus dem tragbaren Philips Kassettenrekorder zwischen den vorderen Sitzen. Die Pläne für den Kneipenabend waren besprochen. Wir waren fast in Lummerland, da hielt ein Tramper den Daumen raus. Es war Cerkes.
Niemand fiel auf, dass er nicht sofort nach einer Zigarette fragte. Er war heiss darauf, eine Runde mit meinem Käfer zu drehen. Ich wollte nach der langen Fahrerei endlich nach Hause. Cerkes begann zu nörgeln. Den anderen Kumpels wollten einlenken, „dann lass´ihn eine Runde um den Block drehen und gut iss´.“ Cerkes versprach jedem eine Zigarette, wenn er eine Runde drehen dürfe. Warum bei diesem geradezu ausserirdischen Angebot niemand Verdacht schöpfte, ist mir bis heute unerklärlich.
Cerkes verteilte die Zigaretten, setzte sich hinters Lenkrad, stellte sich den Fahrersitz passend und liess gleich die Reifen durchdrehen. Wir mahnten zur Vorsicht, es sei gegen Abend, pritzelkalt und möglicherweise Glatteis und überhaupt. Irgendwie schienen wir mit unseren Worten genau das Gegenteil zu erreichen. Er war plötzlich nicht mehr bremsen. Kurz vor der Lummerländer Ortsgrenze bog er schlagartig links ab auf einen Feldweg.
„Bleib´ stehen und zwar hier und sofort.“
„Och komm´, nur noch ne kleine Runde Autocross“, feixte und liess den Käfer schleudern. Alle redeten jetzt durcheinander. Wir balancierten zwischen lockeren Sprüchen und absolutem Ernst. Der schwerelose Tanz über der unendlichen Tiefe. Cerkes liess den Käfer über ein Feld hoppeln. Die Belustigung entwich als wäre um das Auto ein grosses Vakuum.
Quer über die Felder hin tauchte vor uns die Eisfläche des Silbersees aus. Keine Musik mehr, die Kassette war abgespielt. Es wurde ganz still als der Käfer auf die Eisfläche schlitterte.
Ich hatte schon vorher oftmals Angst gehabt in meinem Leben. Als Kind oder als Jugendlicher, das gehört zum Weg. Aber jetzt war etwas grundsätzlich anders. Ich verspürte plötzlich keine Angst mehr, ich war die Angst. Kein Gefühl war da, jegliche Wahrnehmung schien abgeschaltet. Minutenlange Totenstille. Niemand sprach, alle schienen sich irgendwohin verabschiedet zu haben. Hatten bloss noch ihre Körper in diesem idiotischen Käfer zurückgelassen. Mit diesem Irren am Lenkrad, der überlaut und ausgelassen lachte und seine Achter und Pirouetten auf dem Eis drehte.
„Kein Problem Jungs, das Eis ist dick.“ Damit rief er uns alle nach einer Ewigkeit vom Ende des Universums offenbar wieder ins Diesseits zurück. Und wir schnauften, wir redeten, oder besser stammelten alle durcheinander, alle gleichzeitig und ziemlich wirr, dass er endlich wieder aufs Festland fahren solle.
„Ey komm´, ein´ kleiner Achter noch, macht doch Spass…“
Was danach passierte und wie ich wieder ans Steuer kam oder ob ich selbst überhaupt die letzten zwei Kilometer nach Lummerland gefahren bin, ich weiss es nicht. Ich wusste es schon am nächsten Tag, ja vielleicht schon am gleichen Abend nicht mehr.
Wenn ich einen der Leute treffe, die damals dabei gewesen sind, wird durchaus die eine oder andere Anekdote aufgewärmt. Die Fahrt übers Eis wurde niemals wieder erzählt.
Der Silbersee ist heute ein kleines geschütztes Biotop geworden. Schwimmen, Angeln und Müllablagern verboten. Vom Betreten oder Befahren bei Eis steht nichts auf dem Schild am Ufer.

*  In diesem Land glaubt man noch immer an den Mythos vom Wirtschaftswunder. Wer die damit verbundenen Legenden auf die Tatsachen hin überprüfen und sein wahrscheinlich verzerrtes Geschichtsbild korrigieren möchte, dem empfehle ich die folgende Dokumentation, die Onkel Juhtujuhp freundlicherweise zur Verfügung stellt: http://www.youtube.com/watch?v=y-jwKVVJjpk

Ich wünsche allen Besuchern, Lesern und Guggern eine schöne Woche.

(Foto anklicken und garantiert eisfrei gugge)

 

76 Gedanken zu „Allerhandwintergeschichte

  1. Mein erster eigener fahrbarer Untersatz war ein Wartburg, ich komme aus dem anderen Teil Deutschlands (jaja, kein Trabbi!). Da werden aber auch Erinnerungen wach! 😂
    Guten Abend, lieber Herr Ärmel!

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    • Ich hatte das Vergnügen anlässlich eines Besuches in der Deutschen Republik einen Trabant fahren zu dürfen. Ein gewaltiger Unterschied zu meinem Anreisegefährt, denn dieses fuhren seinerzeit in der Limousinenversion die ZK-Mitglieder 😉
      Abendschöne Grüsse aus dem lautklingendbunten Bembelland, liebe Frau Antje!

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      • Sind Sie Karnevals-/Faschings-/Fasnetsfan?
        Hier gibt’s schwäbisch-allemannische Fasnet mit vielen Hexen und anderem gruselig-wilden Getier.

        Eine Gute Nacht wünsche ich!

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        • Keinesfalls, derlei Narreteien habe ich in meiner Jugend hinter mich gebracht. Immerhin ist in der angeblich goldenen Stadt überm grossen Strom eine der Narrenhochburgen.
          Aber so eine alemannische würde ich mir bei entsprechenden Witterungsverhältnissen doch gerne einmal anschauen, schon wegen der Guggemusik (an was erinnert mich das bloss?) 😉
          Auch Ihnen eine gute Nacht !

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  2. „Gefroren hat es heuer, noch gar kein festes Eis, das Büblein steht am Weiher und spricht so zu sich leis.
    Ich will es einmal wagen, das Eis, es muss doch tragen, wer weiss…“

    Ihre Erzählungen kann ich folgen, als wäre ich dabei gewesen. Sie wurden aber nicht geklopfet aus, zu Haus…

    Spiegelnde Sommerfreude bringen Ihre feinen Fotos. Danke.

    Einen friedlich, warmen Abend wünsche ich, Ihre Arabella, kaminfeuergewärmt.

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  3. Herr Ärmel, ich freue mich, die Käfergeschichte bei Ihnen zu lesen, da wohnte schon Vorfreude in mir. Ich habe es beim Lesen Ihrer Erzählung wieder gedacht, da lässt sich eintauchen (nicht in den See, in Ihren Wörtern) und gäbe es 88 weitere Kapitel, ich würde lesen und lesen. Herzlich und dankend grüße ich Sie!

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    • Ihr feines Kompliment, liebe Frau Maribey, schmeichelt mir. Allein ich fürchte, Sie mit weiteren Autogeschichten zu langweilen.
      Aber einiges aus der Ärmelschen Vergangenheit, garniert mit schlechten alten Photographien, wird sicherlich auch in diesem Jahr hier auf diesem Blog zur Erscheinung kommen.
      Abendschöne Grüsse aus dem lautklingendbunten Bembelland

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  4. In eigener Sache:
    Superschönes Schriftbild! Helles, freundliches Layout (leicht überbelichtet vielleicht)!
    Auch Buchstabenguggen kann Freude machen!
    Jetzt ist übrigens auch noch das Bild in der „Kopfzeile“ verschwunden.
    Zum Glück habe ich es nicht bei EINEM Kind belassen.

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    • Ooh, das Schriftbild ist doch wie immer immer, ich erstaune.
      Ich hoffe, Ihre Nachkommen werden Ihnen rasch und in der rechten Weise zur Hand gehen.
      Bis dahin bleibt lediglich die Hoffnung.
      Abendschöne Grüsse aus dem lautklingendbunten Bembelland

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      • Lieber Herr Ärmel, die Bilder sind zurückgekehrt. Für das Wahrscheinlichste halte ich Magie und Zauberei. Könnte aber auch daran liegen, dass ich die Datumseinstellung angepasst habe. Das geht bei mir in Handarbeit, weil ich nicht weiß, wo die neue Batterie eingesetzt wird.
        (Und ein bisschen gefällt mir auch das Spiel mit der Zeit)

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  5. Uff. Also meine Reaktion wäre glaube ich Handbremse ziehen, Schlüssel abnehmen, was auf die Augen hauen. So ungefähr die Reihenfolge. Den Horror konnte ich mir bei der Geschichte bildlich vorstellen.
    Eine Käfergeschichte hab ich auch: man kann beim Käfer durch die Frontscheibe fliegen und das überleben. Knapp, aber geht.

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  6. Eine interessante Geschichte und toll präsentiert, vielen Dank. Manchmal wundert man sich, wie man diese Jahre heil überstanden hat. Alles hängt am seidenen Faden. Im Gegenzug sollte man heute für jeden Tag dankbar sein, den man halbwegs richtig zusammengesetzt verbringen darf. Und dann auch in sein Tun einbringen. So mal die Autopict’sche Indiviualphilosophie.
    Danke auch für den Link. Übrigens darf man in dieser Gegend jüngst wieder ab und an mit der D-Mark zahlen. Dann gewöhnt sich die Jugend dran. Wie ist das eigentlich, wenn andere angrenzende Länder die Grenzen schließen, ist dann die deutsche Grenze auch dicht, auch wenn sie offen ist?
    Wir schaffen das.
    Heute ist ein merkwürdiger Tag.
    (Deep Purple – Child in Time)

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  7. Zu Child in Time fällt mir der heutige Polizeiruf ein…
    Ihre Individualphilosophie gefällt mir gut.
    Huete scheint wirklich ein merk=würdiger Tage gewesen zu sein. Ein anderer Blogbeitrag schleuderte meine Käfergeschichte aus dem Brunnen hoch…

    (Robert Fripp auf Heroes von Bowie)

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            • „Schon“ ist gut, aber trotzdem. nein. Da werde ich mich allerdings mal umhören, wusste gar nicht, dass es die gibt. Danke.

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              • Gerne.
                Ich empfehle in diesem Ihrem Fall jedoch unbedingt eine vorherige Probeanhörung. Mir persönlich war sie eine Enttäuschung. Das mag allerdings auch mit den am ersten Officium zusammenhängenden Erinnerungen zu tun haben. Ich bin in musikalischen Angelegenheiten emotional nicht unbeteiligt.

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                • Irgendwie wundert mich das nicht. Ich finde die „Officium“ geradezu „abgehoben“ und glaube, dass es in einem Musikerleben, wie in jedem anderen auch, „Sternstunden“ gibt, die man nicht beliebig wiederholen kann.

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                  • Diese sogenannte Sternstundenerfahrung mache ich seit manchen Jahren. Wenn man sich die Musikerpersönlichkeiten mal genauer betrachtet mitsamt ihren Werdegängen, wundert man sich schon manchmal, wie lange die sich halten können. Viele hatten ihren Höhepunkt zu einer bestimmten Zeit und sind dann schlichtweg stehengeblieben. Vielleicht war Bowie deshalb so erfolgreich, der hat ständig was anderes ausprobiert, auch wenn er sich gelegentlich in peinlich seichte Gefilde begeben hat dabei.

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                    • Ich kann das nicht wirklich beurteilen, da mich Musik nie ernsthaft beschäftigt hat. Ich vermute, dass es bei Musikern zwei Herangehensweisen gibt: Bei der einen geht es um Selbstdarstellung und die Musik ist das Medium, bei der anderen geht es vorrangig um die Musik und der Künstler ist das Medium. Bowie hatte sicher eine Art Sensus für den Zeitgeist. Er war wohl so nah dran, dass er ihn aufgreifend mit bestimmt hat. Das muss man schon auch erst mal können.

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  8. Danke für den Erinnerungsstupps Herr Ärmel. Ich bin in einem VW Käfer fast groß geworden. Mit 4 saß ich hinter der Rückbank mit 10 bereits auf dem Beifahrersitz und mit 12 durfte ich den Käfer selber lenken und hielt den Motor in Schuss. Mit 14 fuhr ich ihn alleine durch nächtliche Felder, begleitet vom Knattern des viel zu lauten Auspuffs 😉

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    • Sie stuppsen ganz schön zurück.
      Da fällt mir doch gleich das Käfer Kabriolett meines Vaters ein. Er kaufte es für 50DM als Überbrückung zwischen dem Verkauf des alten und dem Erhalt seines neuen Wagens (Opel P2 Coupé).
      Da durfte ich einmal auf einer ruhigen Landstrasse, stehend hinter dem Lenkrad einige hundert Meter weit lenken. Zum Erreichen der Pedalerie waren meine Kleinärmelbeine noch viel zu kurz damals…

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  9. Einen Käfer hatte ich auch mal, orangefarben.
    Unsere südhessische Oberstufenturnlehrerin fuhr als Flottbiene so einen roten Karman Tschia (hihi)- und erklärte uns Mädels, wie wir die Füße im Bett später für die Gatten halten sollten: immer spitz nach oben gestreckt.
    Wie komme ich nach dieser rasanten Geschichte Ihrerseits bloß darauf?
    Schreiben Sie Krimis! Ein Messiearchitekt sind Sie ja nicht!
    Gruß von Drüben

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  10. Die Erinnerungsschaukel … Käfer-Geschichten, sie purzeln nur so, vor allen Dingen denke ich an eine, in der, der Sprit ausging. Klar, es war mitten in der Nacht, der Fahrer kein Prinz, aber fast. Um es kurz zu machen: wir bekamen Hilfe, einer hielt, hatte einen Kanister und wir konnten weiterfahren. Danke. Und dann fuhren wir zum Wassercanyon (so hiess unser Silbersee). Nein, nicht übers Eis, behüte (!), und machten „Käfermusik“ …
    Ich habe den Atem beim lesen angehalten, gut sind Sie uns erhalten geblieben und alle anderen Unbekannten auch!
    herzliche und sonnige Grüsse vom weissen Berg
    Ulli

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  11. Wilde G´schicht, die Fahrt auf dem Eis. Und spannend geschrieben, obwohl man ja weiß, dass Sie glücklicherweise überlebt haben 🙂 Manchmal frage ich mich auch, wie die jungen Männer es schaffen die pubertären Zeiten (so bis ähem ….. Mitte 30 ?) zu überleben. :mrgreen: :mrgreen:
    Ach ja, ich hatte auch mal einen Käfer, den ich allerdings bei meinem irren Autofahrtalent in kürzester Zeit zu Schrott gefahren hatte. Ein wahrer Jammer….. Daher schaue ich mir lieber die Teichfotos an.

    Rund um Wien gibt es eine Menge sogenannter Ziegelteiche.Von der damaligen Turbo-Ziegelproduktion sind einerseits die Teiche übriggeblieben in denen gebadet wird, andererseits die Bevölkerungsgruppe, die ursprünglich „Ziegelböhmen“ hieß, weil sie eben zwecks Arbeit in der Ziegelproduktion aus dem damaligen „Böhmen“ gekommen waren und schließlich etliche Siedlungen rund um die Teiche und Fabriken.

    Ich wünsche eine gute Woche ❤

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    • Sie scheinen ein positives Bild von den Männern zu haben – ich kenne welche, die auch in ihrem fünften Dezennium noch heftig am pubertieren sind 😉
      Interessant und aufschlussreich, was Sie von den Ziegelteichen schreiben. Da lassen sich bestimmt tolle Aufnahmen machen, falls diese Teiche noch nicht renaturiert sein sollten. Das ist hier leider durchweg der Fall.
      Ich wünsche Ihnen auch eine gute Woche ~~~

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      • Oh ja diese Erfahrung teile ich: pubertierende gibt´s in allen Altersstufen :mrgreen:
        Manche Ziegelteiche wurden renaturiert, andere nicht, manche sind auch ganz von selbst idyllisch verwildert, es gibt welche, die als Fischteiche genutzt werden, als Badeseen, als Schottergruben ….

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  12. Also … bei dieser Höllenfahrt auf dem Eis … kann es einen ja heute noch frösteln … vielleicht gibt es ja doch Schutzengel …

    Da fällt mir ein … als ich im zarten Alter von 20 Jahren mal sturzbetrunken (hackedicht wie ne Strandhaubine) beschlossen habe, mit dem Auto nach Hause zu fahren … ich habe Blut und Wasser geschwitzt … kam aber heil zu Hause an … Gar nicht auszudenken, wie mein Leben einen ganz anderen Verlauf genommen hätte … wäre da mir oder gar einem anderen Menschen etwas zugestossen …

    Das war mir aber ne Lehre … bis heute !

    Ach ja, mein zweites Fahrzeug war dann auch ein VW-Käfer … in orange und die Sitze waren mit Jeansbezügen … sowas von schick aber auch … damals …

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  13. Sturzbetrunkenes Fahren? In meinem alten Benz bin ich mal nach einer langen Nacht morgens ebenso plötzlich wie früh gegen die Einwände der Kumpane nach Hause gefahren. Es war garnicht so einfach, dem Stern auf der Haube nachzufahren, der ständig woanders im Blickfeld auftauchte 😉
    Ich hatte Glück mit meiner früheren Abfahrt. Zwei Stunden später war die Autobahn gesperrt wegen der Landung des Rettungshubschraubers. Motorradkarambolage der Kumpane. Einer kam zu Tode. Eine andere wusste zwei Jahren endlich wieder ihren Namen, vieles andere aber nicht.
    Seitdem gilt für mich – NICHT betrunken fahren. (Ausser auf dem Radl vielleicht *ggg*)…

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  14. Yoh. Tolle Story. „Nächte übers Eieis, Nächte übers Eiheis… (Felix deLuxe; gabs auch mal am Ende der NDW). Noch schlimmer isja die mit dem Unfall weiter unten in den Kommentaren…. Grusel.
    Ich hätt ja niemandem das Lenkrad meines Wagens überlassen. hatte natürlich im nämlichen Alter nur ein S 50 und dann den ersten Trabbi mit 25 Jahren, er selber war 17 und wurde seinerseits bei mir 24 – um schließlich gegen einen Jetta ausgewechselt zu werden, der wiederum 8 Jahre alt war….usw.

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    • In einer WG zu wohnen und sein nicht zu verleihen hätte den roten Stuhl in der Küche bedeutet. Zähe selbstkritische Intraspektionen anstellen, während die anderen drumrum langsam aber sicher den Bierkasten alleine vernichten…
      Da gabs wohl hübenwiedrüben unterschiedliche Vorgehensweisen

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      • Yoh, eure Stürmer-und-Dränger probten da schön chic links Volkseigentumansätze und Gemeinschaftsriten aus, weil sie anders sein wollten als der atomisierte private Mainstream – und wir versuchten genau das Gegenteil, weil dieser Zwang ins „Studentenkollektiv“ automatisch den Versuch provozierte, auszubrechen aus der verordneten Vermassungs-Langeweile.
        Wieweit reichen die Spielräume für Individualität: Fahrzeuge waren kein Thema, weil keiner eins hatte, aber z.B. : Wenn ich Westplatten im Studentenwohnheim stehen habe – wer wagt es, die anzufassen?! Die werden nur vom Eigentümer aufgelegt, bzw. vorher erfragt, ob… usw.
        Bei Platten klappte das ganz gut. Unbeaufsichtigt stehen gelassene Weinflaschen oder Deli-Biere waren jedoch nicht sicher.

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  15. Tiefdurchahtme ~~~~~~~~~~~~ Gute Güte, das Vakuum der Angst meint man eigenhäutig zu spüren, mein Lieber! Was es alles für Gösselhukken* aufwerfende Geschichten gibt. Zu sechst im Käfer auf’m Eis! Dass das gut ging ~~~~~~~~ Sie sehen mich angemessen puhend…
    * ominkelisch für Gänsehaut

    Mein Trabant, so ein Straßenpickel der alten Baureihe, weiß mit rotem Dach, hach…; der hatte auch dieses Reservepinuppel. Hatten das nicht alle Trabanten? Herr Bludgeon mit seinem phänomenalen Gedächtnis weiß vielleicht mehr. Was für eine Erleichterung, wenn auf der Holperautobahn gen Dresden das Gestottere nach dem Umlegen des Pinuppels wieder nach kurzem Geräuspere aufhörte. Einmal wagte ich sogar die Weltreise gen Berlin, kurz nach Maueröffnung. Der ehemals weiße Trabbi kam voller bunter Aufkleber zurück, ich wußte nicht ob ich Lachen oder Heulen sollte. Musikke kam aus dem Kassettenrecorder, der Batterieverbrauch war immenns… Hach, Erinnerungsschubladen krachen mal wieder auf…
    So, jetzt Silberseebilder kukken.
    Herzliche Grüße in den Kristallklarkrachkaltabend, stets die Ihre und sowas von zugetan aber auch!

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    • Meine liebe Frau Knobloch, diese Erinnerungsschaukelei, bei der jedem ständig was anderes dazu einfällt~~~ man sollte bei Gelegenheit über einen gemeinsamen Erinnerungsschaukelblog nachdenken. Was meinen Sie dazu; so Schulter an Schulter auf Plumpskissen hingelagert, dampfendstarken Schwarztee in der Kanne und kühne Pläne schmiedend… Wir werdens ja erleben.
      Ihr Herr Ärmel aber auch wieder…. (Post Bembelland!)

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    • Nudloar meiiiii Ärich! De Drabbies hoddn doch olle denn Bensienhoahn do undn un zunn Noachguggng, obsde noch Sbridd hast, mussde aussteichn un de haube offmachn un midäm blasdestoab indor subbe rührn.
      Erschd de ollerlätzdn,die von neunenochzsch, die worn dann gleene bolos, dschointventschor mit fauweh. Vierdagder. Ober die wollde jo geenor mähr. Da gooft mors’sch liwwer ä Gäfor fors neue Westgäld, hey?

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      • Geschlagene zehn Minuten gelacht, Verehrtester. Dann versucht idiomisch zu antworten. Meine herrpapaische Erziehung steht mir im Wege…
        Und beim wiederholtem gluckslachendem Lesen Ihres Kommentares rabbatzt es mich an:

        Nukloar, des Foddo, des wo ich meinen Trabbi bedanken du! Vurne nei, under de Haube un wie des womöglich ieberloofen kunnte…
        Des neue Westgäld hat nur fürrn Golf jereicht, nen japutten. Repariert und jeloofen wie Hulle. Bis inn Westen und zurükke…

        Ich habs gefunden, das Photo. Mein Trabbi und ich. Er frißt Benzin und mein Arsch frißt meine Hose! Was für ein Bild!!!

        Schalllachende Grüße, die Ihre, photosbetrachend nun.

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      • Mir drängt sich die Frage auf, ob es einen Zusammenhang zwischen Dialekt und Autokonstruktion gibt.
        Vielleicht baut der Mensch wie er spricht?
        Schwäbischer Mercedesch. BMW ist sowieso mir sann mir. De Drabbies…

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  16. Da scheint es mehr als einen Silbersee in westbundesdeutschen Landen gegeben zu haben … und die Erinnerungen sind durchaus ähnlich zwiespältig … Dann doch mal schnell wieder an den Gia des Schulfreunds gedacht und welche Freude die damaligen Ausritte bereitgehalten haben … 🙂

    Hier leuchten die Sterne zwinkerlich hell. Die besten Nachtgrüße ins bembelländische vom Salva.

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    • Ich bin mir sicher, dass es viele Silberseen gab bei dem damaligen (Wiederauf)Bauboom. Zum Glück ists für die meisten unserer Generation gut ausgegangen am Ende und die schönen Erinnerungen überwiegen. Karmänner hatte ich Stücker drei 😉

      Sollte ich jetzt rausgehen und nachschauen, was die Sterne hier so treiben am Nachthimmel?
      Nö, ich sende Ihnen lieber einen Doppelnachtgruss gen Nordost
      Herr Ärmel

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