Zeit, sich wieder einmal durch das Werk dieser Kapelle zu hören: The Smiths – Complete (2011)…
Ich erinnere mich an Zeiten, da war ich innerhalb einer knappen Stunde bereit zu längeren Reisen. Dass man heute zehn Ladegeräte im Gepäck haben muss, ist eine schwache Ausflucht dafür, dass ich mittlerweile schier endlos brauche, um das Ärmelhaus mit einem gepackten Koffer zu verlassen. Seit einem Tag schon steht der Koffer geöffnet und wartet. Einiges ist darin abgelegt. Jetzt muss ich mich sputen, in einigen Stunden soll der Flieger die Sonne grüssen.
Im strömenden Regen zum Flughafen Bembelstadt. Ich bin eine Stunde zu früh. Auch das ist neu. Die Schalter zur Registrierung sind noch geschlossen. Das Wetter auf dem Schwarzen Berg hat sich nach der neuesten Prognose verschlechtert. Also wie hier. Und ich wollte mich auf meiner neuen Kamera einfotografieren.
In Frankfurt sind Verspätungen beim Abflug relativ selten, da die Luftfahrtgesellschaften hohe Gebühren dafür zahlen müssen, wenn sie die eng aufeinander abgestimmten Flugpläne durcheinanderbringen.
Alles läuft reibungslos. Auf der Busfahrt zum Flieger treffe ich einen Passagier, den ich kenne. Kurzer Schwatz, woher wohin. Der Flieger steht. Zehn Minuten über der Zeit. Zwanzig Minuten. Das ist sehr ungewöhnlich. Erste Passagiere fragen nach den Gründen. Nach dreissig Minuten fahren Polizeiautos vor. Sie bringen Leute, die abgeschoben worden sind und nun zurückgeflogen werden.
Über den Alpen liegt eine dichte Wolkendecke. Nichts zu sehen. Auf den Sitzen vor mir sind zwei junge Frauen ins Gespräch gekommen. Sie unterhalten sich sehr angeregt über einen Mann, den ich vor einigen Jahren hier kennengelernt habe. Die Welt scheint manchmal nicht grösser als die Passagierkabine eines Flugzeuges.
Über dem adriatischen Meer und entlang der kroatischen Küste scheint die Sonne. Und so auch bei der Landung. Vor dem Flughafengebäude stehen die in vielen Ländern üblichen Taxifahrer. Mir ist diese „Mr.! – Taxi?!“ Anmache von jeher unangenehm. Ich fühle mich bedrängt. Da sehe ich – – ach, ich habe seinen Namen schon wieder vergessen. Ich kann mir die slawischen Vornamen nicht merken. Er hat jemanden abgeholt. Ich gehe ihm nach. Pfeife zwei Mal. Aber meine Pfiffe…
Hinter mir „Mr.! – Taxi?!“ Ðenan ist inzwischen auf dem Parkplatz verschwunden. Wiedersehen und freie Fahrt verpasst. Da steht einer der inoffiziellen Taxifahrer links von mir. Die bedienen ihre Fahrgäste für den halben Preis. Ich spreche ihn an.
In der Stadt hat sich fast nichts verändert. Lediglich einige Ladenlokale haben neue Besitzer und bieten andere Konsumprodukte an. Die Frauen huldigen noch immer dem russischen Schönheitsideal. Ich wüsste nur zu gerne, warum nur dies hier auf dem Schwarzen Berg so vorkommt. In den übrigen südosteuropäischen Ländern ist das ganz anders.
Abends treffe ich Freunde. Im Hard Rock Café. Normalerweise betrete ich diese Läden nicht. Das allererste und originale Hard Rock Café gab es in Frankfurt. Durch Geschäfte der besonderen Art wurde daraus eine Kette. Und der Erfinder wurde seine Idee los. Vor einigen Jahren lebte er noch auf Mallorca in bescheidenen Verhältnissen.
Vielleicht ist das dein Lokalpatriotismus, dass du diese Cafés nicht magst. Wir sitzen unter einer x-beliebigen Jeansjacke hinter Glas. Nichts besonderes ist daran zu sehen. Darunter ein Schild. „Sheryl Crow. This denim jacket was signed by singer/songwriter Sheryl Crow.“ Deshalb mag ich diese Läden nicht.
Die lokale Liveband spielt bluesrockige Standards. Wenigstens das. Draussen hat es aufgehört zu regnen.
(Fotos OoC. Anklicken öffnet die Galerie)
Mit gefällt diese Mischung aus Hoffnungsfrohsinn und Schwermut, aus Bewegung und Altvertrautem, aus Regenschleiern und Musik. Lieber Herr Ärmel, ich sitze im Zug, auf einer sehr kleinen Reise, und empfand Ihren stimmungsvollen Text als genau zur rechten Zeit. Fröhlich-schwermütige Kleinreisegrüße, Ihr Z.
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Es ist mir eine Freude, lieber Zeilentiger, für ein wenig Kurzweil auf Ihrer Sehrkleinreise gesorgt zu haben. Ich hoffe, Ihre Reise hat Ihre Horizonte ein klitzekleinwenig erweitert.
Herzliche Grüsse vom Schwarzen Berg, Ihr Herr Ä.
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Sehr sogar, lieber Herr Ärmel, die Kleinreise war überaus ergiebig.
Seien Sie auf dem Schwarzen Berg herzlich gegrüßt!
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Mit charmantverwischten Antwort verneugieren Sich mich natürlich…
Dann nehme ich wenigstens die Grüsse mit am Nachmittag 😉
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Es ist nichts Spektakuläres, Ihre Neugier darf beruhigt sein (aber auch nichts, was ich hier im Kommentar am rechten Platz fände). Danke für Ihr Nachfragen und gleich nochmals Grüße!
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Super, Rosmarin mit Ärmelschatten 🙂 Das Bild finde ich ganz toll ! Orange mit schwarz und verschiedenen Schattenschattierungen und die Komposition !
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Wenn ich schon mit der üppigen Technik der Neuen zu schaffen habe, soll wenigstens die Komposition stimmen…
Morgenlichschöne Grüsse vom Schwarzen Berg
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Wenn das Leben Reisen ist! In Bewegung sein, gut für Sie. Ihre Fotos unterstützen fein meinen Sonnenscheinhunger!
Gruß von der im Grauen verharrenden Frau Sukkulenta
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Ohne Bewegung ist kein Leben ~~~~
Morgenlichschöne Grüsse von unterm grauschleirigen Schwarzberghimmel
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Lieber Herr Ärmel, ich weiß nicht, wohin Du gereist bist, aber lasse es Dir gut gehen dort. Ich wünsche Dir eine schöne und erholsame Zeit, gutes Essen und gute Gespräche und Begegnungen und viele schöne Motive für Deine Kamera. Ich war einmal im Hard Rock Café, mein Fall ist das dort auch nicht. Liebe Grüße an Dich.
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Liebe Wolkenbeobachterin, ich danke dir für den üppigen Strauss guter Wünsche. Viele sind schon in Erfüllung gegangen, die anderen verharren noch im Netz der Hoffnung.
Morgenlichschönliebe Grüsse vom Schwarzen Berg
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🙂 Liebe Grüße zurück! Im Netz der Hoffnung, das ist in Ordnung. Hauptsache, die verheddern sich dort nicht. 🙂
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Nein nein, die Hoffnung ist jederzeit gut greifbar 😉
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Meine Güte, was für ein starker Text! Ich lese ihn wieder und wieder, und jedes Mal erhorche ich in ZwischenRäumen von Bildern und Worten weitere Hinweise auf Nachdenkenswertes! Eine auf das Wesentliche verdichtete, starke Arbeit; mag ich sehr sehr gern! Haben sie vielen Dank dafür, Gruß Graugans
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Ich danke Ihnen, liebe Frau Graugans für Ihr Grandioskompliment. Es ist mir Ansporn!
Morgenlichschöne Grüsse vom Schwarzen Berg,
Herr Ärmel
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Ich hab den Rosmarin und Ihren Hut gesehen!
Das haut mich um. Zwei Wünsche auf einmal erfüllt, den Text lese ich, wenn ich meinen Freudentanz beendet habe.
Blühende Grüße, Ihre Arabella
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Ich hoffe, Sie sind inzwischen wieder auf den Beinen 😉
Morgenlichschöne Grüsse vom Schwarzen Berg mit vielen weissen Gipfelhauben, Ihr Herr Ärmel
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Jawoll.
Beste Grüße aus dem Freistaat, Ihre Arabella
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Fein!
Gestern Abend kamen Sie mir in den Sinn beim Ansehen der Kriminalfilmserie Tatort.
Nicht wegen der Handlung allerdings, sondern wegen der geografischen Nähe. 😉
Vormittägliche Grüsse vom momentan trocknenden Schwarzen Berg, Ihr Herr Ärmel
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Der neue Dresdener Tatort..hat er Ihnen gefallen? Ich bin gerade fernsehmufflig…
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..und wie der mir gefallen hat… Martin Brambach ist ohnehin ein erstklassiger Schauspieler und das Salz in der Suppe 😉
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Dann merke ich mir das vor.
Liebe Grüße in die hoffentlich scheinende Sonne.
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Der Tatort beflügelte mich zu meinem heutigen Beitrag – hach –
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Ich komme noch, hab diese Woche Kinderdienst;-)
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Lieber Herr Ärmel, ich erinnere mich genau an die Zeit der spontanen Reisen und der heutigen langen Vorbereitungen, auch wenn die nätürlich ihre Vorteile haben, eben das Gefühl gut gerüstet zu sein. Danke für den Einblick in ihre kleinen Reiseexkursionen und einen schönen Abend, egal wo sie sind.
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Ihr Gruss, lieber Herr von Rosen freut mich sehr.
Ich arbeite daran, das Gefühl, gut gerüstet zu sein mit einem hohen Mass an Spontanität nicht verlieren.
Später am Tag werde ich Gelegenheit zu einem kleinen Testlauf haben.
Haben Sie einen guten Tag verbunden mit morgenlichschönen Grüssen vom Schwarzen Berg
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Merci und einen verschneiten Gruß zurück aus Marburg.
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Schnee im mittleren Bembelland? Das liest sich ja schrecklich!
Hoffentlich haben Sie winterfeste Kleidung angelegt 😉
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Die verschiedenen Brillen sollten auf keinen Fall vergessen werden.
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Ganz meine Rede, was sage ich, mein Glaubensbekenntnis.
Morgenlichschöne Grüsse vom Schwarzen Berg
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Der Schatten mit Hut ist ja auch toll!!!
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Das Foto gefällt mir auch – zumal das in den wenigen Sonnenscheinminuten entstanden ist.
Morgenlichschöne Grüsse vom Schwarzen Berg
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Lieber Herr Ärmel, ich mag das Foto mit den Kräuertöpfen und dem Schatten mit Hut sehr, ebenso, wie Ihre Art zu erzählen, da wird alles bildlich. Schön!
Und diese Kette mag ich auch überhaupt nicht, jetzt noch weniger, nachdem ich Ihres las.
Herzliche Feierabendgrüsse vom unwirtlichen Weissberg
Ulli
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Abstrakte Sprachen, die keine Bilder beim Leser entstehen lassen, sind meiner Meinung nach verlorene Silbenwortsatzgebilde.
Ich hoffe, Ihre Berge leuchten grüner!
Morgenlichschöne Grüsse vom Schwarzen Berg
Herr Ärmel
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hardrockhahahahhardrockcafehehehehehhardhahrockkkkkkkchhhhhhhcafähähähähähähä…klopsklopsklops….
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Eine Jacke von Frau Crow.
Wow.
Nach meiner kurzen Recherche haben das allerdings zwei Amis erfunden und das erste Hard Rock Cafe gab es in London in den 70ern. In Deutschland sind die erst seit 15 Jahren oder so. Also irgendwas an Deiner Geschichte stimmt nicht so ganz, oder Du verwechselst das mit ner anderen Kette.
Das einzig wahre Hard Rock Cafe befindet sich ohnehin auf dem Cover von Morrison Hotel.
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Und dennoch war das erste und ursprüngliche Hard Rock Café mit ebenjenem Logo und den Farben in Frankfurt.
Dass man die Geschichte später marketingmässig umgeschrieben hat, ist ja nichts Neues.
Insofern ist nicht „meine Geschichte“ falsch sondern die, die heute für die richtige gilt *ggg*
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Und ich dachte immer die Geschichtsfälscher kümmern sich nur um „richtige“ Geschichte *fg* – also längere Recherche:
Frankfurt wurde 1978 eröffnet, also nach dem Laden in London (1971) das zweite Hard Rock Cafe und keinesfalls der Erfinder. Hat sich immerhin bis 200x gehalten, wahrscheinlich schlug dann die Rechteverwertungsmafia zu. In Hamburg gab es in der Welckerstraße neben der Oper auch mal eins, mit nem halben Cadillac als Vordach. Gibt es so gut wie keine Infos zu, weil das noch in der Prä-Internet-Ära war, aber ich bin ziemlich sicher dass die damals ebenfalls das Logo verwendet haben.
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Genau, es liegt an der frühen Zeit, der Präinternetära. Ich komme hier nicht weiter. Du schreibst von der offiziellen Geschichte, das erste in London, das zweite in Frankfurt in der Taubenstrasse. Diese Geschichte ist mir auch bekannt.
Mir gings um den Mann, der den Namen und das Logo erfunden hat, das war für eine ganz normale Musikkneipe in Frankfurt. Den Laden gabs schon bevor wir nach Frankfurt zum einkaufen fuhren, also vor 1970. Dem hat man Namen und Logo irgendwie abgeleiert. Auch diese Geschichte kenne ich nicht mehr ganz genau; aber es war clever gemacht, daran erinnere ich mich noch.
Aber um dazu exakter sprechen zu können muss ich im Bembelland recherchieren, von hier aus und via Internet geht das nicht. Oder ich verwende halt die falschen Suchbegriffe, und finde deshalb nicht konkretes dazu. Ich hätte das wahrscheinlich längst alles komplett vergessen, wenn ich nicht vor vielleicht zwei Jahren eine Doku zu dieser Geschichte gesehen hätte…
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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.
Der Grund der Wartezeit macht ein mulmiges Gefühl.
Zehn Ladegeräte spricht eben auch für viel digitales Mitschleppsel
ohne das wir es uns kaum noch vorstellen können.
Gut, dass es das gibt und wir Ihren Bericht lesen dürfen!
Beste Grüße aus der heimischen Silbenkemenate,
Silbia
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Auch Nichtreisende können erzählen, allerdings sind ihre Geschichten andere. Und das ist keine Wertung. 😉
Morgenlichschöne Grüsse vom Schwarzen Berg
Herr Ärmel
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Da könnte ich auch noch eine alte Lewis Jeansjacke mit einem Sex Pistols Badge stiften.
Eine Smiths „Best Of“ im Player wäre momentan der Supergau. Die würde sich von morgens bis abends im Kopf einmieten und in der Endlosschleife dudeln.
Ich hab mir nämlich gestern seit schiessmichtot Jahren die erste Rock CD im Auto in den Player gelegt. Das war „Freak Out“. Und seither werde ich zwanghaft verfolgt von „Wowie Zowie“ und „Any Way The Wind Blows“
So kann’s gehen.
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Oh, wie ich diese Erscheinungen kenne!
Wenn aus Ohrwürmern Hirnwürmer werden muss man wahrscheinlich als Gegenmedizin für andere Musiken Sorge tragen 😉
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Der Zug ist hier zwar längst abgefahren und die Kommentar Karawane weitergezogen. Aber hier stehe ich und kann nicht anders: Das Foto mit dem Hut ist zum Fürchten, denn ich meine Hannibal zu sehen, den Lector aus Schweigen der Lämmer. Sind Sie`s, Mister Ärmel?! Und zum Hard Rock Café ist zu sagen, dass die meistens prima saubere Toiletten haben, also in Wien jedenfalls, auf dem San Blas Archipel gab es gar kein Klo, aber das Hard Rock Café dort ist mit Abstand das armseligste, das die Welt gesehen hat. Ich möchte auch dem russischen Schönheitsideal nacheifern übrigens, finde ich erstrebenswert, not so barbie. Und ich möchte auch verreisen, nachdem ich eine neue Idee verkauft habe. Sonne im Süden im Winter ist einfach Balsam für alles.
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Oh, Frau Blumentorte, wie schön, Sie erneut begrüssen zu dürfen.
Ja, ich bins. Was mag Sie bewegt haben, ausgerechnet H.L. in dem Schatten zu sehen – sollte ich mir jetzt Sorgen machen?
Falls Ihr Avatar Sie selbst abbildet, so gestatten Sie mir, Ihnen anzuraten, keinesfalls das russische Schönheitsideal anzustreben. Sie würden nicht gewinnen können.
Ich drücke Ihnen die Daumen für eine wärmende Winterreise…
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