Linsendurcheinander

Verstorben. Was diese Männer konnten, haben sie bereits in ihrem frühen Schaffen bewiesen. Meine Verbeugung vor ihrem Werk gilt dem Produzenten der Beatles, Sir George Martin: The Beatles – Sgt. Pepper´s lonely Hearts Club Band (1967) und dem grossen Organisten Keith Emerson: Emerson, Lake & Palmer – Trilogy (1972)…

Der Schwarze Berg wird mir bestimmt noch einige Jahre tagtäglich in Erinnerung bleiben.
Ein persönliches Beispiel: Ich gehe freitags morgens (5.3.) mit meinem neuen Brillengestell zum Optiker. Ich bestelle weisse Gläser, Gleitsicht, reflexfrei. Ob auch von hinten reflexfrei ist mir egal, das hängt vom Preis ab. Vierhundert Euro das Paar. Wie aus der Pistole geschossen (wie kann man das auswendig im Kopf haben, denke ich mir).
Ich wiederhole meinen Bestellwunsch. Ja ja, alles klar, vierhundert Euro. Warum so teuer, frage ich (zugegeben, in der BRD kosteten sie mehr als das Doppelte) Weil es die besten sind. Eine schlichte Antwort. Bis wann brauchen sie die Brille? (Da ich sonntags zurückfliege) sage ich sicherheitshalber: bis freitags (11.3.) um 10:00 Uhr vormittags, dann muss ich zum Flughafen. Mir stösst schon übel auf, dass ich überhaupt lügen muss. Montags empfange ich einen Anruf, dass unklar ist, ob die Gläser überhaupt in meine neue Brille passen würden, das Gestell wäre zu gross. Wieso, frage ich, mein derzeitiger Rahmen ist doch fast genauso gross. Keine Antwort darauf, aber die Frage: bis wann brauchen Sie Ihre Brille?
Mittwochs ein Anruf, dass die Brille sicherlich fertigen werden würde bis freitags. Freitagsmorgens um 8:30 der Anruf, dass die Brille fertig sei. Ich nehme sie in Empfang. Keine Anprobe, kein Etui, kein Putzläppchen. Eine schlichte Plastikhülle. Ich bin nicht anspruchsvoll und habe lange genug in Südamerika gelebt, ich bin von dort ganz andere Verkaufssituationen gewohnt. Auf dem Weg nach Hause schaue ich schräg auf den Plastikbeutel und meine neue Brille und habe den Eindruck, die Gläser schimmerten irgendwie farbig, fast wie der Polfilter einer Kamera.
Egal, die Sichtachsen sind jedenfalls ideal gemessen, keine Schwindelgefühle und das ist sehr wichtig.

Ich setze die neue Brille auf und mich in einen Sessel auf dem Balkon (stundenweise schaffts die Sonne durch den tagelangen Dauerregen). Ich schaue zum Himmel und in die Wolken. Schaue nochmals. Und wundere mich. Ich nehme die Brille ab und muss feststellen, dass man mir selbsttönende Brillengläser verkauft. Die Gläser sind fast schwarz. Zu spät zum Reklamieren, denn mein Flieger ist ja vor einer Stunde bereits „abgeflogen.“ Zum fotografieren in schwarz-weiss ist die Neue denkbar ungeeignet, ich werde also die Alte dabeihaben müssen für schwierige Lichtsituationen.

Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, einer Marke treu zu bleiben. Das gilt auch für meine neue Kamera. Ein wesentliches Argument für mich sind dabei die Linsen Im Gegensatz zu anderen Herstellern, lassen sich alle seit 1972 produzierten Objektive mit einem einzigen Adapter auch an meiner Neuen beliebig weiter verwenden. Für mich ein Grund zur Freude, nicht nur wegen der ersparten Kosten.

Anteil, den Menschen im persönlichen Gespräch über sich selbst reden – 35%.
Anteil, den Menschen online über sich selbst reden – 80%.                                    (aus: brand eins, 1/2016)
Grund genug, etwas zu ändern.

                               Ich wünsche allen Besuchern, Lesern und Guggern ein sonniges Vorfrühlingswochenende.

31 Gedanken zu „Linsendurcheinander

  1. Für das feine Foto wünsche ich mir fast heilige Synonyme für „schön“ – nicht zur Illustration eines wissenschaftlichen Biologenerklärwerks, sondern mehr so Richtung Schlossgutgrafenverwaltergummistiefelromantikers, der am frühen Vorfrühlingsmorgen ein Gedicht entwarf zur Zellmembranaufbauschichtigkeit bei Pflanzen mit vorsichtigem Lilaanteil – so was gibt`s überhaupt eigentlich gar nicht!
    Der Text zeugt von weltenbummlerischen Geschehnissen, von wilder Entschlusskraft bis lebensweiser Einsicht in dunkelbrillige Zukünfte.
    Gruß von der Baustelle ohne Pfütze

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    • Inwieweit Blumenleichen schön (Synonyme ad.lib.) sein können, darüber habe ich noch nie nachgedacht.
      Mir würden selbst hundert Jahre Leben nicht reichen… Und dabei habe ich heute die Fähre verlassen, um an einem überaus gelungenen onleinigen Kunstkurs im Frankfurter Städel teilzunehmen, den mir eine gewaltige Verführerin am Anleger hinterlegt hat…
      Gruss von der feierabendlichen Fähre

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    • Darf ich die frühabendliche Frage stellen, was Sie wohl erblickt haben mögen, Frau Arabella?
      Aus dem Vorfrühlingsbembelland (jedenfalls heute, morgen solls schon wieder winterlicher werden) grüsse ich Sie, Ihr Herr Ärmel

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      • Meinen Lieblingsschal, der mir schmeichelnd den Nacken wärmt.
        Vor nicht langer Zeit war ich in einer Ausstellung zu Renoir “ Wie mit Seide gemalt „.
        Ihr Bild passt fein dazu.

        Ja, der Winter ist noch nicht vorbei, hier zieht es auch wieder an.
        Dafür haben die Himmelschlüßelchen erste Blüten.

        Stillabendliche Grüße, Ihre Arabella

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  2. Wenn niemand mehr über sich selbst schreiben würde, wäre das ja ein echter Jammer. Was sollten neugierige Menschen wie ich dann lesen ??
    Ist dieses wunderschöne Bild Teil einer Hyazinthenleiche ? Schaut aus wie Seide …. fantastisch !!! Leider bietet WP keinen vor Neid erbleichten smiley …

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  3. Nun warte ich auf Edelweißleichen, Ranunkelleichen, Buschwindröschen….Und die Sache mit den Störchen? Sind die wieder da oder immer noch?
    Warum sollte man das Foto nicht mit „schön“ titulieren, warten Sie, warten Sie: ich lasse mir was einfallen!
    Noch ein Gruß, vielleicht demnächst aus dem Collagenatelier

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  4. Wir Blogger sind alle Silbenexhibitionisten, sonst würden wir nicht öffentlich schreiben. Und da wir aus unserem Fühlen und Denken berichten, sind die „Ichs“ nicht auszuschließen. Der feine Unterschied wird deutlich, wenn wir außerhalb des Blogs aufeinander treffen, im direkten Austausch. Da wird dann manches Ich durch ein Du ersetzt. Bleibt das Gegenüber beharrlich in seiner Ich- Erzählweise, wird der Austausch schnell buchstabenbachig versickern.

    Ihre Erlebnisse von Schwarzberganien, ach und hach, so lernte ich Sie lesenlieben, lieber Herr Ärmel. Horizonterweiterung, die nicht besser schreibend übermittelt hätte werden können! Dafür ein explizites Dankeschön nach all der Zeit.
    Herzvoll zugeneigt, stets die Ihre.

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    • Ihren wohlgesetzten Worten und stringenten Schlüssen sind allenfalls herzbeste Grüsse meinerseits für Sie, meine höchstgeschätzte Florartistin, hinzuzufügen. Was hiermit vollzugeneigt geschehen ist. Ihr Herr Ärmel _____ !

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  5. Das Persönliche, wenn es nicht zum Ausleiern des Alltäglichen dient, mag ich schon gern lesen.
    In Ihrem Fall, Herr Ärmel, ist es sicherlich wohl dosiert und daher für die Leserschaft gut verträglich.
    Nicht zum Schmeicheln, schreibe ich dies, eher weil ich da anspruchsvoll bin und mich manches Geschreibe
    nicht interessiert. Hier aber nicke ich zustimmend. Meine Brillengläser sind auch phototrop und ich mag das sehr.
    Nur beim Fotografieren muss ich über den Brillenrand auf das Display sehen, das ist nervig.

    Allerfeinst ist das Hyazinthenbild… wie feinster Stoff…
    das ist es ja auch…wie…

    Beste Grüße,
    Silbia

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    • Ich bedanke mich für den nichtschmeichelnden Kommentar mit einer geziemenden Verboygung.
      Was jedoch die selbstfärbenden Sehprothesenscheiben betrifft… Ich muss durch den Sucher schauen, da sieht die Sachen, besser, das sehen die Sachen schon anders aus.
      Sonntagmittägliche Grüsse aus dem Bembelland
      Herr Ärmel

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  6. Alle Objektive seit 1972? K-Bajonett?
    Denn bei den Schwarzgelben, die einst Exakta Varex auf dem Olymp der Kleinbild-Slr beerbten, ist diese Kontinuität m.W. nicht garantiert – und bei den Morgenröte-Kanonen erst recht nicht…
    Manchmal wünsche ich mir eine digitale Rückwand für die Varex. Technisch sollte das ohne Weiteres machbar sein.

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    • Von der alten analogen OM-Serie passen mittels Adapter alle noch. Allerdings muss man schon ein wenig probieren, was da wirklich noch gut taugt, denn heute sind die Optiken anders gerechnet und angepasst. Da muss man sich schon die Frage stellen, ob eine digitale Rückwand wirklich rentabel ist. Technisch machbar ist das eigentlich umso problemloser, je weniger elektronische Einstellmöglichkeiten eine alte Kamera hat.
      Bei den alten Schwarz-gelben gabs bekanntlich verschiedene Bajonette und diese Unanehmlichkeit haben sie auch bei den digitalen beibehalten. Ein Schuhkarton voll Adapter ist bei entsprechenden Absichten dann schon von Nöten.

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