Es ist eine Welt gegen die Welt zu halten

In der Begleitung von Brian Auger & The Trinity. Eine Stimme und ein Timbre, das noch immer für Gänsehaut sorgt:
Julie Driscoll – Streetnoise (1969) …

Der heutige Titel war ein Motto des Schriftstellers Uwe Johnson. Er bezog es auf seine literarische Arbeit. Für mich bedeutet der Satz standzuhalten wider all dessen, was einem gesunden Menschen tagtäglich zugemutet wird. Das Negative nicht verleugnen, aber und gerade dehalb auch das Positive zeigen. In Worten und Bildern. Und im alltäglichen Handeln.
Und dabei global denken, regional handeln. Die weite Welt im Blick behalten und im kleinen Kreis agieren.

Unsicherheit und Angst machen sich breit bei all den Schreckensnachrichten von grausamen Angriffen und Untaten, bei denen unschuldige und meist unbeteiligte Menschen ihre Gesundheit einbüssen und sogar ihr Leben verlieren. Die Medien heizen uns mächtig ein mit Katastrophenmeldungen. Warum ist mit positiven und mutmachenden Nachrichten offensichtlich kein Geld zu verdienen?
Angst macht jedoch einsam und isoliert. Die Angst ist immer in die Zukunft gerichtet. Freude macht stark. Die Freude lebt nur in der Gegenwart. Die kann jeder von uns mit Menschen im eigenen kleinen Kreis erleben. Dort kann Solidarität entstehen. Jeder von uns braucht viel Solidarität und gegenseitige Hilfe.
Zu dem fürchterlichen Massaker in München fallen mir spontan die vielen Massaker in den USofA ein. Die Welt rückt dichter zusammen. Ich bin besorgt, welche Auswirkungen diese menschenverachtende Totschiesserei auf unsere persönlichen Freiheiten haben wird, die ständig weiter eingeschränkt werden.

Am Dienstag ist Bommi Baumann gestorben. Eine illustre Persönlichkeit der Zeitgeschichte. Ein Interview aus dem Jahr 1998 hat nichts von seiner Aktualität verloren, im Gegenteil.

Private Fernsehkanäle, Liveticker und die eigenen vorschnellen Urteile sind schädlich. Es ist eine heilsame Übung, sich dahingehend Abstand zu halten. Der Verzicht bedeutet den Gewinn an Freude, auf Dauer sogar Lebensfreude. Den eigenen Weg gehen, solange das möglich ist. Mit Menschen sprechen. Bewusst lächelnd durch die Stadt gehen, das ist ziemlich schwierig nur eine Stunde duchzuhalten. Aber es bringt Erkenntnis. Wir sind (noch) keine Sklaven, weder von Google, Facebook noch von reisserischen Medien und jeglichen Konsumprodukten.

41 Gedanken zu „Es ist eine Welt gegen die Welt zu halten

  1. Bei den statements in denen darüber gejammert wird, wie sehr man doch von Informationen überrflutet wird, denke ich mir oft „wer zwingt euch ständig twitter und facebook und und und zu lesen“. Nein, wir sind keine Sklaven, wenn wir uns nicht selbst dazu machen …

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    • Genau so ist es und das unterscheidet uns von vergangenen Zeiten: man versucht vielleicht, uns zu „versklaven“. Aber in unserer Macht liegt, ob eine Versklavung überhaupt stattfinden kann

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  2. Brian Auger und Julie Driscoll – dieser das ein musikalischer Leckerbissen!
    Die „Sklaven“ rennen komischen Spielchen hinterher und lassen zu, dass Dummheit sich stapelt und Macht ergreifen kann. Kleine Esel scheuen schnell, deshalb lasset stabile und schlaue Füchse um uns sein! Lächelnd auf eigenen Wegen schreiten – aha! Klingt so gut, so gut.
    Gruß aus fast inmitten der Sommernacht

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    • Wo habe ich das nur mal gelesen— „Geh´ Deinen Weg, alles andere ist Irrweg“
      Sonnengruss von der Fähre,
      Herr Ärmel

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  3. Schönes Bild. Tolle Musikauswahl – aus der „Welt von gestern“. Wir (und damit meine ich unsere beiden Generationen, denn dich rechne ich noch zu Woodstock und mich schon eher in Richtung Punk) sind nicht mehr uptodate. Keine Veränderungsstimmung in der Allgemeinheit…. aus selbstverschuldeter Unmündigkeit kann man ausbrechen(wenigstens im Privaten ein bißchen) aus dem Zeitgeist seiner Ära, in die es einen nun mal geworfen hat, nicht.

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    • Ein ernüchternder Kommentar, aber mich beschäftigt etwas Ähnliches. Ich bin mitten in einer (selbstgestalteten) Lebensänderung, die ich für mich als konsequent betrachte und mich doch frage, ob es nicht Rückzug oder Kapitulation ist – von einem, der eben auch schon Welt von gestern ist.

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    • Das Bild ist von mir. Die Idee dahinter nicht. Eigentlich steht da der Spruch auf Englisch und das Bild befindet sich in einem alten Album von Rage Against The Machine. Darauf hätte ich im Text hinweisen können.

      Generation Woodstock, so so. Mein erstes richtig grosses Festival war das 2nd British Rock Meeting in Germersheim. Und davon ist mir etwas geblieben bis heute. Gerade letzthin durch ein Gespräch darüber bin ich zu einer Erkenntnis über mich gekommen.

      Nicht mehr up to date, so so. Es gibt überzeitliche Werte, die müssen die Jüngeren erstmal erkennen und dann für sich erarbeiten.
      Nur wer sich selbst verändert, verändert die Welt. Das ist so ein Erkenntniswert.
      (Das versuchen Organisationen wie z.B. facebook den Menschen ja gerade abzugewöhnen). 1000 sogenannte Freude bilden keine Gemeinschaft, sondern die wenigen Menschen im eigenen Umfeld, Wenn sich da mehrere Kreise begegnen zur gemeinsamen Tat, dann bilden sich wirkliche grössere Gemeinschaften. Und die können wirkungsvoll agieren.

      Mit der Zeit, in die ich mich gestellt habe, bin ich grundsätzlich einverstanden. Jahrzehnte ohne Hunger, Krieg und grössere Katastrophen sind schon ein besonderer Glücksfall.

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  4. Ich nehme den Satz mit in die Woche, dass wir alle gegenseitige Hilfe und Solidarität brauchen, er trägt. Was die Marktschreierei und den Informationstransfer angeht: Ich persönlich finde es seit einigen Jahren schwer, auf dem Laufenden zu bleiben, was das Zeitgeschehen angeht, ohne all die Zeitungen und medialen Aufschreie, welche ich konsequent meide. Noch keine Lösung dafür gefunden. Für Ideen und Hinweise bin in dankbar.

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    • Es freut mich, dass Sie einen tragenden Satz für Ihre kommende Woche gefunden haben. Ich wünsche Ihnen, dass er bei Ihnen bleiben möge.
      Besser halten lässt er sich, wenn man von den Marktschreiern die Ohren verschliesst und vor den sogenannten Informationen die Augen.
      Ich wünsche Ihnen eine gelingende Woche.
      Herr Ärmel

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  5. Lieber Herr Ärmel! Ich nehme mir gleich zwei Sätze mit: „Die Angst ist immer in die Zukunft gerichtet. Die Freude lebt nur in der Gegenwart.“ Aber auch, dass wir alle sehr viel Solidarität und Hilfe brauchen. Woher soll sie kommen, wenn nicht von mir zu dir und von dir zu mir? aber auch zu ihr und ihm, den uns Unbekannten, die ihren Hilferuf an unsere Wände klopfen?
    Das Wichtigste aber ist, Freude in sich wachzuhalten, denn sonst ist man zu gar nichts gut. Einen freudigen Tag wünschend! Gerda

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    • Liebe Gerda, die Frau Blumentorte pflückte sich einen Satz und Sie gleich zwei. Das hebt meine Bloggerfreude ungemein.
      Und der Glanzstern Ihres Kommentars ist die Erkenntnis, die Freude in sich stets wachzuhalten. Auch wenns manchmal schwerfällt und auch in der Anerkenntnis, dass uns Tatsachen begegnen, über die wir uns nicht freuen können.
      Auch ich wünsche Ihnen einen freudigen Tag,
      Herr Ärmel

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  6. Ich habe die Julie Driscoll lange nicht mehr gehört. Sollte ich mal wieder machen. Brian Auger habe ich mal hier gesehen. Der verblasste völlig hinter Chris Farlowe, denn der sah aus, als wie wenn er ein Waschbecken verschluckt hätte. 😉
    Und er klang auch so ….
    Hier im Städtchen war „Amok-Lage“ am Nachmittag. Fünf Minute später waren die ersten Bilder da, mit dem Handy geschossen. Kurz darauf gab es schon den „Macheten Mann“. 5 Minuten später ärgerten sich die Gäste in meiner Lieblingsaussichts-Gartenwirtschaft, dass sie keinen Platz im Freien hatten, aber alle hatten sie Platz auf den Handies für die „Ampk Lage“.
    Und es stand wirklich zu lesen, dass man aus „Pokemon-Go“ verschreckt wurde. Ist doch der Hammer!

    Das war es nicht. Ich mag nicht zugunsten der Presse das Wort „leider“ hinzufügen, obschon sie gerne mehr daraus gemacht hätte. Aber weiss man wirklich, was da passiert ist? Gar nix weiss man.

    Und nun geht es los mit der Bastelei an eigenen Hypothesen. Und hinaus damit an die Welt.

    Ich möchte keine neue Vermutung dazu in die Welt setzen, warum warten wir nicht einfach mal ab!!

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  7. Schlimm Herr Crownbender, schlimm. Da wird spekuliert bis sich die Balken biegen, Terror wird mit Amok verquirlt bis die Nachrichtensoße sauer wird, mit ein wenig Beziehungsproblemen würzen, einen international gefährlichen (‚bärtig‘) Anstrich geben und das Menü schmeckt. Fäkalsprache sprechende Mitmenschen werden medial hofiert, der Stuhl in der Talkshow ist schon vorgewärmt. Die Lösungssuche beginnt vor dem Verstehen und so passen die Antworten nicht zu den Fragen, die es noch nicht gibt. Hauptsache live mit dem Hochformat Handy auf dem Querformat TV, von der Tat bis zum Blumen niederlegen, die Kamera hält drauf ‚wie fühlen sie sich vor, während und nach dem Blumenniederlegen?‘; alle sind natürlich schuld, die Mobbing Mitschüler, die Behörden, die Regierenden, das Volk und die Polkappen. Rufe werden kommen nach einem Verbot für Gewaltspiele (glaubt ernsthaft jemand, das hätte einen Einfluss?), nach mehr Polizei, Bundeswehr im Inneren, besserer medizinischer Bildung, schnellerer Früherkennung in Bildungsstätten und damit hat man auch schon eine Reihe potentiell Schuldiger die ohnehin in der Dauerkritik stehen.
    Gestern im TV (TTT?) wieder in die Elterngesichter von Winnenden geschaut, das gibt nochmals Quote.
    Wer wartet verliert.
    Winnenden, ja, was hat man draus gelernt? Keiner sagt es, aber nichts kann uns immer und überall Sicherheit geben. Wir müssen immer mit allem rechnen und wenn es uns nicht trifft, wird es jemanden treffen der einen kennt, den wir kennen.
    Zack. Nächste Meldung, weiter geht’s oder eben nicht, nicht einmal aufs Musikfestival kann man noch gehen, bleiben wir eben zuhause, da sind wir am Ball und doch geschieht uns nichts.
    Olympia, Froome, Trump, Zack Zack, Wetter, Klima, Stau, Stuttgart21, jawoll wir sind das Volk.
    Schöne Grüße aus dem Norden (von Crownbenderhausen betrachtet).
    Ich geh jetzt wieder zu meinen Bienchen und Blümchen.

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    • Es sind so die kleinen Sachen, die man so mitbekommt, Herr Autopict.
      Und die man nicht so ganz versteht.
      Ich möchte das gar nicht wissen, was ein Kamerateam vor dem nächstgelegenen Asylbewerberheim heute morgen so getrieben hat. Ich lauf da jeden Tag vorbei. Bisher habe ich keine „Amok Lage“ dort erlebt. Ich will gar nicht einmal mehr wissen, was da nun wieder nachrichtentechnisch so alles aufbereitet wird. Aber man bemerkt eine seltsame Stimmung hier derzeit, eine gereizte, wenn man etwas sensibel dafür ist. Und ich mache der Presse den Vorwurf, dass sie zum großen Teil nicht mehr informiert, sondern agitiert. Dass sich die Leute, die in dieser Gegend wohnen, nicht mehr aus ihren Häusern trauen.
      Ich für meinen Teil habe beruflich schon genug mit Menschen zu tun, die in ganz schwierigen Situationen sind, die als Straftäter gelten. Ich ertrage, mit Verlaub gesagt, diese ganze Wirklichkeitsverdreherei nicht mehr, diese halbgare Meinungsauftischerei.
      Der nächste Idiot fühlt sich dadurch nur beflügelt.
      Ja, musste halt mal raus.

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      • Ich wollte den Herrn Ärmel schon bitten, meinen Kommentar zu löschen, nun, jetzt nicht mehr. Aber eben, da sind auch hier ein paar Dinge hochgekocht, denn das was da in den letzten 3 Tagen geschehen ist, das ist in den letzten Jahren alles auch in vielen Menschen Umfeld geschehen. Und plötzlich ist die Erde wieder eine Scheibe.
        Der Ort, die Stimmung, es wird bleiben, es wird einen Jahrestag geben, vermutlich keinen 5-Jahrestag mehr und dann ist es vergessen. Alles außer Anschuldigungen die eine Erstmeinung entfacht haben.
        Alles nicht so einfach. Und das Volk bekommt was es verdient.
        Jetzt schaun wir mal weiter. Vielleicht.
        Ich hatte die Tage einen interessanten, halbwegs interessanten Bericht im TV gesehen, einen Versuch der Selbstkritik, an ein paar Stellen auch gelungen. Aber es zeigt schon auch die Problematik von beiden Seiten.
        xyz.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Die-Story-im-Ersten-Vertrauen-verspielt/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=36493736
        Interessant auch zwischen 2:15 und 3:42.
        Schönen Restabend noch. Dennoch.

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        • Nein nein, solche Kommentare möchte ich nicht löschen – im Gegenteil.
          Ich danke Ihnen für den Link zu der Dokumentation.

          (Stille – nach gestrignächtlichen Gekeife einer Nachbarin 🙂 )

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          • Nun gut. Ok. Ja. Hm.
            Ich bin ja etwas vorsichtig mit TV Tipps, die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, ich kann selten damit landen und umgekehrt genauso.
            (Frazey Ford – Done (ein Tipp von Pagophila))

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  8. Mein lieber Herr Ärmel, danke für diesen selbst unter Schreckensnachrichtenflut lächelnd machenden Text. Die Essenz, die wir uns zu eigen machen müssen haben Sie darin festgeschrieben. Daran wollen wir uns halten…

    Lächelnd durch die Stadt gehende Abendgrüße (Gleichbald!), stets die Ihre Frau Knobloch, weltenhaltend zugetan.

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    • Ich kann Sie mir so gut vorstellen wie Sie lächelnd durch die Stadt gehen… ~~~
      Ihr Herr Ärmel (stets zugeneigt und ebenfalls lächelnd)

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  9. Ihre klaren Worte nehme ich gerne in die Tage & sehe es ebenso & beäuge kritisch PokemonSecondlife gerenne & schnellerschneller.
    Mir scheint ich bin aus der Zeit gefallen. Und wollte dennoch keine andere.
    Ihnen einen feinen Tag Herr Ärmel.

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    • Guten Morgen. Ja, das haben Sie trefflich gesagt. Man sich als alternder Mensch durchaus aus der Welt gefallen empfinden.
      Das ging wahrscheinlich schon Generationen vor uns so. Andererseits besteht durch die uns liebnahen Mitmenschen für uns die Möglichkeit, es anders zu machen umd dadurch für uns und die Menschen um uns herum etwas zu verändern. Daran halte ich mich fest.
      Ich sende Ihnen herzliche Grüsse in den Süden,
      Herr Ärmel

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  10. Hallo, mein lieber Herr Ärmel!

    Ja, es gilt Freundlichkeit und Herzlichkeit zu leben. Obgleich ich immer noch TV abstinent lebe, bekomme ich reichlich mit. Keine Ahnung, wie zuverlässig die Quelle ist. Ich las heute, dass die Tochter eines gewissen „Herrn über die Finanzen“ seit 2013 die Chefin einer ARD Tochter sei, mit vier Milliarden Budget. Ich versuche ja, positiv zu denken. Aber bissl Gschmäckle hat das schon.
    Lassen Sie uns weiter Lächeln und Liebe in die Welt streuen.

    Ich wünsche einen kuscheligen Abend aus dem warmen Rheinland!

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    • Der Abend war gut – vielen Dank.
      Bei Politikern und deren verwandtschaftliche Machenschaften schaue ich schon lange weg. Ist besser für mich.
      Feierabendliche Grüsse,
      Herr Ärmel

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    • Herzlich Willkommen und schönen Dank für den erweiternden Kommentar. Die alte Nummer von den Doors von Julie Driscoll gesungen, treibt auch mir die Gänsepickel aufwärts.
      Überhaupt so einige Chanteusen dieser Epoche… Grace Slick, Sonja Kristina, Maggie Bell, Pauline Adams, Anisette… ach je – ich hör ja schon auf.
      Nachmittagsgrüsse aus dem Bembelland,
      Herr Ärmel

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