Rosen wirds geben und Wein vielleicht

Hunderte Kilometer auf Fernschnellstrassen. Die Musik im rollenden Blechgefährt übertönt das monotone Fahrgeräusch. Einige tausend Meter vor einem Strassenkreuz baut sich der Infarkt auf, stockend. Halten und rollen. Gedanken sind beweglicher. Ein Lied nähert sich dem Ende. Schon oft gehört. Unter den anderen Titeln der CD hat es nie besonders auf sich aufmerksam gemacht. Ich lasse es nochmals abspielen. Und gleich nochmal. Der Haken sitzt. Bilder und Geschichten leuchten auf. Und nochmals und noch ein Mal. Die Texte von Leonard Cohen sind vielschichtig. Zwei Stunden liegen noch vor mir. Das Lied dauert dreieinhalb Minuten. Dreissigfache Dauerschleife. Sehmanns Schicksale. Geschichten. Bilder. Warum ist mir dieses Lied ausgerechnet heute so eingefahren? Wenn wir immer wüssten, auf welchen Wegen wir unterwegs sind zu Zielen, die uns manchmal selbst noch unbekannt sind. Und am Ende einer Reise dort ankommen, wo wir es vielleicht am wenigsten vermutet haben.

Ich war dein liebster Saufkumpan, immer gut für einen weiteren Lacher. Dann hat uns beide das Glück verlassen. Glück war ja alles was wir jemals hatten.Du hast die Uniform angezogen, um im Bürgerkrieg zu kämpfen. Du hast so verdammt gut ausgesehen. Und ich hab dabei nicht aufgepasst, auf welcher Seite du kämpfst.

Es war nicht grade leicht als du auf und davon gingst. Aber diese kleine Geschichte hebe ich für einen anderen Regentag auf. Du hast mich mit dem Abwasch sitzen lassen und einem Kleinkind im Bad. Du bist eng mit den Bürgerwehren und trägst ihre Tarnanzüge. Hast immer gesagt, wir wären gleich, also, lass mich mit dir marschieren. Am Ende machts dann nur dieses eine kleine Sternchen mehr auf deiner Schulterklappe.


Heh, ignorier mich nicht. Wir waren Raucher, waren Freunde. Vergiss die abgedroschene Geschichte von Betrug und Rache. Ich sehe einen weisen Kulturgeist, die Ziffern auf seinem Handgelenk legen Zeugnis ab. Begrüß mit mir irgendeine neue Konsequenz, die jeder von uns vermisst hatte.

Ich habe heute Morgen um dich geweint, und werde irgendwann nochmal um dich weinen. Aber für die Sorgen bin ich nicht verantwortlich. Also frag mich nicht, wann das sein wird. Könnte aber sein, dass es dann Wein und Rosen gibt oder einige Magnums Champagner. Wir könnens doch nicht wissen. Aber jedenfalls werden wir niemals wieder so betrunken sein.

Gut jetzt.
Das Fest ist zu Ende, doch ich bin auf meinen Füssen gelandet. Und jetzt stehe ich hier an der Ecke rum, wo ursprünglich eine Strasse war. Lass uns einfach drauf trinken wenns vorbei ist und lass uns drauf trinken, wenn wir uns irgendwo begegnen. Ich werde dann an der Ecke stehen wo früher mal eine Strasse war.

Der Text ist adaptiert und bearbeitet. Das Original stammt von Leonard Cohen – A Street
Fotografien aus dem Ärmelgarten. (Anklicken hilft)
Dank an Herrn Autopict, dessen Beitrag mich zu diesem anregte.

20 Gedanken zu „Rosen wirds geben und Wein vielleicht

  1. Immer ist da einer, der auf den Frieden sich eins scheißt/schießt!
    Schulterklappensternchen gehören kompostiert, damit herrlichste Rosen entstehen!
    Unterwegs, so mitten im Lesen, dachte ich, das ist nicht Original-Ärmel-Ton.
    Stimmt. Es umkreist leise vorsichtig sein Gedankentum- und meines irrlichtert drum rum, vom blutigen, feurigen Rosenrot bis zum Traumfrieden!
    Gruß von der Gartenurlauberin

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    • Eine Schulterklappensternchenkompostanlage stelle ich mir fantastisch vor.
      Und überhaupt, küss die Hand meine geehrte Frau Urlaubsingenieur Wildgans, wie schnell und richtig Sie erkannt und aufgefasst haben, dass die Ausdrucksweise nicht die Ärmelsche ist.
      Ist Ihnen überdies aufgefallen, dass die Einleitung ganz ungewöhnlich ausgefallen ist? Und überhaupt…
      Feierabendgruss von der kreativen Fähre.

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  2. Oha, sehr schön geworden, diese Bilderserie, unterlegt mit dem adaptierten Text. Zuallererst war ich über den Titel überrascht, aber gemeinsam mit dem Text findet sich eben alles zusammen. Die 30fach Repeat Schleife kenne ich ebenfalls, das Stück Musik ist mir bislang auch nicht besonders aufgefallen, obwohl ich die Popular Problems tatsächlich die Tage im CD-Spieler hatte…. gleich nochmal rausholen, oder eben einlegen.
    Der Ärmelgarten ist eine Wucht, The Party is over, die Blätter sind gefallen.
    (Leonard Cohen – Popular Problems)

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    • Ach, der Ärmelgarten ist ja garnicht mein Garten. Vermessen wie ich bin, nenne ich ihn besitzergreifend einfach so.
      Mir wurden Plätzchen zugewiesen, an denen ich meine Rosen gesetzt habe und dort mit ihnen sprechen kann.
      Die mögen das offensichtlich.
      (Dead can Dance – Spleen and Ideal)

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      • Ach egal, mein Garten, dein Garten, sein/ihr Garten, gestern und heute ist es unser aller Garten, denn das Sehen kann uns keiner verbieten und sei es nur die reine Vorstellungskraft.
        (Hummelbrummen, real, merkwürdigerweise ohne Vogelzwitschern im Arbeitsstättengarten, eben der meinige)

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        • „…das Sehen kann uns keiner verbieten und sei es nur die reine Vorstellungskraft…“ Ich ziehe meinen Hut, Herr Autopict.
          Dieser Satz ist ein hervorragendes Mantra für Sehleute.

          (Einflugschneisenradau)

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  3. Und am Ende einer Reise dort ankommen, wo wir es vielleicht am wenigsten vermutet haben….das immer noch spannende Spiel des Lebens. Die Rosenpracht ist beneidenswert, der Dachgarten ist im Moment rosenblütenverwaist. Lieber Gruß in Ihr Paradiesgärtlein.

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    • Hier gibts genug verschiedene Rosenstöcke, Rosenbüsche oder Kletterrosen, irgendwo sind also immer Blüten zu sehen, während der Zeit…
      Morgengruss auf den Dachgarten,
      Herr Ärmel

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    • Es gibt Vorgänge oder Dinge, an die Worte nicht mehr hinreichen, Bestenfalls noch annäherungsweise umschreiben können.
      Dass Schönheit ein Antidepressivum ist, unterschreibe ich.
      Bedauerlicherweise sehen unter Depressionen leidende Menschen genau diese Schönheit nicht.

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  4. Und mitten unter den wunderschönen Rosen saß der Ohrwurm like a Bird on a wire. Gefühlte 1000 mal habe ich das jetzr im Kopf gehört. Gefällt mir immer noch abet es könnte jetzt eine Weile Pause sein🎵 🎶😧

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      • Nein die würden nicht passen, viel zu lieblich. Leonard Cohen war übrigens anhänger eines tibetischen Lamas, der der Meditation ebenso fronte wie dem Alkohol. Dann freu ich mich auf weitere illustrierte Balladen. Gerade war ich in einem Museum mit einer großen Sammlung von Munch_bildern, einer meiner Lieblingsmaler Gruße aus dem ausnahmsweise sonnigen Bergen

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    • Herzlich willkommen und meinen schönen Dank für diesen Anspornkommentar.
      Ich sitze hier und warte sehnsüchtig auf seine neue Scheibe „You want it darker“, die jetzt irgendwann herauskommen soll.
      Ich kann mir aber vorstellen, dass man den 12. September wählen wird, da wird L.C. seinen 82. Geburtstag feiern.

      Sommersonnige Grüsse,
      Herr Ärmel

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