Wie wärs mal wieder mit Wahrnehmen?

Ich liebe Prog-Rock. Aber hin&wieder muss wildes Gehopse einfach sein. Die aktuelle Scheibe der Band aus Bosnien-Herzegowina kann von der Homepage frei heruntergeladen werden: Dubioza Kolektiv – Happy Machine (2016)…

„Unter den Briefen, die meine Leser mir schreiben, gibt es eine bestimmte Kategorie, die immer mehr anwächst und die ich als Symptom für die zunehmende Intellektualisierung des Verhältnisses zwischen Leser und Dichtung beobachte. Die Briefe dieser Art, meist von Lesern jüngeren Alters kommend, zeigen ein leidenschaftliches Bemühen um Deutung und Erklärungen; ihre Verfasser stellen endlose Fragen.
Sie wollen wissen, warum der Autor hier dieses Bild, dort jene Vokabel gewählt, was er mit seinem Buch »gewollt« und »gemeint« habe, wie er auf den Einfall geraten sei, gerade dies Thema zu wählen. […] Erfreulich daran ist die Aktivierung der Leser; sie mögen nicht mehr passiv genießen, sie wollen ein Buch und ein Kunstwerk nicht mehr einfach schlucken, sie wollen es sich erobern und analysierend zu eigen machen.

                                                                         (Fotografie anklicken und wahrnehmen)

Die Sache hat aber auch ihre Kehrseite: das Klügeln und Gescheitreden über Kunst und Dichtung ist zum Sport und Selbstzweck geworden, und unter der Begierde, sie durch kritische Analyse zu bewältigen, hat die elementare Fähigkeit zur Hingabe, zum Schauen und Lauschen sehr gelitten. Wenn man damit zufrieden ist, einem Gedicht oder einer Erzählung den Gehalt an Gedanken, an Tendenz, an Erziehlichem oder Erbaulichem abzunötigen, dann ist man mit wenig zufrieden, und das Geheimnis der Kunst, das Wahre und Eigentliche geht einem verloren.“
(Hermann Hesse: Briefe an Freunde. Rundbriefe1946 – 1962 und späte Tagebücher. Hrsg. von Volker Michels. Frankfurt u. Leipzig, Insel Verlag, 2000.. S. 217f.

Hermann Hesse hat diese Gedanken im Januar 1956 geschrieben. Der Erstdruck war am 3.2.1956 in der Neuen Zürcher Zeitung zu lesen. Das Phänomen hat sich enorm verschärft und ich wüsste nur zu gerne, wie Hesse heute darüber schreiben würde. Und überhaupt, was sagen Fotografen zu dieser Entwicklung?

76 Gedanken zu „Wie wärs mal wieder mit Wahrnehmen?

    • Das Geheimnis dieser bescheidenen fotografischen Serie liegt im Licht, das an jenem ganz besonderen Aufnahmeort herrscht.
      Auch Ihnen einen beschaulichen Abend,
      Herr Ärmel

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  1. Die Meinung von anderen Photographen diesbezüglich würde auch mich interessieren, lieber Herr Ärmel.

    Wer sonst könnte über die Wahrnehmung trefflicher berichten? Wir leben in nehmenden Zeiten, nehmen auf, nehmen an oder nehmen ab und zu. Nehmen Stellung, nehmen es leicht oder manchmal zu schwer. Doch wo darin liegt die Wahrheit? Was wollen wir wahrnehmen und was auf gar keinen Fall? Und wo hat die uns einnehmende Bilderflut eigentlich ihren Platz in der Auf-merk-samkeit?

    Ihre Bilder sind dazu bonfortionöse Augenöffner, doch mag jede Wahrnehmung sich unterscheiden, ich behalte meine für mich und hinterlege nur einen ganz großen Dank für Ihren Blickwinkel, der uns wahre Schönheit näher bringt.

    Herzliche Abendgrüße aus dem mildabendlichen Lipperlandien, stets die Ihre, wahrlich nasendöppelig zugeneigt.

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    • Meine höchstwertgeschätzte Frau Knobloch, Ihr trefflicher Kommentar – wie immer gedankenscharf in wohlgesetzten Worten – erfordert eigentlich ein intensiveres Gespräch zu diesem Thema.
      Ihr Kompliment nehme ich dankend ebenso gerne wie gelassen entgegen. Allein Ihre Aussage, Ihre Wahrnehmung für sch behalten zu wollen, versetzt mich in gelinde Unruhe. Zum Glück haben Sie die begrenzte Aufnahmefähigkeit des Nichts eben gerade nicht zu berfürchten.
      Ich werde darüber sinnieren, Ihr Herr Ärmel (bei der herrschenden Hitze fast bis zum Schmelzen zugeneigt)

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  2. Sehr interessant das Hesse-Zitat ! Ich denke es ist eine Art von Hilflosigkeit gegenüber der Kraft der Wahrnehmung, wenn man versucht die Überwältigung zu rationalisieren mit Fragen wie „wie ist Ihnen diese Idee gekommen ?“ Welchen Pinsel haben Sie verwendet ?“ „Haben Sie ein Makroobjektiv benützt ?“.
    Worte sind oft nicht geeignet wirklich starke Eindrücke zu beschreiben bzw muss man Meister des Wortes sein. Die direkte Wahrnehmung ist aber überwältigend und macht glücklich. Manchen gelingt es aber nicht zu akzeptieren, dass sie voll Bewunderung für eine Komposition aus Linien, Farben und Flächen sind. Ich denke, dass jeder Mensch die „Begabung“ hat wahrzunehmen und diese Wahrnehmung zu genießen, aber manche gestehen es sich nicht zu .Die Sprachgewaltigen neigen dann zu „Klügeln und Gescheitreden“, die weniger eloquenten zu Ablehnung und Arroganz.
    Wie schade, das doch ist, denn das Glücksgefühl, das durch eine starke Wahrnehmung entsteht ist gratis und jederzeit wiederholbar.

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    • Frau Myriade, Ihr Kommentar ist ein Kracher, der es meiner Meinung nach genau auf den Punkt bringt. Diese um sich greifende Unfähigkeit, sich einer Wahrnehmung und den resultierenden Gefühlen einfach einmal zu überlassen, ohne sofort zu urteilen. Denn Urteile sprechen beide von Ihnen genannten Gruppen. Die eine Gruppe rationalisiert die Gefühle und die andere drückt sie beiseite…

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      • Genauso sehe ich das auch: es geht darum Gefühle zuzulassen und auszuhalten. Und wenn mans schafft, ist der Lohn überwältigend.
        Wenn man sich aber auf Urteilen beschränkt, versperrt man sich selbst den Weg zum Glücklichsein (ein Wort, das ja schon direkt anrüchig klingt)

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  3. Ohja, der Hesse hat schon recht – und trotzdem…
    Der Grass Günter stieß einst ins selbe Horn.
    Meat Loaf gab sich im Interview sehr verblüfft – aber erfreut – was Fans ihm schreiben, was sie aus seinen Texten herausgelesen haben wollen.
    Looks like it would be a endlos Thema.
    Strittmatter verfluchte allgemein die Deutschlehrerzunft fürs Abstempeln und „Ausrichten“ der Auslegung.

    Aber im Laufe der Jahre hab ich gelernt, dass es auch wichtig ist, das Rüstzeug zum Interpretieren zu besitzen.
    Früher nahm ich an, das hat jeder. Zu Ostzeiten war das bei intelligenten Menschen auch ein Automatismus, weil man sich über die Entschlüsselungserfahrungen von diesem und jenem austauschte, aber nach der Wende ging in der Hinsicht viel verloren.
    Wenn man das aber jemandem beibringen will, muss man das eine oder andere Werk opfern, was dabei zerredet- und hinterher eventuell gehasst wird…

    Also eigentlich ist Hesses Zerredungsverdammnis eben nur die halbe Wahrheit…

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    • „Also eigentlich ist Hesses Zerredungsverdammnis eben nur die halbe Wahrheit…“ Und all so ist auch Bludgeons Kommentar nur die halbe Wahrheit. Es besteht nämlich ein Unterschied zwischen dem „Zwischen-den-Zeilen-lesen“ und dem, was Literaturwissenschaftler inzwischen anzurichten imstande sind. Ich nenne als Beispiel nur Julia Kristeva. Stichwort Intertextualität. Lies die erste Seite von Michael Kohlhaas und die erste Seite von Das Parfum.
      Ich könnte jetzt, was das „Zwischen-den-Zeilen-lesen“ auch noch auf den Unterschied zwischen Ossimentalität und Wessimentalität abheben, aber das würde denn dann doch zu weit führen in dem hiesigen Rahmen.
      Die Frage bleibt: warum ist das Interpretieren denn so wichtig? Wem nützt es denn am Ende? Dem Kusntschaffenden, dem Werk oder dem Rezipienten? Der Letztgenannte kennt weder die Intention des Werkes noch – in aller Regel – den Kunstschaffenden, um mit ihm in einen Dialog einzutreten.

      Zu der von Dir berufenen halben Wahrheit fällt wieder der alte Hermann Hesse ein:

      „Von Meng Hsiä wird berichtet: Als ihm zu Ohren kam, dass neuerdings die jungen Künstler sich darin übten, auf dem Kopf zu stehen, um eine neue Weise des Sehens zu erproben, unterzog Meng Hsiä sich sofort ebenfalls dieser Übung, und nachdem er es eine Weile damit probiert hatte, sagte er zu seinen Schülern: „Neu und schöner blickt die Welt mir ins Auge, wenn ich mich auf den Kopf stelle.“

      Dies sprach sich herum, und die Neuerer unter den jungen Künstlern rühmten sich dieser Bestätigung ihrer Versuche durch den alten Meister nicht wenig.

      Da dieser als recht wortkarg bekannt war und seine Jünger mehr durch sein bloßes Dasein und Beispiel erzog als durch Lehren, wurde jeder seiner Aussprüche beachtet und weiter verbreitet.

      Und nun wurde, bald nachdem jene Worte die Neuerer entzückt, viele Alte aber befremdet, ja erzürnt hatte, schon wieder ein Ausspruch von ihm bekannt. Er habe, so erzählte man, sich neuestens so geäußert: „Wie gut, dass der Mensch zwei Beine hat! Das Stehen auf dem Kopf ist der Gesundheit nicht zuträglich, und wenn der auf dem Kopf Stehende sich wieder aufrichtet, dann blickt ihm, dem auf den Füßen Stehenden, die Welt doppelt so schön ins Auge.“

      An diesen Worten des Meisters nahmen sowohl die jungen Kopfsteher, die sich von ihm verraten oder verspottet fühlten, wie auch die Mandarine großen Anstoß.

      „Heute“, so sagten die Mandarine, „behauptet Meng Hsiä dies, und morgen das Gegenteil. Es kann aber doch unmöglich zwei Wahrheiten geben. Wer mag den unklug gewordenen Alten da noch ernst nehmen?“
      Dem Meister wurde hinterbracht, wie die Neuerer und die Mandarine über ihn redeten. Er lachte nur. Und da die Seinen ihn um eine Erklärung baten, sagte er: „Es gibt die Wirklichkeit, ihr Knaben, und an der ist nicht zu rütteln. Wahrheiten aber, nämlich in Worten ausgedrückte Meinungen über das Wirkliche, gibt es unzählige, und jede ist ebenso richtig wie sie falsch ist.“

      Zu weiteren Erklärungen konnten ihn die Schüler, so sehr sie sich bemühten, nicht bewegen.

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      • Literaturwissenschaftler konnten schon immer viel Scheiß anrichten, nicht erst seit 1959.

        Aber:
        „Die Frage bleibt: warum ist das Interpretieren denn so wichtig? Wem nützt es denn am Ende?“

        Was soll denn das nun wieder heißen? Alles vergeblich – also lassen wirs bleiben? Hollywoodberieselung mit schön viel Pyro – oder doch lieber Herzog- und Wendersfilme?

        Dem Autor hilft, wenn er treue Anhänger hat, die weitere Werke von ihm haben wollen, weil sie sich angesprochen, bzw. sogar unbekannterweise verstanden von ihm fühlen.
        Dem Leser hilft, wenn er Erkenntnisse gewinnt, die ihm auf andere Art nicht beigebracht wurden: Der Autor kann Warner oder Verführer sein. Er kann dich „bessern“ oder „verderben“ oder eben nicht erreichen, also alles lassen, wie bisher.
        Treffen müssen sich beide nicht unbedingt. Die Intention des Autors zu erfahren kann interessant sein, ist aber nicht Bedingung.

        Das selbsternannte Literaturpäpste übers Ziel hinausschießen ist bekannt, man nehme nur das Gustav Freytag Beispiel als angeblichem Antisemiten…

        Der Schaden liegt meiner Meinung nach in der nicht Überschaubarkeit der Auseinandersetzung zu liebgewordenen Kunstwerken.

        Es stößt einem auf, was ärgert und was man eventuell mehrfach zitiert liest.
        Gibt es keine Gegenmeinung – oder kenn‘ ich sie nur nicht, weil sie in mir unbekannten Medien stattfindet?

        Das nennen wir dann eben:

        Frail Grasp On The Big Picture (siehe Eagles auf der „Long road out of eden“ CD)

        Die Sprache ist das Florett im Kampf mit der Zensur. (Ernst Jünger) Solche Sprüche merkt sich natürlich Ossi mit Diktaturerfahrung eher…..psssst….cool down…bin schon weg….)

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        • Ich bin früher nicht draufgekommen. Aber dein jetziger Kommentar hilft dazu.
          Es gibt verschiedene Ebenen. Da ist einmal das Dreieck Kunstschaffender – Kusntwerk – Rezipient. Und dann gibt es beim Rezipienten die Ebenen der Gedanken und der Gefühle.
          Und genau darum ging es mir in meinem Beitrag. Die merkwürdig irrlichtilierenden Fotografien, die bei vorhandenem Licht aufgenommen worden sind ohne spätere Tricks beim Entwickeln. Und das Zitat aus einem Text Hermann Hesses.

          Es geht mir also nicht um Sinn und Zweck des Interpretierens von Kunstwerken sondern um die Fähigkeit und den Prozess des Wahrnehmens ohne sogleich zu werten. Ist doch eigentlich ganz einfach.

          btw: es war für mich sehr aufschlussreich, mit einer Gruppe jugendlicher Schüler in der Kirche La Compañía de Jesús in Quito an einem alten Gemälde Wahrnehmungsübungen zu machen. Nach dem allgemeinen äähh und uuhhh liessen sich die Schüler drauf und entdeckten in dem dunklen barocken Gemälde unglaublich feine Details. Worüber sie selbst am meisten erstaunt waren. So in diese Richtung war mein Betrag intendiert.

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        • Also jetzt hänge ich mich mal aus dem Fenster und sage, dass man einen guten Text nicht entschlüsseln und daher auch nicht zerreden muss, er steht für sich selbst und entweder sagt er mir etwas oder auch nicht. Niemand muss jeden Autor, jeden Maler, jeden Fotografen mögen …

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          • Kann man so sehen. Nur gehn halt kulturelle Gespräche hier around sehr vor die Hunde oder finden nur noch schriftlich in Blogs (wie hier) statt – z.B. weil nach dem Sehen oder Lesen der Tribute von Panem, Harry Potter, Avatar, Herr der Ringe, usw. fast keiner mehr herausbringt als „ja, war gut.“ oder „die Effekte fetzen“?

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            • Also ich kann mich in meinem Umfeld noch immer über kulturelle Phänomene, seien es Kunstwerke oder Strömungen, noch immer sehr anregend unterhalten. Man muss halt darauf achten, dass solche Gespräche nicht in Wissenswettbewerbe ausarten.

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    • Lieber Zeilentiger, ich danke Ihnen für Ihren sehr konstruktiven Kommentar. Ermahnen muss ich mich selbst auch immer wieder; so als Kind meiner Epoche.

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  4. Als ich anfing zu begreifen, wie herum man eine Kamera hält, hatte ich einen Freund, der mir meine endlosen Titel und Texte zu den Fotos mit den Worten abgewöhnte: „Ein Bild, das man erklären muss, ist schlecht.“ Was in letzter Konsequenz auch für Titel galt. Ich argumentierte erst mal wild dagegen, begriff dann aber, dass das einer der wertvollsten Ratschläge für mein Anfängerdasein war.
    Klar frage ich hin und wieder bei einem Foto den Fotografen nach dem „Wie, wo, warum“, manches kann man erfragen und diskutieren, warum auch nicht. Aber letzten Endes läuft das Eigentliche auf den kleinen Prinzen hinaus (Entschuldigung, falls jetzt jemand zuckt): „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, sprich, es übersteigt den zergliedernden Verstand. Und wer das nicht sehen kann oder mag oder als unwichtig abtut, dem fehlt in meinen Augen sehr viel.
    Blütenbezauberte Grüße zur Nacht
    Christiane

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  5. Wahrnehmen heißt auch, sich auf etwas einlassen. Lieber Herr Ärmel, Sie haben sich auf die Blumen eingelassen und sie nicht versucht exakt so darzustellen wie sie sind, also wie wir sie sehen, wenn wir mal schnell vorbeigehen, sondern Sie zeigen, was sie sind, in allen Farben, Facetten, ihrem Detailreichtum und in ihrem individuellen Glanz. Hervorragende Blumenfotografien, die mich nicht nur daran erinnern, dass ich solche vielleicht auch mal im Garten oder im Haus hatte, sondern die mich darauf aufmerksam machen, wie schön die Welt um uns ist und was sie uns bietet – wenn wir es wahrnehmen (wollen).
    Vielleicht hängt Wahrnehmung auch mit der Zeit zusammen, die Zeit die man bereit ist, in etwas zu investieren. Wahrnehmen heißt auch, durch Sehen und Beobachten lernen und verstehen und nicht durch nachplappern. Vielleicht eine nach wie vor zunehmende Erscheinung, allerdings wird die Wahrnehmung in diesen Tagen zunehmend weniger durch Eroberung und Analyse verdrängt, sondern durch massenhafte Konsumierung. Wobei wir wieder beim Zeitfaktor wären.
    Etwas wahrnehmen heißt aber auch, etwas von sich preisgeben, seinen Gedanken und Gefühlen vielleicht über ein Medium etwas Ausgang gewähren. Angesagter ist das vielleicht heute nicht so. Ich hatte in meiner Jugend gerne die Serie Raumschiff Enterprise angesehen. Zuerst war da Mr. Spock, in den späteren Folgen ein Android, der gerne Mensch sein wollte. Eine Identifikationsfigur für Zuschauer, die vielleicht schon den Faden verloren hatten.
    (Ich stehe ja mit Hesse ein wenig auf Kriegsfuß, das ist allerdings historisch bedingt. Ich hab dennoch was geschrieben).
    Es sei Ihnen ein schöner Rest-Abend ‚gewunschen‘.
    (KC – Larks Tongues in Aspic)

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    • Sie haben sich wohl auf Ihre Wahrnehmung verlassen, was? Ein feinsensibler Kommentar. Ich danke Ihnen dafür.
      Ihre Zufügung der Aspekte von Konsum und Zeit scheinen mir wichtig in diesem Kontext. Es ist immerhin möglich, dass durch (eingebildete?) Zeitknappheit und vermeintliche Konsumbedürfnisse unsere Wahrnehmung noch zusätzlich korrumpiert wird.
      Ich werde darüber nachdenken.

      Der Hitze entsprechend: Yerba Brava – Cumbia Villera, 1999)

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      • Ich hab mir jetzt den ganzen Kommentarstrang durchgelesen und bin echt geplättet. Tolle Kommentare und so wunderbar geschrieben.
        Tatsächlich bin ich der Ansicht, dass vieles oberflächlicher wird, aber nicht nur. Die Kluft wird größer.

        Ich hatte vor sehr vielen Jahren mal eine empirische Untersuchung gemacht über das Freizeitverhalten von Grundschulkindern. Und was wir alle wissen hat sich bestätigt. Die Sportvereine, die Musikinstrumente, die Frühlerngruppen, alles das hat sich nicht zu einem Erfahrungsreichtum entwickelt, sondern zu einem Wettkampf, ab wann man was und wieviel macht. Dies führt zur Eventfrreizeit. Von Act zu Act. Zunehmend wird die Wahrnehmung nicht mehr geschult, sondern sie wird verlernt. Die Kinder von damals sind heute im Studium, in einem Studium, das nicht mehr frei im Denken ist, sondern durch die Internationalisierung (Bach/M) – übrigens brüllt mir eben der Schizo aus dem nächsten Jahrhundert ins Ohr – wo war ich? – … extrem verschult und auf pure Leistung getrimmt. Ich bin was ich weiß. Ich bin nun eher ein Knipser denn ein Fotograf, jedoch hatte ich vor einiger Zeit mit Begeisterung einige meiner Wespenfotos (die lieben Wespen aber) gezeigt und wie mich diese Tiere und ihr Sozialverhalten begeistern. Und über lange Nächte am Fernrohr hatte ich berichtet und eben die Dinge die man so macht. De Antworten waren ähnlich: den Stress braucht es nicht nicht, kann man im Internet angucken. Übrigens ein kleiner der Gründe weshalb ich über diese Bloggerei von Zeit zu Zeit nachdenke. Ich will es nicht verlernen, mich selbst wahrzunehmen.
        So. Ein wenig holprig, der Kommentar, aber ich fange nicht an über meinen Schreibstil zu lamentieren.
        (Udo Jürgens – Mein Bruder ist ein Maler, fällt mir dazu ein, aber das läuft nicht, sondern:)
        (KC – nawelchewohl, die Band hat mich durch das Konzert echt gepackt)

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  6. Sehr schöne Fotos sind das, lieber Herr Ärmel. Und dass Dir die Musik so gut gefallen hat, freut mich außerordentlich. Vielleicht solltest Du schnell noch das Konzert anschauen, vom Lollapalooza in Berlin, auf dem sie am Samstag gespielt haben. Noch dürfte es dort verfügbar sein. Bei arte auf der Seite. Macht Spaß und richtig gute Laune. Liebe Grüße von Nebenan! 🙂

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  7. Ich bin in Zitaten gar nicht so firm, auch nicht mit Kunstgeschichte oder Literaturwissenschaft. Ich lese allerdings sehr gern Gescheites.
    Doch…braucht es wirklich Meister des Wortes um gewaltige Eindrücke und Gefühle zu beschreiben?
    Verklausuliert man sich zu sehr, nimmt man ihnen ihre komplexe Schlichtheit. Ein Kind ist in der Lage mit wenigen Worten etwas groß zu beschreiben. Einer, der schon lange lebte, müsste hierzu in der Lage sein alles Wissen das er hat, vergessen zu wollen für diesen einen Moment, um ihn schlicht und klar fühlen zu können. Denn Gefühle, so stark sie auch sein mögen, sind flüchtige wolkengleiche Gebilde, die tieferen erinnern mich an den Jet-Stream, der ständige Wind, der um die Erde zieht und immer unser Wetter beeinflusst. Ihre Bilder sind wieder einmal wunderschön, allesamt. Wie immer, gehe ich gern in ihnen spazieren.
    Einen schönen Tag und Gruß von der Fee

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    • Ich danke Ihnen für Ihren Kommentar. Über einen Gedanken stolpere ich. Kinder können in der Tat sehr einfach beschreiben, eben wiel sie kein Wissen haben. Und genau dies ist das Problem, dass man im Lauf eines langen Lebens eben viel Wissen ansammelt. Und dieses Wissen lässt sich ohne langwierige Übung nicht mal eben so abschalten.
      Spätsommersonnige Grüsse,
      Herr Ärmel

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      • Genau so stolperig sollte dieser Gedanke sein. Es ist wichtig und heilsam, unbefangen sein zu können. Mancher erlaubt es sich nicht gern, befürchtet verlacht zu werden für seine simpel erscheinenden Erklärungen. Dabei verbirgt sich dahinter vielleicht viel innere Arbeit, so überhaupt sein zu können. Weil es etwas Gutes ist und etwas Klares. Über eine Wiese zu gehen und zu versuchen statt Blumennamen zu nennen, diese nur zu betrachten mit allen Sinnen, ist für einen gebildeten Blumenkenner eine echte Herausforderung in das Vertrauen seines Wissensschatzes. Seine Belohnung ist ein Staunen, das er zuletzt vielleicht als Kind oder junger Mensch erlebt haben mag und das ihn seither nie wieder verließ, nur dass das reine Gefühl zu tief unter dem Wissen, den Erfahrungen lag. Darum lohnt sich die Suche nach der Unbefangenheit jederzeit, finde ich..
        Hier sommert es frühhochherbstlichheiß vor sich hin. Der Sommer hustet dem Herbst was, will mir scheinen…

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  8. Ich schaue und staune.
    Dies Rot, dies Rosa. dies Weiß rührt etwas in meinen Tiefen auf.
    Dies Auftauchen von merkwürdig gestalteten Gebilden aus weichem Schoß …
    und ich beginne zu interpretieren, denke nach über das Aufsteigen aus weichem Schoß, über die Formen der Natur, über die Erwartung des befruchtenden Insekts, über die Wirkung der Farben und Formen auf mich und vielleicht auch auf andere, ich verbinde dies Fühlen und Schauen mit Selbsterlebtem, mit der Hibiskusblüte in meinem Garten, die ich nur kenne, soweit sie sich meinem unbewaffneten Auge erschließt, Ich schaue und staune… jetzt in meinem eigenen Garten. Dies Rot, dieser hohe Stempel.
    Und so nähere ich mich durch ein Kunstwerk meiner eigenen Erlebniswelt und durch meine eigene Erlebniswelt einem Kunstwerk, das zu mir spricht. Das eine interpretiert das andere. Es ist ein dauernder Prozess der Interpretation, ein hin und her zwischen dem, was ein anderer schaut und meint und formt, und meinem eigenen Blick und Erleben.
    Liebe Grüße Gerda

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    • Schauen und Staunen. Und sich Zeit nehmen. Dann kann es in der Tat geschehen, dass man sich durch ein Kunstwerk den eigenen inneren Erlebniswelten nähert. Oder im besten Fall sich selbst dabei begegnet. Ich danke Ihnen für Ihren offenen Kommentar, der mich berührt.
      Spätsommerherzliche Grüsse,
      Herr Ärmel

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  9. Dabei ist doch alles so einfach:

    Diese Sabbelbox zwischen den Ohren mal abstellen, sich Zeit nehmen und horsche und gugge, wie wir das als Kinder alle mal taten. Dann kommt schon irgendwann mal eine Spur an Dankbarkeit und Staunen auf, dass es solche Blümlein gibt oder Leute wie das Hermännsche, die versucht haben, uns genau das wieder beizubringen.

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    • Auch ich staune manchmal über die Reaktionen meiner kommentierenden Besucher und Leser.
      Ich danke Ihnen für die Bestätigung meiner Wahrnehmung.
      Spätersommergruss aus dem Bembelland,
      Herr Ärmel

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    • Ich versuchs jetzt mal „auf diesem Wege“:
      Ich kann in Ihrem Blog kein Bild mehr sehen, nur noch extrem monochromes, weiß gerahmtes Schwarz.
      Auch die Kommentarfunktion funktioniert nicht.
      Liegt das an Ihnen oder an mir?
      Pics4all !

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        • Ich bedaure, dass das problematische Phänomen offensichtlich an Ihren Gerätschaften oder eben deren Einstellungen liegen muss.
          Abendgruss,
          Herr Ärmel

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          • Lieber Herr Ärmel, mit Ihrer Seite komme ich bestens zurecht.
            Es sind diverse andere Seiten, auf denen ich plötzlich die Fotos nicht mehr sehen kann.
            Ich habe es längst aufgegeben, diesbezüglich irgendwas verstehen zu wollen.
            Was soll ich tun? Ich betrachte eben Ihre!

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            • Ppff, Sie sehen mich beruhigt ausatmend. Immerhin funktioniert meine Seite auf Ihrer Apparatur.
              Was Sie hinsichtliche anderer nicht funktionierender Seiten, tun sollen? Nichts, schauen Sie meine Seite an 😉

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              • Lieber Herr Ärmel, ich bin einfach hoffnungslos IT-doof!
                Die Datumsanzeige an meinem PC ging wieder fünf Tage zu spät, Das ist für mich nicht weiter ungewöhnlich, passiert nicht zum ersten Mal und ich bin sowieso dauernd zu spät…
                Jetzt geht die technische Gerätschaft wieder mit der Zeit und siehe da: Die Bilder sind zurück!
                Jetzt kann ich wieder bei Ihnen schauen (sowieso und gerne) UND anderswo…
                Freundliche Grüße nach Lummerland!

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                • Es ist mir schleierhaft (darf man das Wort eigentlich noch schreiben?) wieso eine Datumseinstellung sich an einem Computer verstellen kann. In dieser Beziehung habe ich ebenfalls keine Ahnung. Egal, hauptsache, Sie sind sozusagen wieder im Bilde.
                  Freundliche Grüsse nach Südost!

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                  • Warum sollte man „schleierhaft“ nicht, und besonders nicht MEHR, schreiben dürfen?
                    In Verruf bringen, kann der Freiheit, auch der des Wortes, nicht dienen.
                    Gespenster, die man lange genug an die Wand malt, haben die Tendenz Wirklichkeit zu werden.

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                    • Ich hatte es zwar eher ironisch gemeint, aber Sie haben natürlich Recht mit Ihrem Hinweis auf Gespenster.
                      Wenn man sie lange genug ruft oder beschwört, realisieren sie sich in der Tat…

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  10. Die Bilder sind wie zum Hineinlegen und sich und die Welt im Rausch der Schönheit ringsum vergessen. Träume wie diese Bilder sollte man gelegentlich auf d`Nacht ins Hirnchen hochladen können. Das wäre praktisch. Besonders für Frollein Blumentorte. Ansonsten: erstaunliche Kommentare. Klug so vieles davon. Zum Hessezitat: Viele Leute glauben, sie müssen halt was sagen zu einem Buch, Maler, Film, damit die anderen merken, dass m sie es checken, sensibel sind, mitdenken. Talkshows werden gern imitiert. Profilierung allerorts. Stumm stauen sah früher mal doof aus. Heutzutage bei all den Sensationen und nach all dem Schockierenden rundherum ist Schweigen eigentlich nie verkehrt. Selbst wenn man mal Eindruck schinden will um jeden Preis. Habe ich zumindest an anderen schon sehr bewundert bisweilen. Ich selbst arbeite noch an der Impulskontrolle. 😉 Herzliche Grüße und feinen Dank für diesen anregenden Blogbeitrag, Ihre Blumentorte

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    • Guten Abend Frau Blumentorte. Auch Ihr kluger Kommentar fügt sich gut zu den anderen. Das entscheidende Stichwort dabei scheint mir das Schweigen zu sein. Steht es doch hinter bzw. vor dem Urteilen. Inneres Schweigen ebenso wie das wortlose Äussere.
      Dass Ihnen meine Fotografien gefallen, freut mich. Schauen Sie sich doch die eine oder andere vor dem Einschlafen intensiv an und beobachten Sie dann, wie die Nacht für Sie verlaufen wird.
      Abendschöne Grüsse,
      Herr Ärmel

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