Du erinnerst Dich doch: Ebereschen

Heute Abend dampft das Radio: stone.fm….

 

      Ebereschen  (Gottfried Benn)

Ebereschen – noch nicht ganz rot
von jenem Farbton, wo sie sich entwickeln
zu Nachglut, Vogelbeere, Herbst und Tod.

Ebereschen – noch etwas fahl,
doch siehe schon zu einem Strauß gebunden
ankündigend halbtief die Abschiedsstunden:
vielleicht nie mehr, vielleicht dies letzte Mal.

Ebereschen – dies Jahr und Jahre immerzu
in fahlen Tönen erst und dann in roten
gefärbt, gefüllt, gereift, zu Gott geboten −
wo aber fülltest, färbtest, reiftest du −?

 

 

14 Gedanken zu „Du erinnerst Dich doch: Ebereschen

  1. Ja, die Vergänglichkeit…. gefällt mir sehr gut in der Kombi mit dem Foto.
    Und eben ohne Antwort. Sind wir dazu noch in der Lage oder Willens?

    Liedchen (Joachim Ringelnatz)

    Die Zeit vergeht,
    Das Gras verwelkt,
    Die Milch entsteht,
    Die Kuhmagd melkt.

    Die Milch verdirbt.
    Die Wahrheit schweigt.
    Die Kuhmagd stirbt.
    Ein Geiger geigt.

    (Anyone’s Daughter / Piktors Verwandlungen)

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    • Für meinen Geschmack eine der besseren Platten von Anyone´s Daughter.
      Ihre Frage und das Gedicht dazu wehen mich herbstlich nachdenklich an. Dennoch steigt keine Schwermut in mir auf.
      Vielleicht, weil Ihre Frage zutiefst konstruktiv ist.

      (Jay Jesse Johnson – Set The Blues On Fire (2015))

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  2. Wir reiften langsam uns entgegen
    in Lenzenskuß und Sommers Schein.
    Dazwischen mußten wir verwegen
    und bislang sogar mutwillig sein.

    Dein Mut,nein, unserer wars schon da;
    den hege ich sorgsam und mit Bedacht.
    Wir färben uns leise alte Reime ins Haar
    und befüllen unser Sein zart und sacht.

    Mit dieser Pracht der ahnenden Zeit
    schaue ich gern den Weltenbaum.
    Seine werdende Glut sei uns Geleit,
    führe uns zu der Seeligkeit Saum.

    Unsere Fülle, Reife und Vergehen
    ahnen wir im herbsthauchigen Feuer.
    Der Maßbaum aber bleibt bestehen,
    immer derselbe und doch ein neuer.

    Mein lieber Herr Ärmel, Ihre wundervolle Photographie und die Benn’schen Worte dazu, sie rühren mich an. Dafür danke ich Ihnen und werde bei jedem Eschenblick Ihr Wohlbefinden in mein Andenken einwirken.
    Herzliche Grüße mit Wildhaar und Lebenslust, Ihre Frau Knobloch,auch hutfesthaltend zugeneigt.

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    • Meine liebe Frau Knobloch, Ihre feinstgesponnenen Verse rühren mich nicht weniger an. Ihre Sprache durchzieht den Äther mit einer unwiderstehlichen Kraft. Ihre Liebe und Zuversicht möchte man vielen Menschen wünschen.
      Ich danke Ihnen allerherzlichst für diesen Ihren Kommentar und sende Ihnen meine besten frühmorgendlichen Grüsse aus dem Bembelland, Ihr Herr Ärmel (Ihnen auch gegen jegliche Äquinoktialsturmböen stets zugeneigt)

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      • Mein lieber Herr Ärmel, wie fast von selbst tropften die Verse aus meinem Sein in die Fingerkuppen und manifestierten sich leise anschlagend in der Tastatur des Rechenknechtes. Wenn Sie diese innere Kraft herauslesen, machen Sie mich einfach glücklich.

        Dafür danke ich Ihnen einmal mehr und verbleibe als die Ihre, natürlich auch kraftvoll nasendöppelig zugeneigt.

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        • Sie, meine höchstwertgeschätzte Frau Knobloch, glücklich zu wissen, entzündet in mir selbst ein Glücksflämmchen feiner Art.
          Froh zu sein bedarf es wenig….
          Und ebenso wenig bedarf es, Sie meiner steten Zugeneigtheit zu versichern, Ihr Herr Ärmel

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          • Diesen Ihren Zugeneigtheitsversicherungen werde ich wohl nie dioptrienüberdrüssig, mein hochlieber Herr Ärmel. Im Gegenteil, sie sind mir das Schwefelhölzchen, welches die Flämmchen hochzüngeln läßt, daß mir die Grünaugen funkeln wenn ich sie lese.

            Frohgemuthe Grüße, die Ihre, auch züngelnd zugeneigt.

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            • Meine höchstwertgeschätzte Frau Knobloch, äähmm, ich fürchte wir müssen etwas obacht geben mit unseren freizügigen Hinundher Kommentaren. Es möchten jüngere oder mag sein auch reifere Menschen durch unsere Kommentare auf gedankliches Glatteis geführt werden. Ich gebe es nur vorsichtig zu bedenken…
              Ihr Herr Ärmel (auch im Gedankengewölk klarsichtig zugeneigt)

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              • Psssssst, ich notatiere Ihnen nur noch Murmelworte, mein liebster Verärmelter. Mein Zartunterkleid werfe ich über die Klinke der Tür meines Boudoirs, dann kann auch niemand mehr schlüssellochlüstern blicken. Huchhach ~~~~~~~~

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                • frivolfrivolfrivol… Sie legens wohl drauf an, meine liebe Frau Knobloch, dass ich mein Theologiestudium hinschmeisse und meine arme Seele an den Gottseibeiuns verschachere und mir einen Ziegenfuss anstülpe…
                  Ihr Herr Ärmel (selbst im Entsetzen noch zugeneigt)….

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  3. Lyrik, hier! Was für eine feine Überraschung. Anbei das herrliche Foto! Wie mir das gefällt.
    Ein Pilz mit wunderhübschem Namen – Eschenstängelbecherchen – versucht derzeit, diese guten Bäume abzutöten. Ich hoffe sehr, es gelingt nicht.
    Gruß mit viel Brausewind von einer Fledderflattergans

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    • Dieses Gedicht, liebe Frau Wildgans, zählt zu meinen liebsten. Es war hier bereits vor drei Jahren einmal zu lesen. Damals jedoch mit anderen Fotografien. Mögen die Eschenstängelbecherchen gnädiger mit den Ebereschen verfahren als es die (Ross)Kastanienminiermotte mit den schönen, mächtigen Kastanien tut…
      Frühmorgendlicher Gruss von quer gegenüber,
      Herr Ärmel

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