Herbstanfängliche Gedanken

Horsche: City – Casablanca (1987).
Lesen: Das neue Werk von Patti Smith: Im Jahr des Affen. 2020, 204 S..
Essen & Trinken: Diese Blüte im Blumenkasten vor dem Fenster??? Wer hätte das gedacht: eine köstliche Gurke. Und dann noch eine und… Zu den Safrannudeln eine aromatische Tomatensauce. Tomaten und Kräuter frisch aus dem Garten.
Schaffe: Es gibt immer was zu tun. Derzeit sogar viel.
Gugge: Der Flussbaumeister – Wie Tulla den Rhein begradigte„. Ein interessante Dokumentation auf arte.de…

Mike Schloemer hatte sich 1995 auf den Weg gemacht. Er folgte der Route von Wim Wenders Film „Im Lauf der Zeit“. Das Ergebnis war ein Dokumentarfilm. Der Schwerpunkt lag im Gegensatz zu unserer Reise lediglich auf den Kinos, die auch in Wenders Film gezeigt worden waren. In der Doku sprachen viele Menschen. Kinobesitzer, eine Platzanweiserin, Nachbarn und andere Zeitzeugen. Wir hingegen waren an den Veränderungen an sich interessiert.
Da der Film nirgends zu erwerben war, kontaktierte ich Herrn Schloemer. Als er von unserer Reise erfuhr, bot er spontan an, eine Kopie seines Films zu schicken. Herzlichen Dank dafür Herr Schloemer.

Ich habe es hier schon mehrfach erwähnt. Es gab diese Untersuchung, wie sich Menschen auf neue Situationen einstellen und sie anschliessend in ihren Alltag integrieren. Maximal acht Monate braucht es, um sich auch in extrem unwirtliche Situationen einzufinden. Im Fall von Corona wabert das Virus demnächst im achten Monat. Und die Warenproduzenten haben ihre Produktpaletten dahingehend bereits erweitert. Das ist jedoch nichts Neues, sehen Sie sich die Photographien weiter unten an.
Jetzt kommt wieder die Zeit für andere Themen, mit denen wir auf Trab gehalten werden sollen.

Zum Beispiel Weissrussland. Während im Fall von Corona manche wegen der Maskenpflicht von „Diktatur“ reden, schwingen die wahren Diktatoren schon wieder ihre Gesinnungsschwerter. Weissrussland soll nach deren Machtgelüsten von sofort an Belarus heissen.
Was mag in deren Köpfen vorgehen? Bjela heisst weiss und die Silbe rus erklärt sich von selbst. Dass die weissrussische Bevölkerung von jeher russlandfreundlich war, soll vergessen gemacht werden. Selbsternannte Demokratiefreunde in den westlichen Ländern beziehen Stellung. Natürlich ohne vertiefte Kenntnis der tatsächlichen Sachverhalte.
Die ersetzt man durch Betroffenheitsszenarien.
Weissrussland verlor im Zweiten Weltkrieg 25% seiner Bevölkerung. Die deutschen Schlächter der SS haben dort mit fachkundiger Hilfe der Wehrmacht zugeschlagen. Ein Drittel aller Kommunen wurde abgefackelt. Inklusive der Menschen, die man vorher in Kirchen gesperrt hatte.
Im Westen sollte man endlich erkennen, dass unsere Zukunft im Osten liegt. Von dort wurden in der Geschichte keine Angriffskriege nach Westen begonnen. Die Menschen im Osten sind trotz aller Unmenschlichkeiten, die ihnen gerade auch von deutscher Seite zugefügt worden, noch immer aufgeschlossener und freundlicher, als unsere angeblichen Freunde jenseits des Atlantiks. Überdies liegen im Osten die Rohstoffe, die unsere europäische Zukunft sichern.

Ein anderes Beispiel, mit welchem wir in nächster Zukunft rund um die Uhr zugedröhnt werden, sind die Wahlen in den Vereinigten Staaten. Genau besehen, sind die für uns in der Tat wichtiger als die in Russland. Weil man nie wissen kann, welche Pläne die Kräfte, die den Präsidenten steuern, für die kommenden Jahre planen.
Also schiebt man den Präsidenten ins Rampenlicht. Als er seine erste Regentschaft antrat, wurde er weltweit verlacht oder zumindest lächerlich gemacht.
Ich wünsche ihm eine zweite Wahlperiode. Kein Präsident vor ihm hat sein Land so zielgerichtet auf den Abgrund zugesteuert. Die sozialen Standards in seinem Land sind so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht. Er ist am Rest der Welt kaum interessiert. Keine neuen Kriege. Besatzungssoldaten wurden aus Deutschland abgezogen.

Die wirklich entscheidenden Fragen, die uns betreffen, liegen unter dem Deckmantel medialen Schweigens. Wieso hat die hiesige Autoindustrie mehr Macht als unsere Regierung? Wie umgeht die Lebensmittelindustrie die neuen Bestimmungen zum Arbeits- und Tierschutz? Wer wird den Bauern Einhalt gebieten mit ihrer Bodenvergifterei? Wieso dürfen die Rollrasenproduzenten mit ihrer massiven Wasserverschwendung den Grundwasserspiegel in den Ballungsräumen senken, ohne dafür zu zahlen? Preisabsprachen seien nicht nachzuweisen. So so. Wieso kommt es dann, dass die Benzinpreise deutschlandweit von morgens bis nachmittags systematisch billiger werden und der Unterschied zwischen Diesel und Normalbenzin seit Monaten konstant bei etwa 25 Cents liegt?

Ich höre ja schon auf. Die Antworten auf die wirklich dringlichen Fragen sind vielen Menschen ohnehin unwichtig. Fünf Minuten Betroffenheitsschreie, dann ist der Druck wieder weg.

Trotz alledem: ich freue mich, in einer grossen Zeit zu leben. In meinem persönlichen Umfeld bewegen sich Menschen, die mich berühren. Die mich erfreuen und auch zum Nachdenken anregen. Wir treffen uns, sitzen zusammen, essen und trinken, sprechen miteinander und tauschen uns aus. Und lassen uns sein in unseren jeweiligen Unterschiedlichkeiten.
Diese Lebensqualität wünsche ich auch allen Besuchern, Lesern und Guggern.

(In den Jahren 1957/58 wurde das heute sehr seltene Modell „Adria“ von der Firma Bauer produziert. Sportlich schnittig, selbst die Luftpumpe in rot und auch sonst optisch aufgeppt. Für alle die Menschen, die von einer Reise nach Italien nur träumen konnten. Oder für Jugendliche als Vorstufe zur eigenen Vespa… [Das Rad harrt noch der Restaurierung])

34 Gedanken zu „Herbstanfängliche Gedanken

  1. Ich wünsche Trump viel Spass mit seinem Rücktritt. Er könnte ja nach Florida gehen. Das wäre doch mal einen Ausflug wert, denn die USA sind ein sehr schönes Land (auch ein Reiseland!), und es wohnen viele nette und gescheite Leute dort.

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    • Sie gehen also davon aus, dass er die zweite Wahl nicht für sich entscheiden kann?
      Ich bin mir da noch nicht so sicher.
      Was das Reiseland und seine Attraktionen betrifft, kann ich Ihnen gut zustimmen. Ich bin mit us-amerikanischen Geschäften und deren Machern gross geworden und habe selbst eine über zwanzigjährige gemeinsame Arbeitserfahrung.

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      • Was soll den Trump in diesem Weissen Haus in Washington noch machen? Der Mann wirkt ja im Gegensatz zu Joe Biden auch mit 74 noch wie 47. Seine Gesundheit/Libido ist auch noch gut. Er könnte statt Politiker zum Beispiel auch ein Firmenchef werden, zum Beispiel bei Twitter oder so…

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    • Silberstreif am Horizont kenne ich nicht.

      Bei Casablanca frage ich mich, wie City es 1986/87 geschafft haben, solche Texte zu singen. Herr Cikan war ja wohl nicht taub… Aber mir gibt diese Scheibe textlich mehr als ihr erstes Werk.

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  2. wir haben uns der wenders-film gekauft als dvd, eine sehr gute unterhaltung und eine reise in unsere eigene vergangenheit. ein loblied auf das kino, danke für die anregung. wo kann man denn schloemers doku sehen? die tour können wir leider nicht machen, ich bin nicht mehr so mobil.
    und sonst hast du recht, nur unsere amerikanische verwandtschaft verzweifelt an ihrem präsidenten. sie schrieben, es gebe einen riss mitten durch ihre freundschaften und die atmosphäre sei schlecht. wenn die usa auch noch ihre bomben mitnehmen würden, die in der eifel liegen.

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    • wegen übermüdung sollte ich so spät nicht schreiben: – nicht NUR die amerikanische Verwandtschaft…sollte es heissen. und: die soldaten können ruhig abgezogen werden, sie sollten ihre Bomben unbedingt mitnehmen…

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    • Das freut mich, dass Ihnen der Film zugesagt hat.

      Die Dokumentation von Mike Schloemer wird zur Zeit in keiner Mediathek der öffentlich-rechtlichen Sender angeboten.

      So ganz werden uns die us-amerikanischen Militärs nicht verlassen. Ihre Stützpunkte in unserem Land sind für ihre Militäraktionen im mittleren Osten unverzichtbar. Noch.

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  3. Dass kann einfach nicht Ihr Ernst sein, dass sie diesem Kerl eine zweite Zeit wünschen…
    Anverwandte waren nun schon einige Male im Heimatcafe in Morbach, da musste ich an Sie denken…
    Gruß vor dem Apfelessigtrunk

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  4. Erst mal danke für die interessante Lektüre, die meinem eigenen Denken nahekommt. Den Satz von den Rohstoffen im Osten hätte ich freilich eher vermieden, da er schlimme Assoziationen enthält.
    Die US-Wählen: Als Trump gewählt wurde, sagte ich: das freut mich, denn vielleicht vermeiden wir so weitere Kriege. (H. Clinton hielt ich für eine Kriegstreiberin par excellence). Die USA, sagte ich, werden genug mit sich selbst zu tun haben .. Die Trump unterstellte Russland-Connection beruhigte mich. Inzwischen haben sie Trump so sehr vor sich hergetrieben, dass ich auch von ihm als Ausweg einen neuen Krieg befürchte. So wie Bill Clinton, der sich vom Druck des Lewinsky-Skandals durch die Bombardierung Belgrads befreite. Eine zweite Trump-Amtszeit wünsche ich mir, damit die Demokraten sich besinnen und neu aufstellen. Denn so desolat wie sie jetzt sind, sind sie überhaupt nicht regierungsfähig. Das meine bescheidene Ansicht.
    Gute Wünsche zum Abend!

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    • Ich danke Ihnen für Ihren Kommentar.

      Die Vereinigten Staaten werden ihrem Untergang entgegengehen.
      (Emmanuel Todd: „Weltmacht USA – Ein Nachruf“ / 2002.
      )Ihr Weltbild mit sich als den „chosen few“ hat sich überholt. Allein der Gedanke der Globalisierung widerspricht dem.
      (Stephen Kinzer – Putsch! Zur Geschichte des amerikanischen Imperialismus / 2007)
      Und ständig der eigenen monetären Interessen wegen überall in der Welt Kriege anzetteln – diese Epoche wird sich dem Ende nähern.

      Was nun die Rohstoffe im Osten betrifft, da halte mich an Putins (früheren?) Vorschlag. Jahrelang klopfte er an europäische Türen mit dem Vorschlag eines Wirtschaftsraums von Lissabon bis Wladiwostok. Vom Westen das Gewusst-Wie und vom Osten die Rohstoffe. Diese Denkweise ist übrigens beste russische Tradition. Ich verkenne dabei Putins Herrschaftsform nicht. Aber ich habe auch Kenntnis warum ihn viele Menschen in Russland anders sehen, als wir ihn sehen sollen…

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      • Mit meinen Bedenken gegen den Ausdruck „Russland als Rohstofflieferant“ wollte ich auf die westliche Sicht hinweisen. Immer wieder wollten west- und mitteleuropäische Mächte sich der Rohstoffe Russlands gewaltsam bemächtigen. Gegen einen gemeinsamen Wirtschaftsraum habe ich natürlich nichts, wobei Russland inzwischen auch als Industrienation und nicht nur als Rohstofflieferant ernst zu nehmen ist. Die wachsende Mauer zwischen EU und Russland halte ich für eine vertane Chance und sogar für eine Katastrophe – für beide Seiten.

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  5. mir gefällt Ihr letzter Abschnitt: „Trotz alledem…“, das persönliche Umfeld ist das, worauf ich mich konzentriere, alles andere nehme ich als Quatsch, eine Art Panoptikum wahr. Zu diesem Panoptikum kann ich irgendeine Meinung haben, die sich aber immer im Ende als unwichtig und überflüssig erweist. Wogegen mein persönliches Umfeld auf alle meine Aktivitäten irgendwie reagiert und umgekehrt. Das berührt mich wirklich! You Never Walk Alone!

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    • Ich habe just nach „Ostrad“ gesucht, weil mir der Name bekannt vorkam…
      Verkaufen die denn auch alte Räder? Das sieht nämlich nach einem ganz „normalen“ Fahrradladen aus…

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      • Also die fertigen an und stellen dabei den „typischen Rahmen/Rad“ selber her. Aus Stahl. Keine Ahnung, ob man hier verlinken darf, aber mein zweiter aktueller Beitrag handelt davon. So richtig alte Räder aufbereiten und die „außerhalb von Ostrad“ zu verkaufen, machen die wohl aber nicht. Ist halt ne eigene Manufaktur. Mir war das bisher auch noch nicht geläufig.
        Bevor ich mir das Ostrad gebraucht gekauft hatte (jemanden, den ich kenne), hatte ich lange Zeit bei Ebay wegen alter Fahrräder gesucht, die auch was her machen. Aber da ist immer so die Sache, das man nicht weiß, woher es ist, vor allem: wenn nur dieses eine verkauft wird. Und: es kann auch Schrott sein.

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        • Danke für die weiteren Erläuterungen.

          Bei alten klassischen Rädern ist, wie Sie schreiben, grundsätzlich Vorsicht angeraten.
          Alle, die wir hier haben, waren als fahrtüchtig bzw. fahrbereit annonciert. Aber ohne eine sachgerechte Überholung und Einstellung der verschiedenen Lager und der Bremsen würde ich ein altes Rad nicht im heutigen Strassenverkehr benutzen.

          Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Ostrad. Das werde ich mir jetzt bei Ihnen mal genauer anschauen 😉

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            • Man kann über dieses Portal schon kaufen. Alte Fahrräder, mit Ausnahme von Rennrädern evtl., werden gerne schlecht behandelt. Und irgendwann werden sie irgendwo abgestellt und wenn sie dann im Weg sind, werden sie auf den bekannten Verkaufsplattformen im Netz angeboten.
              Die Anbieter bieten den „edlen Klassiker“ für horrendes Geld an und der unkundige Käufer bekommt ein Rad, dem eine Generalüberholung gut ansteht…

              Viele Grüsse

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