Mitte Oktober gegen Abend…

Horsche: Die Lichtung des Musikalarchivs schreitet voran. Erneute Anhörungen und Aussortierungen.
Lesen: Anmerkungen über Kuhkapellen in Rheinhessen..
Essen & Trinken: Zur Nacht das frisch gebackene Walnussbrot mit reifem, sehr würzigem Brie. Dazu passte die leckere Quittenkonfitüre (siehe darunter).
Schaffe: Quitten verarbeiten und Brot backen. Ausserdem Reifen wechseln am neuen Bauer Sprint (Bj.1967).
Gugge: „Grenzland – Vom Baltikum zur Akropolis“. Eine interessante Reise in Bildern. Leider zu knapp und obendrein scheinen die (ab)wertenden Kommentare gegen osteuropäische Lebensgewohnheiten unvermeidbar. Habt Ihr vergessen, dass die Russen uns vom Joch der deutschen Nazibarbaren befreit haben ?!

 

So beiläufig habe ich erfahren, dass eine gewisse Louise Glück den Nobelpreis für Literatur erhalten hat. Den Namen habe zuvor nie gehört. Bei meiner schnellen Recherche fiel mir auf, dass bei dieser sehr sonderbaren Stockholmer Jury in der Disziplin Schreiben die USofA offensichtlich „mal wieder dran waren“. Weiss der Geier, wen die aus dem Hut zaubern würden, um bloss dem Thomas Pynchon keinen Preis zuerkennen zu müssen. Und der hötte ihn aufgrund seiner literarischen Leistungen schon längst verdient. Er wird ja auch immer wieder vorgeschlagen.

Seis drum. Ich lese seit Jahren ohnehin fast ausschliesslich Fachliteratur..

In Frau Beyers lesenswertem Bericht über die Buchemesse erfahre ich: „Denis Schenk endete seine Buchvorstellung mit den Worten „Vertrauen Sie keiner Literaturkritik, vertrauen Sie keiner Literaturkritikerin, sondern vertrauen Sie Ihrer eigenen literarischen Intelligenz, die Bücher sind dazu da, dieselbe an ihr zu schärfen.“
Wohl wahr. Mit diesen Gedanken kann man sich die meiste Prosa und Lyrik  (er)sparen. Die eigene Lebenszeit ist zu kostbar. Das meiste, was man heute an „neuerer Literatur“ liest, verschwimmt nach einem halben Jahr und spätestens zwei, drei Jahre danach ists dann vergessen. Mit diesem Wissen kaufen die Verlage ihre jeweiligen Plätze auf den Bestsellerlisten der verschiedenen Medien. Was wunderts, dass selbst wirkliche literarische Bestverkäufer heutzutage recht flott im Ramsch vermarktet werden.

Trotzdem finde ich lesen immer noch sinnvoller als, sagen wir, Dauerseriengugger zu werden oder ein Wochenende in einem Vergnügungspark zu verbringen. Oder mit einem Motorrad spasseshalber in der Landschaft die Luft zu verpesten. Nö, wer liest, geht dabei seinen Mitmenschen wenigstens nicht direkt auf den Senkel. Und eine der besseren Fluchtmöglichkeiten vor den Unbilden des Alltags ist es allemal. Es stinkt zwar nicht wie Tabak, ist weniger gefährlich als der Strassenverkehr, dennoch wohnt auch dem Lesen eine gewisse Suchtgefahr inne.

Ich weiss, wovon ich hier schreibe. Den sogenannten bürgerlichen Bildungskanon habe ich mir angelesen. Und einige der heute üblichen Listen, zum Beispiel – „1000 Bücher, die man gelesen haben muss, bevor man ins Grab versenkt wird“ – habe ich auch abgearbeitet. Die ellenlange Namensliste tut hier nichts zur Sache. Was ist davon geblieben?

Nach dem Mann ohne Eigenschaften, dem einzigen Dickroman, den ich nicht zuende gelesen habe, änderte sich meine Einstellung zur Prosa. Daneben war die Beschäftigung mit der Literaturwissenschaft schliesslich der Tritt aufs Bremspedal. Zum Glück entdeckte ich die sogenannten (deutschen) Volksbücher. So ging ich der Unterhaltungsliteratur nicht ganz verloren.
Wer einmal „Die Historie von Tristan und Isalde [sic!], herausgegeben nach dem ältesten Druck bei Anton Sorg, Augsburg, 1484, gelesen hat, der kennt nach der Lektüre im Prinzip alle Beziehungsmöglichkeiten zwischen Männern und Frauen. Alles, was danach und bis heute zu diesem Thema literarisch verarbeitet wurde, ist bestenfalls die literarische Ausarbeitung von Teilaspekten. Und seit etwa fünfzig Jahren breiten die Autoren hauptsächlich ihre eigenen Befindlichkeiten vor dem Lesepublikum aus.
Das spricht natürlich nicht gegen den Genuss der literarisch ausgefeilten, schärfsten Kutschenfahrt des 19. Jahrhunderts. Aber das Schicksal der Passagierin in der Kutsche ist in Tristan und Isalde im Grundzug schon angelegt.

Wenn Sie also Zeit und Musse haben, dann schauen Sie sich um. Im alten Diederichs Verlag sind einige Volksbücher in ansprechender Aufmachung erschienen. Tristan und Isalde, Die sieben weisen Meister, die Historia von D. Johann Fausten, dem weitbeschreyten Zauberer und Schwarzkünstlern oder die Historie von Fortunati Glückseckel und Wunschhütlein und andere. Die Reihe ist vom Verlag bedauerlicherweise nie komplettiert worden. Inzwischen sind sogar sogar wissenschaftlich kommentierte Ausgaben erhältlich.
Deren Lektüre kann Ihnen fürderhin manche Stunde ersparen, in der Sie sich mit Freunden oder Bekannten zu einem Gespräch treffen können. Zusammensitzen und miteinander sprechen. Die Lebenszeit ist kurz für lediglich vorübergehend gültige Literatur. Laut einer Berechnung Arno Schmidts schafft man zwischen seinem sechsten und seinem siebzigsten Lebensjahr ohnehin höchstens sechstausend Bücher, wenn man wöchentlich zwei Romane liest. Wer aber ist der Lage, diese Leseleistung zu erbringen?

 

Ich wünsche allen Besuchern, Lesern und Guggern, dass die zweite Welle nicht über Ihren Köpfen zusammenschlagen möge. Wählen Sie inzwischen Ihre Lektüren sorgsam aus.

 

Ich hatte ursprünglich ein ganz anderes Thema auf dem Schirm. Aber auch das Geschäft mit der Literatur verdient, dass es gelegentlich beleuchtet wird.

 

(Manche haltens für Spass. anything goes lautet die Devise.
„…Abendland, wir sind aus dir geboren, wir fahren auf deinem Narrenschiff dem Abschied entgegen…“ [Andre Heller])

 

 

37 Gedanken zu „Mitte Oktober gegen Abend…

  1. immer noch, mit über 70, lese ich so gern wie vor 60 jahren. wunderbar ist für mich, dass ich nicht abarbeiten muss, was man lesen muss. eine wilde mischung aus sachbüchern, krimis und romanen, und zwischendrin immer gedichte, bereichern mein leben. nicht jedes buch lese ich ganz. es stimmt, die „halbwertzeit“ vieler gepriesener bücher ist erschreckend kurz. danke für den beitrag und den interessanten link!

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    • Vielen Dank für Ihren Kommentar.
      Um ein Missverständnis zu vermeiden: ich schreibe nicht gegen das Lesen. Ich bin seit Jahrzehnten Leser. Ähnlich wie bei Ihnen Prosa, Lyrik, Fachliteratur. Kriminalromane habe ich auch schon gelesen.
      Ich schreibe meine Berichte derzeit (auch) im Kontext von Corona. Und eine (Massen-)Veranstaltungen wie beispielsweise die Buchmesse halte ich für unzeitgemäss. Wie man sieht, gibt es offensichtlich auch andere Formen der Präsentation.

      Die von Ihnen erwähnte Halbwertzeit bei neueren Romanen halte ich für erschreckend. So als würde alles schon den Krabbeltisch verlegt. Ich finde, dass es auch mit den Inhalten korreliert. Wen interessiert denn schon wirklich die Innensicht eines Autors oder das Verhältnis einer Autorin zu ihrer sozialen Umwelt?

      Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag

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  2. Man kann nur gewähren lassen was kommt. Lesen ist auszulassen, was einem nicht passt. Pynchons „Die Enden der Parabel“ habe ich vor Jahren gelesen; manches was in dem Buch geschieht ist langweilig, vieles interessant und überraschend, einiges ist eklig. Am Ende ergibt alles keinen Sinn. Ich würde das Buch nicht wieder lesen.

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    • Wenn man Thomas Pynchon weitgehend mit Humor liest, haben seine Werke einen gewissen Unterhaltungswert.
      Die Enden der Parabel sind manchmal durchaus merkwürdig. Die Enden einer Parabel runden sich normalerweise auch nicht zu einem Kreis 😉

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      • Es ist die Verrätselung, die für mich das Lesen von „Die Enden der Parabel“ so schwierig gemacht hat. Viele Dinge in diesem Roman sind mir einfach zu kompliziert. Vielleicht hätte ich mir ja beim Lesen so etwas wie ein „Personenregister“ anlegen sollen?

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        • Das unterscheidet dann den vergnügten vom professionellen Leser.
          Pynchon schreibt, ähnlich wie z.B. auch Arno Schmidt, mit unzähligen Anspielungen.
          Für den durchschnittlichen Leser bleibt vieles verborgen, wenn er die Bezüge nicht kennt. Das Vergnügen bleibt beim professionellen Vielleser.
          Nicht umsonst hat sich im Fall von Arno Schmidt daraus folgend vor Jahrzehnten ein „Arno-Schmidt-Dechiffrier-Syndikat“ gebildet.

          Wenn ich Sekundärliteratur benötige, um ein literarisches Werk vollends geniessen zu können, dann nehme ich mittlerweile gerne Abstand von der Lektüre.

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          • Dass Pynchon sprachliche Souve­ränität und gigantisch viele Ideen hat, möchte ich nicht bezweifeln. Am Ende bleiben seine Romane für mich aber ein Konglomerat. Diese Montagetechnik gehörte schon zu den Mitteln eines W.S. Burroughs. Wenn zwischen einze­lnen zusammen­gehö­rigen Teilen zwei­hundert Seiten Abstand liegen, wird kein Ganzes daraus. Es bleibt ein Trümmer­haufen, in welchem viele Fundstücke verlockend glitzern.

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            • Burroughs hat mit den cut-up Stil perfektioniert und damit viele Nachahmer gefunden. Ende der 60er und in den 70er Jahren war es ziemlich hip in cut-up manier zu schreiben. Mir fallen da auch deutschsprachige Autoren ein, die damals schwer in waren.
              Da wurde unter Umständen auch mancher literarische „Trümmerhaufen“ als cut-up gefeiert . . .

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              • Die amerikanische Beatliteratur hatte im deutschsprachigen Raum nie richtig Konjunktur, vorallem die Cut-up-Methode eines William S. Burroughs hatte es schwer. Es gab da diese Zeitschrift „Gasolin 23“, die gemeinsam von Jürgen Ploog, Carl Weissner, Jörg Fauser und Walter Hartmann herausgegeben wurde. Ploog (im Hauptberuf Lufthansa-Pilot) war wohl der deutschsprachige Autor, der die Montagetechniken von Burroughs am konsequentesten angewandt hatte. Er ist in diesem Frühjahr im Alter von 85 Jahren gestorben.

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                • Ich hatte etliche Werke vom legendären März Verlag. Dort waren einige Autoren vertreten, die sich in den damals modernen us-amerikanischen Formen versuchten. Das meiste würde ich heutzutage nicht mehr lesen wollen.
                  Was mir geblieben ist, sind die lyrischen Texte von Jörg Fauser…

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  3. Statt dicke Wälzer zu wälzen oder „Dauerseriengugger zu werden oder ein Wochenende in einem Vergnügungspark zu verbringen. Oder mit einem Motorrad spasseshalber in der Landschaft die Luft zu verpesten“, können wir auch den Drahtesel aus’m Kellerholen und uns körperlich ertüchtigen. Diese Alternative, Herr Ärmel, müßte Ihnen doch gefallen!

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  4. Aprospos Halbwertzeit: Boris Vians (Der Schaum Der Tage) und Raymond Queneaus (Zazie In Der Metro) Romane und alle 5 Bände von Douglas Adams‘ „Per Anhalter Durch Die Galaxis“ haben für mich „Ganzwertzeit“! ; )

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    • Und etwas, was mir allgemein selten unterkommt, meistens ist es andersrum: Walter Kempowskis „Tadellöser & Wolff“ mit u.a. Edda Seippel, Karl Lieffen, Martin Semmelrogge, Ernst Jacobi und Helga Feddersen habe ich bis heute xmal gesehen und gefällt mir aufgrund der tollen Schauspieler als Film besser als das Buch! „Nix drin, aber der Mensch freut sich!“

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      • Da danke ich Ihnen sehr für die Erinnerung an an Tadellöser & Wolff. Überhaupt an die „Deutsche Chronik“ von Kempowski.
        Die DVD habe ich mir just bestellt, da ich damals nur Teile von Tadellöser & Wolff gesehen habe.

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    • Ach ja, Boris Vian oder Raymond Queneau. Das ist lange her. Vernon Sullivan. Hunderttausend Milliarden Gedichte. Und „Das Leben“ von Georges Perec. Derlei Werke haben mich in ihren Bann gezogen. Lange her.

      Apropos. Wenn Ihnen Boris Vian generell zusagt, halten Sie mal Ausschau nach: Boris Vian. Der Prinz von Saint Germain. Eine kurzweilige Lektüre

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      • Danke für den Tipp, soeben bestellt! Seine und Queneaus‘ Romane habe ich alle… gelesen und in Ehren gehalten, denn lang ist’s auch bei mir her. Haben meine Befindlichkeiten und die Sicht aufs Leben nachdrücklich geprägt!

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  5. Ein jegliches nach seiner Art, würde ich sagen. Ich habe als Schüler immerhin zwei Nobelpreis-Romane gelesen und war beide Male von den Autoren „geheilt“. Dabei sind es große Namen der deutschen Literatur. Und ich bin ziemlich sicher, daß meine angeborene Abneigung gegen Leseempfehlungen (der Jugendbuchpreis war für den 10jährigen ein Grund, lieber das Telefonbuch zu lesen als das prämierte Buch; mit dem Nobelpreis und den vielen in Frankreich vergebenen Buchpreisen geht es mir ähnlich) nicht der Grund war. Das sage ich, obwohl sich immer wieder beim Lesen solcher Bücher bestätigt hat, daß ich daran nichts finde.
    Einige der großen französischen Romanciers habe ich angegriffen und dann gelangweilt wieder weggelegt. Ich bin heute noch beeindruckt, daß mein Sohn den „Comte de Monte Christo“ durchgelesen hat, den ich nach etwa 60 Seiten ins Regal gestellt habe. Ähnlich ging es mir mit den Drei Musketieren. Von Victor Hugo habe ich einiges gelesen und auch den Eindruck nicht abwehren können, daß er oft aufs Zeilengeld geschielt hat, wenn etwa seitenweise die Schlacht von Waterloo beschrieben wird, nur um ganz am Ende Thenardier ein Paar Stiefel klauen zu lassen, damit der Leser weiß, was für ein feiner Zeitgenosse dieser „Pflegevater“ der kleinen Cosette doch ist. Zola und Daudet geben mir da mehr. Und verblüfft war ich von der bitteren Sozialkritik bei D.H.Lawrence.

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    • Die Gründe, warum einem Bücher zusagen oder nicht, sind recht vielfältig. Wer aus prosaischen Werken lernen will, sollte sich in den meisten Fällen lieber andere Lernobjekte aussuchen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.

      Ich habe immer dann besonders viel Belletristik gelesen – das Wort weist ja schon daraufhin – wenn meine Lebenssituationen entsprechend gewesen sind.
      Habe ich hingegen viel gearbeitet oder hatte viel Umgang mit Menschen, war die Zeit für Romane entsprechend knapp bemessen.

      Werke der sogenannten Weltliteratur nur anlesen, wie Sie es mit dem Grafen von Montechristo, das haben Sie mit vielen anderen Menschen gemein.
      Mein Lieblingsbeispiel dafür ist der Don Quichote. Fast jedermann kennt die drei, vier sattsam bekannten Szenen. Die spielen sich auf den ersten hundert Seiten ab. Andere schöne Szenen aus dem letzten Drittel des Romans werden dagegen kaum zitiert . . .

      Von den „grossen“ französischen Romanciers leuchtet für meinen Geschmack Honoré de Balzac noch immer am hellsten. Dagegen ist der vielgelobte Flaubert eine matte Angelegenheit.

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  6. Das ist ja bitter mit der Auto-Lackierung, muss man ständig aktualisieren. Ich würde mich vielleicht auf einmal im Jahr aktualiseren beschränken, sonst kommt das ja nicht zur Ruhe. Oder alternativ Kerben ins Lenkrad kratzen. Der/die Fahrer/in hat es nur auf Männer abgesehen? Hm.
    Motorrad fahren macht leider Spaß, heute vielleicht nicht mehr so wie früher, als es noch umweltfreundlich (weniger Verbrauch als das Auto) war.
    Zweite Welle, Dauerwelle, Fönwelle, perfekte Welle – ja, da bekommt der Popschlager von Juli ein ganz neues Gesicht:
    „Mit jeder Welle kam ein Traum
    Träume gehen vorüber
    Dein Brett ist verstaubt
    Deine Zweifel schäumen über
    Hast dein Leben lang gewartet
    Hast gehofft, dass es sie gibt
    Hast den Glauben fast verloren
    Hast dich nicht vom Fleck bewegt“
    Kann man auch so sehen.

    In diesem Sinne einen schönen Abend ins Land der Quitten!
    😉

    (Saga – In Transit / 1982)

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    • Ich lebe im Lande der Äpfel 😉

      Motorradfahren war früher nicht umweltfreundlicher als heute. Es hatte jedoch mehr mit Notwendigkeiten zu tun als heute. Ein alter Klopper von NSU, BMW, Zündapp, DKW, Horex oder welche auch immer war für Kleingeld zu haben. Es war eine billige Angelegenheit. Fast billiger als eine Ente oder ein R4. Von den angeblich laufendenundlaufenden schrottigen Käfern mal abgesehen.
      Heute stehen beim Motorradfahren ganz andere Aspekte im Vordergrund. Und insofern geht es um ganz andere Notwendigkeiten.

      Btw. eine feines Textstück 😉

      (Käptn Peng und die Tentakel von Delphi – Das nullte Kapitel / 2017)

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  7. Denis Scheck warnte übrigens immer wieder davor, dass wir nicht auf die Bestsellerlisten schauen sollen, das würden Sie gewiss bestätigen.
    Manche Lieblingsbücher kommen hoffentlich auf anderen Wegen zu uns.
    Was die Buchmessen betrifft, die mag ich sehr, Sie wissen es.
    Ich wähle definitiv lieber das Buch als die Achterbahn. 🙂

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    • Ich weiss es wohl. Ich will Ihnen die Buchmesse auch keineswegs vermiesen.
      Ich denke lediglich schreibend darüber nach, welche Verstaltungen meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäss sind und bestenfalls nach anderen Formen rufen. Um nicht zu sagen, dass sie schlichtweg überflüssig geworden sind in unserer Zeit.
      Bei Stadionfestivals, LoveParaden oder Fussballgrossveranstaltungen könnten Sie mir wahrscheinlich eher zustimmen 😉

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      • Und ich weiß, dass Sie mir die Buchmesse nicht vermiesen wollen:) Kritisches Hinterfragen mag ich. Auf eine Fußballgroßveranstaltung habe ich wahrlich keine große Lust 🙂

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  8. Quitten haben wir diese Woche auch eingemacht. Wir haben sie auf dem Wochenmarkt gekauft, unser Quittenbaum ist erst ein gutes Jahr alt und trägt noch nicht. Das selbstgemachte Quittengelee schmeckt so viel gehaltvoller als das aus dem Supermarkt, das ist schon nicht mehr lustig. Da Gelees und Marmeladen ja lt. EU-Gesetzgebung klar definiert sind, fragt man sich schon, was die damit machen. Wir haben auch Quittenbrot hergestellt, d.h. den Trester, der nach dem Entsaften übrig blieb, durch die „Flotte Lotte“ gedreht und das Mark mit reichlich Zucker einköcheln lassen. Anschließend die heiße Masse in eine Auflaufform gefüllt und einige Tage dörren lassen. Die erstarrte, klebrige Masse läßt sich dann stürzen und in Würfel schneiden, die man dann in Kokosflocken wälzen kann. Man erhält dann ein sehr süßes, haltbares Fruchtkonfekt mit der delikaten Honignote der Quitte.

    Als nächstes sind die Äpfel aus dem Garten dran, die Herstellung von Apfelgelee ist geplant.

    Beste Grüße, Thomas Rink

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    • Wir haben in diesem Jahr zur Abwechslung unsere (geschenkten) Quitten zu einer Konfitüre verarbeitet. Da bleibt nichts übrig. Quittenbrot kenne ich von meiner Mutter, die das immer hergestellt hat.

      Mit Apfelgelee sind wir in diesem Jahr noch unschlüssig ~~~~

      Schöne Grüsse, Herr Ärmel

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  9. Oje. Schlechtes Wetter gewesen? Da drücken die Kometen aufs Gemüt. Mancher liest „nach Listen“, die andere verzapft haben, weil er meint, dann mitreden zu können, falls sich mal ein Gespräch über Literatur ergeben sollte. Aber die Gelegenheiten sind seltener als ein 6er im Lotto.

    Andere lesen, indem sie auf eigenen Zufallsspuren wandeln. Wertschätznen missachtete Autoren, weil es ihr eigener Geschmack ist und pfeifen auf diese spießbürgerliche Kategorisiererei. Klar ließe sich (fast) „alles“ auf Tristan und Isolde oder eben den Faust zurückführen – nur gibt es eben bedeutend spannendere und unterhaltsamer erzählte Varianten der Probleme der ohnehin beratungsresistenten Menschheit. Für mich vorallem zwischen 1850 und 1914. Es lebe die gutbeschrieben Kutschfahrt des 19.Jahrhunderts!

    Aber by the way: Bei einem Aspekt sind wir d’accord: Die neue Literatur ist schmalbrüstiger Müll, der schnell vergessen ist.
    „“Die Blechtrommel“ war das letzte relevante Buch der deutschen Literatur. Danach kam nichts von ähnlichem Rang mehr zustande.“ Sinngemäß zitiert nach Akif Pirincci in „Deutschland von Sinnen“ – weiß gar nicht, ob man den heutzutage noch kennen darf. (Als Ossi find ich immer Bücher,die verissen werden interessanter, als gelobhudelte.) Hat sich böse verplappert bei diversen Auftritten, manchmal wirklich peinlich, ein anderes Mal absichtlich falsch zitiert, allerdings beides erst nach diesem hier erwähnten Buch. man muss ihn nicht mögen und auch nicht gelesen haben: Aber der Blechtrommelsatz stimmt.

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    • Was „bedeutend spannendere und unterhaltsamer erzählte Varianten“ in der erzählenden Dichtung sind, hängt einzig von dem persönlichen Geschmack des Lesers ab. Insofern ist der Satz im Jargon des Buchhalters ein durchlaufender Posten.

      Für mich kommt nach der Blechtrommel noch Johnsons Jahrestage. Aber – sie den ersten Absatz…

      Akif Pirinccis Buch „Deutschland von Sinnen“ habe ich nicht gelesen. So weit ich weiss – aber was weiss ich schon – hat er zuvor lustiges Geschreibe verzapft bis zu dem erwähnten Buch. Das hat wohl hohe Wellen geschlagen, die viel Geld auf sein Konto gespült haben. Ein Einwanderer, der es geschafft hat. Mir fällt jedoch die Vorstellung schwer, dass er jetzt mit mit einem Audi A8 mit offenen Rohren rumfährt 🙂

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      • Okay. Für mich kommen nach der „Blechtrommel“ noch „Die Unvollendeten“ vom Jirgl und „Der Turm“ vom Tellkamp(auch wenn er filmisch zur Klamotte degradiert wurde), wohl wissend, dass das Beiträge zum Nationalerbe, nicht aber zur Weltliteratur sind. Ähnlich sehe ich das mit Johnson.

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        • „Die Unvollendeten“ und die Verfilmung vom Turm kenne ich nicht.
          Literaturverfilmungen sind ohnehin problematisch und mit zunehmendem Umfang wirds nicht einfacher.
          Ein für mich ziemlich gelungenes Beispiel sind die vier Folgen der Jahrestage. Da stimmt auch die Besetzung…

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          • Den Turm-Film (2 abendfüllende Teile) nicht zu kennen ist echt gesparte Zeit.

            Vom Johnson hab ich mal was zu lesen versucht. „(Irgendein Name) geht immer quer über Gleise“, das war ne Katastrophe für mich. 30 Seiten oder so – dann hatte ich genug.

            „Die Unvollendeten“ würden dir gefallen, weil der Jirgl ein Arno Schmiidt des Ostens ist, der ähnlich eigenwillige Wortspiele drauf hat. Die Bürgerrechtler der Wende sind bei ihm z.B. Partysahnen pastoraler Hinterzimmer… Jirgl schrieb seit den späten 70ern für die Schublade; versuchte nichtmal einen Verlag zu finden. Nach der Wende dann doch. Es gab Buchpreise. Einige. Aber keine Popularität.

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            • Danke für den erweiterten Hinweis auf Jirgl. Ich habe ein wenig recherchiert. Fast jedes Jahr einen Preis und zwischendurch sogar den Büchner-Preis erhalten.
              Dann seine Verkündung, er werde sich völlig aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Auch sollen neuere Werke „im privaten Kreis“ verbleiben.

              Na denn Prost!

              Ich werde mal Ausschau halten nach den Unvollendeten…

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