Trotz aller Reduktion eine überaus lebendige Woche

In der Schublade mit der Aufschrift Krautrock gibts zunehmend grössere Lücken. Vieles scheint mir heute lediglich exaltiert und substanzlos. Was bleiben wird ist das Solowerk des Schlagzeugers der Gruppe Krokodil : Düde Dürst – Krokodil Solo (1971)…

Montags morgens hat man die Naherholungsgebiete der Metropolregionen fast für sich allein. Paradiesisch verlassen. Man ist unterwegs auf den Dämmen entlang eines Flusses oder auf stillen Waldwegen.
Wenn man am Mönchbruch den Wald verlässt, öffnet sich eine kilometerlang gerodete Fläche. Wir halten an und schauen auf die vierfach gesicherte Umzäunung. Stacheldraht oben, Natodraht am Boden. Zwischen den beiden vorderen Zaunreihen befinden sich abgedeckte Laufflächen. Hier hat selbst Unkraut nicht die kleinste Chance. Weiter hinten ein Asphaltband für Einsatzfahrzeuge. So eine Art Kolonnenweg. Nein, Selbstschussanlagen sind nicht installiert.
Ich mache die Kamera fertig, um einen startenden Flieger zu fotografieren. Wir sind an der Startbahn West des Frankfurter Flughafens. Im unsäglichen Lärm der Düsentriebwerke bemerke ich das Polizeiauto garnicht, das kurz anhält neben mir. Offensichtlich fahren sie noch immer Streife an den Zäunen.
Erinnerungen an alte Zeiten werden wach. Die verzweifelte Kampf gegen die berechtigten Interessen der Bevölkerung. Polizeigewalt. Und ein vom Betonierer aufgestiegener SPD Landeschef, der kundtat, wie er mit den Demonstranten am liebsten umgehen würde: „Ich bedauere, daß es mir mein hohes Staatsamt verbietet, den Kerlen selbst eins auf die Fresse zu hauen. Früher auf dem Bau hat man solche Dinge mit der Dachlatte erledigt.“ (Frankfurter Rundschau 22.5.1982).
Und heute schafft es grüner Verkehrsminister nicht, dass eine billige irische Luftfahrtfirma die Nachtflugregelung einhält.

Der Vorsommer legt eine Pause ein. Genüsslich erholsame Spaziergänge für den urbanen Flaneur. Bei der Hitze der vergangenen Wochen waren in den Innenstädten manche Menschen allzu dekoratief und geradezu enthemd unterwegs.
Immer mehr Einzelhandelsgeschäfte werden geschlossen. Mangelnde Rentabilität durch steigende Kosten und rückläufige Käufe. Fehlende Nachfolger. Ich bemerke, dass sogar Wischtelefonläden schliessen. Das ist jedoch kein Trost in dieser trostlosen Situation. Ob aber Geiz wirklich geil ist bezweifle ich zunehmend.

„TSA-Schlösser können von Beamten am Flughafen gewaltfrei geöffnet werden. Für alle anderen bleibt Ihr Koffer verschlossen. Das macht die Trolleys zum idealen Begleiter für USA-Reisen.“ So verkündet es das Angebot von Aldi Nord am 14.6.2018.
Im Jahr 2005 war ich letztmalig in den Junaititt S-tehts. Aus offiziellen Anlass, Ich habe das Land nie vermisst seitdem. Und doch wäre ich jetzt gerne dabei, wenn der Präsident vor einem Publikum auftritt. Im Gegensatz zu vielen Spöttern mag ich den Mann, der mit seiner Politik dafür sorgt, dass wir den wirtschaftlichen und politischen Blick endlich einmal intensiver nach Osten wenden. Denn dort liegt in den kommenden Jahren unsere wirtschaftliche Zukunft.

Seit einigen Tagen kann ich in anderen Blogs nicht mehr kommentieren. Vielleicht handelt es sich dabei lediglich um einen technischen Fehler. Auch anderen Bloggern soll das passiert sein und hin und wieder passieren.
Aktualisierter Nachsatz : dass manche Blogger auf anderen Blogs nicht kommentieren können, könnte mit dem Askimet Angeblichspamvermeider zusammenhängen. Gut möglich, dass Kommentare von mir von diesem Programm geschluckt werden.

Ich wünsche allen Besuchern, Lesern und Guggern ein gediegen illustres Wochenende.

(Fotografieren kann jeder. Meinen viele jedenfalls)

 

28 Gedanken zu „Trotz aller Reduktion eine überaus lebendige Woche

  1. HAHA. herrlich das rechte Foto ! Der Fotografierende erinnert mich an die Badenden, die vor hundert Jahren in eher hochgeschlossenen gestreiften Badegewändern und teilweise auch mit Häubchen wie Sie diesem Herrn eines aufgesetzt haben.

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  2. Flughafenrandflaneur, Provokateur, Fotografeur, was noch alles! Scheint zu stimmen, dass unsere Kost zunehmend süß-sauer wird, unser Blick mehr so kameraschlitzig mit Dachlattenhumor und Überwachung allüberall.
    Gruß mit Eierlikörspur

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    • Sie mit Ihren Assoziationen und der passenden Schreibe. Jetzt habe ich ein leicht merkwürdige Spur im Garten als Eierlikörspur identifiziert. Und dabei wars nur eine eitrige Schneckenschleimspur….
      Gruss mit einem Feierabendbier zur Seite

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  3. Wenn Sie geschrieben hätten, der Amerikaner ist ein unterhaltsamer Zeitgenosse, hätte ich zugestimmt. Positiv ist sicher, dass manch einer und eine aus eigener Lethargie gerissen werden. Die Gesamtbeurteilung fällt mir noch ähnlich schwer wie auch beim hier beobachtbaren Ladensterben. Sicher gehe auch ich durch die Stadt und bedaure eine Ladenschließung, habe dort jedoch nie eingekauft da ich dort verkäufliche Artikel noch nie benötigt habe.
    Die Fotos sind umwerfend, mich würden deren Ergebnisse interessieren.
    Schöne Grüße und ein vollwertiges Wochenende.
    (Musikfrei)

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    • Eine Gesamtbeurteilung maasse ich mir garnicht an; deshalb auch erwähnte ich lediglich einen Aspekt.
      Kein Mensch kann in allen Geschäft vor Ort kaufen. Dafür war einerseits schon früher die Auswahl zu gross. Und andererseits braucht man ja auch nicht alles für seine Lebensführung.
      Und was die Fotos betrifft : da ahne ich aufgrund der körperlichen Haltung der Produzenten die Ergebnisse.

      Auch Ihnen schöne Grüsse für ein erfreuliches Wochenende
      (auch hier schweigen die Lautsprecher)

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    • Guten Abend Frau Gerda, meine Überlegungen zum Thema usamerkanischer Präsidenten sind ganz schlicht. Tendenziell immer gegen die Mehrheitsmeinung. Denn was unsere Medien unters Volk streuen und folglich geglaubt haben wollen, ist für unser Land und die Menschen darin selten gut. Spontan 25 Beispiele dafür zu geben erspare ich mir. Sie stehen selbst mitten im Leben und haben genug erlebt.

      Konkret : die Präsidentschaftsbewerberin hat erst kurz vor Beginn des Wahlkampfs schlagartig mit ihrem Gerede aufgehört, dass ein begrenzter Krieg vom Boden Mitteleuropas gegen unsere östlichen Nachbarn gewinnbar sei.
      Er hingegen belaberte die Wähler mit dem „wir-zuerst“. Zudem ist er Kaufmann und nicht wie seine Gegnerin Anwältin. Als Kaufmann ist er an Geschäften interessiert, die zu allererst seinem eigenen Imperium ergo ihm selbst goldene Eier bringen.
      Aus diesem Grund sah ich seiner Politik sehr gespannt entgegen. Und freue mich jetzt über die Folgen. Z.B. Strafzölle auf deutsche Autos. Schaden für unsere Volkswirtschaft ca. 1 Milliarde. Dagegen senkten im gleichen Mass die Chinesen ihre Zölle auf deutsche Autos. Erwarteter Mehrgewinn knapp 4 Milliarden. Dank dem Präsi knapp 3 Milliarden mehr in den Kassen. Finde ich toll. Wer genau recherchiert kann weitere Beispiele finden.
      Natürlich ist er ein Kasper. Aber wäre ich ein besserer Kasper in einem solchen Amt, von dem ich keine Ahnung habe und das eigentlich von schmierigen Lobbyisten geregelt und gehandhabt wird?

      Feierabendgrüsse aus dem Norden

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  4. 🙂 Kann wirklich jeder, Fotografie ist nämlich für den Arsch..(Bitte um Entschuldigung aber das rechte Bild lässt keine andere Interpretation zu 🙂
    Und meine Kunden denken das auch und knipsen mit ihrem Handy das Motiv : schaunse mal sie da….so geeeht das in richtich….jetzt muss ich es nur noch 10 Jahre bis zur Rente durchhalten…
    Beste Grüsse von der Berufsknipserfront…und Danke für die schönen Bilder…könnte man mal eine Serie draus machen…leute fotografieren Leute die Leute fotografieren die….
    LG Jürgen

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    • Wo Fotografie als handwerkliche Kunst heutzutage hingeraten ist, darüber habe ich es aufgegeben zu reden oder gar zu debattieren. Lieber nutze ich die Zeit und gehe ich fotografieren…

      Ihr Vorschlag, eine Serie zu machen von Leuten, die Leute beim fotografien fotografieren klingt lustig. Ich habe etliche Fotos von Leuten gemacht, die fotografieren.
      Aber Ihre Idee ist natürlich um einiges schärfer 😉

      Schöne Grüsse aus dem feinen Bembelland, Herr Ärmel

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  5. Hat die Polizei Sie angesprochen?

    Hat jener in der FR zitierte Politiker danach sein Amt aufgegeben oder ‚durfte‘ man sich so tatsächlich noch äußern damals?

    „Mögen“ Sie tatsächlich jenen anderen Politiker oder aber das, was Sie als eine der Folgen seiner Politik sehen?

    Sie merken, Ihr Text entlockt den Lesern Fragen. Einen heiteren Sonntag!

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    • Guten Abend Herr Zeilentiger. Ihre Fragen beantworte ich wie folgt:
      1. Wir sind nicht angesprochen sondern eingehend gemustert worden.
      2. Nein, er musste sein Amt nicht aufgeben. Es handelt(e) sich schliesslich um einen Politiker. Die Opposition um den CDU Rechtsaussen Dregger war auch nicht zimperlicher. Hessen schätzen einen derben Humor durchaus 😉
      3. Ich mag Politiker als Menschenschlag nicht. Also auch ihn nicht. Ich mag zunehmend die Auswirkungen seiner Politik auf die mitteleuropäischen Staaten.

      Den heiteren Sonntag hatten wir auf jeden Fall – herzlichen Dank für Ihren Gutwunsch.
      Ich wünsche einen gesegneten Feierabend und eine gute Zeit.

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      • Danke, Herr Ärmel, dass Sie auf meine Fragen eingegangen sind! Punkt 2 verstört mich noch immer ein wenig. (Ist es folgerichtig, daraus zu schließen, dass ich kein Hesse bin? ;))
        Auch Ihnen eine gute Zeit!

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  6. ich geb Ihnen fast wie immer recht, Monsieur Ärmel.

    Knipsen ist was für Leute mit Händchen. Wollte gerne, ich hätte eins. Sagen wir’s mal so, ich kriege recht brauchbare Fotos hin, aber das sind oft keine Bilder – und zum guten Glück sehe ich das ein und überschwemme die Welt nicht mit dem, von was sie eh schon genug hat.

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    • Ich bin mir sicher, Sie haben die wichtigste Voraussetzung : die sehenden Augen. Händchen sind jedoch auch wichtig, die betreffen die technischen Aspekte. Und die sind erlernbar wenn man sich ein wenig Mühe gibt und übt.

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